20. Monster oder Mythos? [20]
Schundroman zum Thema Andere Welten
von DIE7
„Ein Jätti!“ Fynn Lander war einer der wenigen Menschen, die wussten, was da aus der Kiste gesprungen war und drei grobe Kerle in der Luft zerrissen hatte, als wäre das ein Spaziergang.
Zweifellos hatte er hier einen Jätti vor sich, einen Villi-Ihminen, wie er sie aus seiner alten Heimat Lappland kannte. Die weiße Mähne war typisch für diese Hominiden, die sich mit ihrem rötlichen, gestromten Fell kaum von den Flechten abhoben und auch im Schatten der Kiefernwälder perfekt getarnt waren. Vor allem während der Polarnacht mit ihrem bläulich schimmernden Halbdunkel und der Aurora borealis als die einziger Lichtquelle.
Doch waren die Jätti, der Name leitete sich von Jättiläinen, Riese, ab, äußerst scheue Wesen. In Turku, der alten Hauptstadt, wo die Herrscher der Vorzeit einige Exemplare in den Zwingern ihrer Burggräben gehalten hatten, war die Erinnerung an sie schon lange zu Geschichten verblasst, mit denen man Kinder erschreckte. Selbst in "Suomen Lappi" dem finnischen Teil Lapplands, erhaschten nur äußerst erfahrene Fallensteller, die sich über viele Monate tief in der Wildnis aufhielten, einen flüchtigen Blick auf die wilden Gesellen. So wurden sie selbst im Norden Finnlands zu Sagengestalten, über die man sich an den Feuern erzählte. Dabei brauchten die Jätti, die sich überwiegend pflanzlich ernährten, kein Kräftemessen zu fürchten, denn selbst der Jääkarhu, der Weiße aus dem Eis, war ausgewachsenen Exemplaren unterlegen, und Wolfsrudel machten einen Bogen um die bärengroßen und starken Einzelgänger. Vielmehr schienen sie aus Gründen, die schon zu weit zurück liegen mochten, als dass jemand sie kannte, jeder Begegnung mit Menschen auszuweichen. Bis auf wenige Tage im Jahr, wenn die Polarnacht sich nur ein paar blaue Stunden lang lichtete.
Wie also um Gottes Willen war dieser Jätti nun nach Jesterfield gekommen? Wer waren die Menschen, die ihm das angetan hatten, ihn in eine Kiste gesperrt auf einem Schiff hierher zu verfrachten, und feindseligen Grobianen auszuliefern. Jesterfield lag weit abseits des Stammlands der Jätti, und Städte waren wahrlich nicht das passende Habitat für Geschöpfe, die gerne yksin, einsam waren. Der Jätti gehörte nicht hierher, und er, Fynn Lander, auch nicht. Die Welt, wie er sie auf seiner „Sinterklaas“ in Richtung Pazifik verlassen, er fand sie bei seiner Rückkehr verändert vor, sie stank nach Petroleum, war angefüllt mit lauten, metallenen Geräuschen und selbst die Nacht war fremd, schien geschwächt, wurde von fremden, gleißenden Lichtern aus dem Hafen mit seinen unwirklich gigantischen Kränen in die hintersten Ecken getrieben.
Das war nicht sein Jesterfield, dass er kannte, das ihm willkommener Zwischenstopp und Handelsplatz auf seinen Fahrten von Nord nach Süd war. Was noch würde erst bei Tagesanbruch auf ihn zukommen, wenn die Lagerarbeiter zur Frühschicht kämen? Die drei Toten fänden – und ihn, Fynn Lander, einen Fremden, der hier nichts zu suchen – und noch weniger eine Erklärung dafür hatte, was sich hier vor wenigen Minuten abgespielt hatte, und erst Recht nicht dafür, was ihm selbst zugestoßen war.
Fynn fasste den Entschluss, dass es besser wäre, wenn man weder auf die Toten, noch auf ihn aufmerksam würde. Hastig verließ er die Halle, sammelte sie ein und warf sie in einen Container, der offensichtlich zur Entsorgung von Abfall bereitgestellt worden war. Heftiger Regen setzte ein, und Lander zog sich in die Halle zurück, um sich den Rum, ein paar Decken und Vorräte zu holen und dem Jätti in die Ruine zu folgen. Fynn lachte in sich hinein – ein Fabelwesen war ihm in dieser Nacht vertrauter als das, was er bis zu dieser Nacht als Alltag angesehen hatte. Doch war da noch das Brot, das nach Brot duftete und wie Brot schmeckte, Wurst und Speck schmeckten vorzüglich, und der Rum, ja, der Rum war dafür, dass jemand ihn im Nebenraum einer Lagerhalle hatte stehen lassen, von ausgezeichneter Qualität.
