Pergament

Kurzgedicht zum Thema Denken und Fühlen

von  Isaban

Und wie zum ersten Mal berührt
will ich Gesagtes neu verstehn
will glauben was wir tun
mit Lippen Zunge Mund
als trügen wir Gelebtes nicht
und unter dünner Haut

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Kommentare zu diesem Text

Caterina (46)
(06.12.08)
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 Isaban meinte dazu am 06.12.08:
Schaffst du schon, Tine.
Caterina (46) antwortete darauf am 06.12.08:
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 Isaban schrieb daraufhin am 06.12.08:
Nach meinem Empfinden ist das "dünn" nicht über, Tine. Der Titel kann (ebenso wie der gesamte Text) auf mehr als nur eine Weise betrachtet werden. Ohne das "dünn" jedoch käme man nur schwer auf das "Durchschimmern", auf den Zusammenhang zum unbeschriebenen Blatt, zum Tattoo u.s.w.; das Bild wäre nicht komplett.

Deine Interpretation ist eine sehr spannende und in sich geschlossene.
Hab vielen Dank für deine Rückmeldung.

Liebe Grüße,
Sabine
(Antwort korrigiert am 06.12.2008)
Cora (29) äußerte darauf am 18.07.19:
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 Isaban ergänzte dazu am 18.07.19:
Gut und stimmig interpretiert, liebe Cora, herzlichen Dank für die Rückmeldung.

Zeitknappe, aber liebe Grüße von
Isaban

 Ingmar (06.12.08)
"als trügen wir Gelebtes nicht
und unter dünner Haut"

hält das stand, trägt das? da das gedicht beginnt mit 'und wie...', mit einem vergleich also, soll es mit einem anderen vergleich auch aufhören?! vergleiche ich die vergleiche, ist mir der erste näher. weil das ist wundervoll:

"Und wie zum ersten Mal berührt
will ich Gesagtes neu verstehn
will glauben was wir tun
mit Lippen Zunge Mund [...]"

ein liebesgedicht, eine liebeserklärung an die sprache, ein vertrauensversprechen ans sprechen, an sätze, an worte. aber der schluss scheint mir nicht stimmig, scheint mir entfernt von der eigentlichen aussage, von eben diesem sprechen, von lippen, zunge, mund. oder versteh ich nicht?

ingmar

 Isaban meinte dazu am 06.12.08:
Doch, doch, die erste Hälfte des Textes verstehst du vollkommen richtig, lieber Ingmar.

Nur scheint leider in meinem Text nicht richtig rüberzukommen, was ich mit den beiden letzten Versen und der mangelnden Interpunktion, den nicht vorhandenen "Vorzeichen" bzw "Satzabschlüsse" ausdrücken wollte. Schitte aber auch!

Diese letzten beiden Verse kann man (zumindest war es so von mir angedacht) wie ein Wackelbild - je nach Perspektive - auf verschiedene Weisen betrachten.

Zum Beispiel so, als redeten das lyrische ich und das lyrische Du nur so, als ob sie keine bereits gemachten Erfahrungen zu tragen hätten, als gäbe es kein "Gelebtes", das man permanent wie ein "Unterhaut-Tattoo" mit sich trägt.

Oder so, dass sich ein nicht ganz unbelecktes LI für einen ganz bestimmten Menschen (oder für eine ganz bestimmte Gelegenheit, für das, was gesagt wurde, für seine neuen Wege) die Unschuld zurückwünscht, das Unbeeinflusste, das Reine, Nackte, das Urvertrauen, das einmal da war, bevor sich die Runen unter die Haut ritzten. So, dass dieses LyrI die alten Kerben nicht mehr gelten lässt, sondern den Worten ganz neu vertrauen will.

So, dass in diesem Falle das lyrische Ich bereit ist, sich noch einmal in Glauben, in reines Vertrauen zu stürzen, bereit ist, sich von alten Wegen, Stützen, Regeln, Formeln und Misstrauen zu befreien, bereit ist, sich ohne jede Rüstung so auszuliefern, als hätte noch nichts und niemand Narben verursacht - und das, obwohl es um den Preis weis, den dieses Loslassen der sicheren Rüstungen vielleicht kosten kann.

Letztere Auslegung gefällt mir natürlich sehr viel besser als erstere.

ein liebesgedicht, eine liebeserklärung an die sprache, ein vertrauensversprechen ans sprechen, an sätze, an worte

Deine Interpretation hier ist wunderschön und auch ganz klar in meinen Intentionen enthalten. Aber auch die (anscheinend von mir unzureichend dargestellte) Ambivalenz der letzten beiden Verse finde ich wichtig für ein rundes Bild.


Liebe Grüße,
Sabine

 DanceWith1Life (06.12.08)
Ich stell mir vor, du würdest dich mit jemand über den Unterschied zwischen denken und fühlen unterhalten.
Und kein passendes Beispiel finden, die Unterhaltung versandet, verliert sich in Nebensächlichkeiten, wird fast zu einer Art Kleinkrieg, weil der eine einen gedachten und der andere einen gefühlten Standpunkt vertritt.
Die beiden kommen auf keinen grünen Zweig und suchen nach der Ursache, gleichzeitig dreht sich das Lebensrad weiter und jetzt erleben sie das gleiche mit vertauschen Rollen.
Und reden in Gedanken immer noch weiter.
Und dann liest jemand eine Stelle in einem Gedicht, die seinen Standpunkt beschreibt, und er schreibt, nur hin,
genau, das meinte ich die ganze Zeit.

Deine Erläuterungen zu Ingmar`s K bestätigen mein Gefühl, dass es um genau solche Erfahrungswelten geht, die mich beschäftigten.
Dein Gedicht ist daher wohl nicht ungenau oder zu vage, sondern genau das, was es immer ist, die sichtbare Spitze des Eisbergs, und natürlich will jeder in "seinem kleinen unsinkbaren" Boot wissen... wir haben ja gehört, was mit der Titanik passiert ist.

Braucht man für Gedichte eigentlich einen Führerschein? (dass das in Deutschland so heißen darf, ist eigentlich schon Vergangenheitsbewältigung).
(Kommentar korrigiert am 06.12.2008)
(Kommentar korrigiert am 06.12.2008)

 Isaban meinte dazu am 06.12.08:
Was kann man für sein Gedicht mehr wollen, als dass ein Leser sich derart dort verliert und wiederfindet? Dein Versenken in die Zeilen ist mir ein großes Lob, Robert. Danke für deine Rückmeldung.

Liebe Grüße,
Sabine
(Antwort korrigiert am 06.12.2008)

 Didi.Costaire (06.12.08)
Was trägt das trügt auf dünnem Eis.
lg, didi

 Isaban meinte dazu am 06.12.08:
Was trägt merkt man erst, wenn's knirscht. Aber ist das ein wirklich guter Grund, nie wieder einen Hupfer zu machen?

 AZU20 (06.12.08)
Das ist nicht so ganz einfach, liebe Sabine, vor allem wenn die
Haut dünn geworden ist. LG

 Isaban meinte dazu am 06.12.08:
Das ist das Risiko, wenn man altbekannte Wege verlässt, lieber Armin, auch wenn nicht an jeder Waldwiese der böse Wolf lauert.
Ich danke dir für deine Rückmeldung und wünsche dir einen schönen Nikolaustag und ein gemütliches 2. Adventswochenende.

Liebe Grüße,
Sabine
Pusteblume (28)
(07.12.08)
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 Isaban meinte dazu am 07.12.08:
Eine wundervolle Interpretation, Schnegge!
(Na gut, ich verzeihe dir so grade eben noch mal.)

Liebe Grüße, M.
(Antwort korrigiert am 07.12.2008)
Wildhüter (51)
(08.12.08)
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 Isaban meinte dazu am 18.07.19:
Hallo Tina,
verzeih die späte Antwort.
Aber ja, jeder Leser darf die Verse auf seine ganz eigene Weise interpretieren - und deine Interpretation ist ebenfalls in sich stimmig und ganz gewiss nicht textfern, auch wenn sie nicht unbedingt meinen Intentionen entspricht. Hab vielen Dank für deine Rückmeldung.

Liebe Grüße,
Sabine
Cora (29)
(18.07.19)
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 Isaban meinte dazu am 18.07.19:
Hallo Cora,

gemeint ist: als trügen wir Gelebtes nicht (mit uns) und (dieses) unter dünner Haut. Natürlich verdichtet
"als trügen wir Gelebtes nicht
und unter dünner Haut" die Aussage - aber so ist das wohl mit dem, was wir mit uns schleppen, man muss es ab und an überdenken/sortieren, um die Zusammenhänge/das Wesentliche/das wirklich Wichtige zu erspüren und das, was war, neu zu gewichten.

Liebe Grüße
Isaban.
Cora (29) meinte dazu am 18.07.19:
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 claire.delalune (18.07.19)
Melancholisch-hoffnungsvoll-schön.
LG
Kathrin

 Isaban meinte dazu am 18.07.19:
Vielen Dank!
LG
Sabine
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