Fragen, die keine Antwort bereit halten...

Tagebuch

von  ZornDerFinsternis

Ein Leben; ein Dasein, das keinen Wert trägt und nie einen besessen zu haben scheint. Viele Jahre hat man im Schwarz der Nächte nach einem Schatz, einem Wert für sein Dasein gesucht - nach einer Antwort auf die Frage nach dem "Warum?". Ziellos durch sternenlose Nächte gewandelt - ohne auch nur einen Schimmer von Licht zu sehen. Mit offenen Augen durch die Finsternis gewandert - doch, die Augen immer vor der Wahrheit verschlossen. So viel Leid und Schmerzen kamen des Weges, so viel Hass hat dieses Wesen gesehen. Hat so wenig Liebe erfahren, dass es Angst vor der Nähe anderer hat. Kann nicht mehr lachen, und nicht mehr weinen. Erkennt sich nicht mehr, wenn der Blick in die Schluchten seiner leeren Augen fällt. Kann keine Gefühle mehr geben - keine Liebe, keine Wärme, keine Geborgenheit mehr spenden. Es tut mir leid, dass ich kein Wesen des Lichts, der Reinheit, der Schönheit mehr bin, und es zuvor auch nie gewesen bin. Glaube mir, ich würde alles tun, damit dein Leben ein besseres sein könnte. Ich würde all deine Schmerzen auf meine Schultern nehmen, wenn es dir dieses wertlose Leben im ewigen Schweigen der Nacht, einfacher machen würde. Ich frage mich, wie du aus dieser Festung aus Pein und Erniedrigungen entfliehen konntest, wenn deine Flügel alles sind, was ich noch in meinen Händen halte. Ich frage mich, wo du jetzt bist und wieso du zulässt, dass ich die Menschen, die mir als einziges blieben - die mir alles bedeuten, verletze und von mir weise? Ist das deine Strafe für mich, weil ich dich zu wenig, oder doch zu sehr, geliebt habe?... Egal, was dieses Wesen in seinem unnützen Leben begonnen hat, es hat nichts als Enttäuschungen und Schande gebracht. Es tut mir leid, dass ich niemanden je habe "glücklich" machen, oder habe beschützen können... Und so ziehe ich weiter in die Nacht, die nie im Tage enden wird. Suche weiter vergebens nach einem Hoffnungsschimmer im finstersten Grau, der mich sicher an das Ende dieser Nacht führen würde - der mich sicher ans andere Ufer bringt. Schreie und verstumme doch. Tränen habe ich keine mehr. Als ich das letzte Mal in deine Augen sah, spürte ich, wie sehr du mich verachtest - wie sehr du mich hassen musstest. Jedes Wort, dass du mich "lieb" hast, war eine Lüge. Habe dir geglaubt, dir vertraut - war mir so sicher, dass du mir nicht wehtun würdest. Es tut mir leid, dass ich mein letzes Hoffen an dich gab. Ich werde kein Vertrauen mehr geben, da es eh nie den Aufrichtigen erreichen würde. Danke, dass du mir das Lachen weggenommen, und mir nur den bittersüßen Schmerz gelassen hast. Alle meine Wege führen ins Nichts. Egal wie lange ich auch suchen würde, den Weg, der mich an jenen Ort zurückführt, von dem ich einst kam, den Ort, den man "Zuhause" nennt, ich werde ihn in dieser Schwärze nie mehr wieder finden. Werde nie mehr wissen, was es heißt, wenn jemand sagt "ich hab' dich lieb". Irre weiter auf meinem Irrweg durch die Nacht. Suche noch immer nach dir, obgleich ich sicher bin, dass du mir nie mehr auf den verlassenen Pfaden dieser gottlosen Welt, wieder begegnen würdest. Doch ich glaube immer noch daran, dass du bei mir bist - auch, wenn ich dich nicht sehen kann. Ziehe tiefer in die Nacht. Die kargen, schwächlichen Baumskelette fliegen an mir vorbei. Der Mond scheint auch in dieser