*O.k., Decke hoch, Topf leer, Decke zu!*

Bericht

von  bratmiez

Eigentlich sollte ich nicht über das Defäkieren schreien, weil es sich nicht gehört und so. Natürlich meinte ich "schreiben" und nicht "schreien"!
Wer schon einmal in einem Krankenhaus lag, wird sicher wissen, dass einem bei der Visite immer wieder diese eine peinliche Frage gestellt wird: "Hatten Sie heute schon Stuhlgang und wie war die Konsistenz?"
Was soll man da antworten?
"Ja, Herr Doktor, ich habe geschissen und es fühlte sich an, als hätte ich eine Banane ´rausgedrückt."
oder:
"Nein, Mister Medizinmann, ich kann das nur zu Hause."
Meine Fresse, die interessieren sich auch für jeden Scheiß.
Ich gewöhnte mir dann an, es ausführlich zu beschreiben:
"08:45,44elf5 Uhr, der Kessel drückte, Klo aufgesucht, war leider besetzt, es wurde kritisch, zweikommadrei Minuten später endlich die Erlösung: ahhhh! - mittelbraun, leicht schlierig, ca. 500 Gramm. Reicht das?"
Danach bestand ich auf eine ausführliche Diagnose.
Die bekam ich natürlich nicht, deshalb bat ich die Schwester mir eine Windel umzulegen.
Am nächsten Tag, als die Frage kam, schmiss ich die Bettdecke zur Seite und öffnete die Klettstreifen. "So sieht es aus.", sagte ich.
Mein Zimmernachbar Karl, der wegen eines Blinddarmverdachtes eingeliefert wurde, musste lachen.
24 Stunden später fand die Visite in der Besuchszeit statt. Ich zeigte auf den Nachttopf neben meinem Bett aber das interessierte plötzlich keinen mehr.
Karl musste sich auf die Seite legen. Meine Tante Erna schaute neugierig zu, als er anal untersucht wurde.
"Karl, Sie haben es nicht mit dem Blinddarm. Sie haben einen doppelseitigen Leistenbruch."
Er wollte wissen, was jetzt passieren sollte.
"Wir operieren Sie morgen früh um 07:00 Uhr, bleiben Sie bitte nüchtern. Den Blinddarm schnippeln wir auch gleich mit raus."
Als die Ärzte das Zimmer verließen, machte ich sie erneut auf den Haufen neben meinem Bett aufmerksam. - Keine Reaktion. Hmm ...
Karl durfte nichts mehr zu sich nehmen und ich verschlang mit Dank seinen Nachtisch (nicht Nachttisch). Lecker! Das war so ein Himbeerkompott.
In der nächsten Nacht wurde er wieder auf unser Zimmer gebracht.
Wenn er in den kommenden zwei Stunden nicht auf´m Topf war, müsste man ihm einen Katheder legen, sagte er.
Oh-Oh, der Typ tat mir leid, deshalb setzte ich mich auf seinen Pott und verrichtete mein Geschäft. Was ich allerdings nicht bemerkte, war, dass es nicht nur vorne- sondern auch hintenrum kam. Ich bin nämlich gegen diese Himbeeren ziemlich allergisch.
Jetzt war das Chaos perfekt. Karl hatte keine Pisse im Kübel und ich hatte Durchfall.
Wohin nur mit dem Zeug? Er zeigte auf das dritte Bett im Raum.
Als Kassenpatient liegt man in Mehrbettzimmern, weißt Du?!
Jeden Moment hätte die Schwester hereinkommen können.
O.k., Decke hoch, Topf leer, Decke zu!
"Ich glaub, jetzt geht es.", sagte er und pinkelte in meinen Pott.
"Fein!", dachte ich, als im selben Moment der dritte Patient eingeliefert wurde ...

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (09.04.08)
Boah, ihr habt gemischte Zimmer, werdet nach simplen OPs nicht sofort zum WC gescheucht und kriegt sogar eine Rektal-Untersuchung, wenn bloß der Appendix zwackt? Sogar Kassenpatienten?
Hier wirst du zwei Stunden nach nem Kaiserschnitt schon auf die Beine gestellt, kannst allein das Tö aufsuchen und am gleichen Tag abends duschen. Nur Futter kriegst du an dem Tag nicht, erst am Tag danach - und die Visite ist die einzige Zeit, in der endlich der Besuch des Bettnachbarn mal aus dem Zimmer gejagt wird. Verdauungsfragen stellt nur die Schwester, die dich morgens um halb sechs weckt und wedelt verheißungsvoll mit dem Säftchen oder Klistier, wenn du drei Tage bockig den Kopf schüttelst.

Liebe Grüße, Sabine

 bratmiez meinte dazu am 09.04.08:
ich hatte sogar ne kuhglocke aufm zimmer, welche als notklingel diente und waschmöglichkeiten oder toiletten gabs nur aufm flur. jeweils 2 für 25 patienten. ich sag dir: dort gehe ich nienie wieder hin!
danke übrigens fürs lesen!
miao ;o)

 Omnahmashivaya antwortete darauf am 09.04.08:
lol, war das im letzten Jahrhundert?

 Omnahmashivaya (09.04.08)
Erinnert mich stark an eigene Erfahrungen aus dem Krankenhaus. Lag mal selbst drin, allerdings nur wegen einer OP am Bein (aber dann scheißt man ja trotzdem) und war ein Jahr lang im KH tätig. Da kann man sich dann ein eigenes Bild davon machen ... Das nur dazu. Zum Text. Er hat mir wieder gut gefallen und spätestens beim Nacht(t)isch musste ich an damals denken. :) Das ist nun genau 10 Jahre her. Wie die Zeit vergeht. Der Text hat viele Assoziationen geweckt und meine Lachmuskeln ebenfalls arg strapaziert. Dafür danke ich dir, denn das brauchte ich heute am frühen Morgen. Nach meinem Durchfall gestern (ich sage nun nicht, ob bildungsbedingt oder darmbedingt oder kaputter Holzboden oder Scherz). Grüßli von Sabine

 Omnahmashivaya schrieb daraufhin am 09.04.08:
Ein eigenes Bild von manchen Menschen, Zuständen und Töpfchen meine ich. So ganz krass wie bei dir ging es natürlich nicht ab. Aber die Gespräche über andere Patienten, Ärzte und Krankenschwestern waren zum Teil annähernd amüsant.

 bratmiez äußerte darauf am 09.04.08:
joa, aber es gibt auch ausnahmen ... irgendwo ... denke ich?!
danke! ;o)
#St#Störf#Störfaktor (30)
(09.04.08)
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 bratmiez ergänzte dazu am 09.04.08:
ich weiß ;o). danke!
Zeitreisender (40)
(10.04.08)
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JeanDark (21)
(11.07.08)
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