Fynn schnürte ein Bündel und machte sich auf den Weg zur Ruine, in der auch der Jätti verschwunden war.
Zweifellos hatte er hier einen Jätti vor sich, einen Villi-Ihminen, wie er sie aus seiner alten Heimat Lappland kannte. Die weiße Mähne war typisch für diese Hominiden, die sich mit ihrem rötlichen, gestromten Fell kaum von den Flechten abhoben und auch im Schatten der Kiefernwälder perfekt getarnt waren. Vor allem während der Polarnacht mit ihrem bläulich schimmernden Halbdunkel und der Aurora borealis als die einziger Lichtquelle.
Doch waren die Jätti, der Name leitete sich von Jättiläinen, Riese, ab, äußerst scheue Wesen. In Turku, der alten Hauptstadt, wo die Herrscher der Vorzeit einige Exemplare in den Zwingern ihrer Burggräben gehalten hatten, war die Erinnerung an sie schon lange zu Geschichten verblasst, mit denen man Kinder erschreckte. Selbst in "Suomen Lappi" dem finnischen Teil Lapplands, erhaschten nur äußerst erfahrene Fallensteller, die sich über viele Monate tief in der Wildnis aufhielten, einen flüchtigen Blick auf die wilden Gesellen. So wurden sie selbst im Norden Finnlands zu Sagengestalten, über die man sich an den Feuern erzählte. Dabei brauchten die Jätti, die sich überwiegend pflanzlich ernährten, kein Kräftemessen zu fürchten, denn selbst der Jääkarhu, der Weiße aus dem Eis, war ausgewachsenen Exemplaren unterlegen, und Wolfsrudel machten einen Bogen um die bärengroßen und starken Einzelgänger. Vielmehr schienen sie aus Gründen, die schon zu weit zurück liegen mochten, als dass jemand sie kannte, jeder Begegnung mit Menschen auszuweichen. Bis auf wenige Tage im Jahr, wenn die Polarnacht sich nur ein paar blaue Stunden lang lichtete.
Wie also um Gottes Willen war dieser Jätti nun nach Jesterfield gekommen? Wer waren die Menschen, die ihm das angetan hatten, ihn in eine Kiste gesperrt auf einem Schiff hierher zu verfrachten, und feindseligen Grobianen auszuliefern. Jesterfield lag weit abseits des Stammlands der Jätti, und Städte waren wahrlich nicht das passende Habitat für Geschöpfe, die gerne yksin, einsam waren. Der Jätti gehörte nicht hierher, und er, Fynn Lander, auch nicht. Die Welt, wie er sie auf seiner „Sinterklaas“ in Richtung Pazifik verlassen, er fand sie bei seiner Rückkehr verändert vor, sie stank nach Petroleum, war angefüllt mit lauten, metallenen Geräuschen und selbst die Nacht war fremd, schien geschwächt, wurde von fremden, gleißenden Lichtern aus dem Hafen mit seinen unwirklich gigantischen Kränen in die hintersten Ecken getrieben.
Das war nicht sein Jesterfield, dass er kannte, das ihm willkommener Zwischenstopp und Handelsplatz auf seinen Fahrten von Nord nach Süd war. Was noch würde erst bei Tagesanbruch auf ihn zukommen, wenn die Lagerarbeiter zur Frühschicht kämen? Die drei Toten fänden – und ihn, Fynn Lander, einen Fremden, der hier nichts zu suchen – und noch weniger eine Erklärung dafür hatte, was sich hier vor wenigen Minuten abgespielt hatte, und erst Recht nicht dafür, was ihm selbst zugestoßen war.
Fynn fasste den Entschluss, dass es besser wäre, wenn man weder auf die Toten, noch auf ihn aufmerksam würde. Hastig verließ er die Halle, sammelte sie ein und warf sie in einen Container, der offensichtlich zur Entsorgung von Abfall bereitgestellt worden war. Heftiger Regen setzte ein, und Lander zog sich in die Halle zurück, um sich den Rum, ein paar Decken und Vorräte zu holen und dem Jätti in die Ruine zu folgen. Fynn lachte in sich hinein – ein Fabelwesen war ihm in dieser Nacht vertrauter als das, was er bis zu dieser Nacht als Alltag angesehen hatte. Doch war da noch das Brot, das nach Brot duftete und wie Brot schmeckte, Wurst und Speck schmeckten vorzüglich, und der Rum, ja, der Rum war dafür, dass jemand ihn im Nebenraum einer Lagerhalle hatte stehen lassen, von ausgezeichneter Qualität.
Fynn schnürte ein Bündel und machte sich auf den Weg zur Ruine, in der auch der Jätti verschwunden war.