Nacht wieder nicht. Kein Stern erhellt die Nacht und gibt ein Gefühl von Sicherheit. Kein Vogel bricht das eiskalte Schweigen mit einem Lied von Freiheit. An diesem Ort zeugt nichts mehr von Schönheit oder Reinheit. Diese Welt ist voller Lügen, und die größte Lüge ist mein Dasein. Bedeutungslos, wie eine einzige kleine, dreckige Träne im tosenden Ozean. Das Leben ist eine Hure, genau wie die Liebe - eine kleine, dreckige Hure. Der Schmerz treibt mich durch die Finsternis. Stehe an einem See. Glänzt so majestätisch und erhaben inmitten der dunklen Nacht. Sehe meine Augen in seiner Weite. Sehe seinen Schmerz, der dem meinem so gleich ist. Sehe seine Angst am Grunde ruhen. Ziehe meine Stiefel aus, und lasse sie am Rand; am Ufer des Vergessens, zurück. Habe so lange das Vergessen gesucht. Wusste nicht, ob ich es je finden würde. Denn, du lässt mich nicht. Deine Hände, halten mich immer noch fest. Dein Blick spricht immer noch in Hass und Zorn. Deine Worte schwirren noch immer durch meine Gedanken - jedes Bild, egal wie sehr ich versuchte es zu verbannen, jedes Bild ist noch immer in meine Gedanken gebrannt. Schreite mit gesenkten Haupt in den See. Spüre, wie sich die kalte Nässe in meine Sachen zieht. Wie das kühle Nass sich um meine Beine schlängelt. Die Morgensonne müsste hinter den großen Bäumen langsam in einem warmen Gold ihren Weg an den Himmel finden, aber ich kann sich nur erahnen, meine Augen sind geschlossen. Zu groß die Scham, dass mein Blick einen der anderen Wesen treffen könnte. Zu groß der Ekel, den ich für mich empfinde. Ziehe weiter, in die Tiefe. Meine Haare sind nass. Lasse das müde Haupt ins Wasser fallen. Das Rauschen der Tiefe erfüllt mich. Öffne meine Augen. Schwärze. Einsamkeit. Ich hoffe, dass deine Augen und ihr zornerfüllter Blick, nicht das Letzte sind, was ich sehen werde. Die Luft bleibt aus. Regeungslos treibe ich auf dem bleichen Meer dahin, wie das blasse Vollmondlicht, das langsam stirbt. Meine Lippen sind blau. Meine Augen immer noch so furchtbar leer. Kein Atem, keine Bewegung mehr, die von Leben zeugen könnte. Habe meine "Vernunft" mit den Stiefeln am Ufer zurückgelassen. Habe das Ende dieser Reise endlich erreicht - den letzten Hafen dieser Reise passiert. Bin dem Tod vor Anker gegangen... Hatte keine Erwartungen mehr zu erfüllen, denen ich nicht gerecht werden konnte, so sehr ich es auch gewollt hatte. Habe eine Brücke gefunden, die Tod und Leben zusammenführt. Habe diese eine, letzte Reise mit meinem Blut bezahlt. Werde jetzt wieder dein erblindeter Nordstern sein - habe meine Augen; mein Sehen und mein Lachen wiedergefunden, jenseits... dieser Welt. Ich liebe dich, auch, wenn ich nie die Richtige sein könnte...

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

merlinpetrus (33)
(01.05.09)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
blaubeermund (26)
(14.06.09)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 ZornDerFinsternis meinte dazu am 14.06.09:
Ich danke dir vielmals, liebe Jules.
Fub (24)
(04.05.10)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 ZornDerFinsternis antwortete darauf am 07.05.10:
Vielen, vielen Dank. Ich hoffe, diese Reise wird dir, uns, erspart bleiben und das Leben und auch die Freude werden uns mal wieder dichter an sich heran lassen. Liebe Grüße, Anni
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram