Scherbenwald

Tagebuch zum Thema Leid

von  ZornDerFinsternis

Lautlos raunt der kalte, schneidende Wind durch die dunkle Nacht. Ängstlich zitternd, das Leben verachtend, an einen Baum geschmiegt, schläft einsam dies' kleine Wesen im finstren Wald.
Dringe ein ins Reich seiner absurden Träume. Träume von einer "besseren", "heilen" Welt. Einer Welt, in der man sich nicht zu schämen braucht, weil man "anders" oder "hässlich" ist. Dieses Kinde, es erbaut sich im Schlafe eine neue Welt, eigens für sich - eine Welt, für Wesen "2. Klasse". Träumt von einem Ort, an dem Zeit und "Liebe" keine Rolle spielen und es keinen Platz für Gefühle gibt. Eine Welt... eine bunte, schillernde Kinderwelt in einer Seifenblase, die niemals an harten Felsen zerschellt.
Ziehe tiefer in die Fabelwelt hinein. Alles ist leer, und doch voll von Nichts. Das Kind das eben noch so froher Dinge war erwacht. Schweißgebadet. Ängstlich. Zitternd. Weinend. Einsam...
Diese Welt, die es sich als Ausweg schuf, zerbrach zum tausendsten Male. Wieder verlor es jeglichen Halt. Schrie und schrie, und blieb doch stumm. Irrt erblindet durch die Nacht und hofft an ihrem Ende, sein eigenes zu finden. Kraftlos schleppt sich der kränkliche, müde, geschundene Leib durch die berstende Kälte. Der Blick immer noch trüb. Leer - eiskalt. Jegliche Emotionen gingen verloren. Menschen starben. Menschen spottenten über dieses Kind, das nie fähig war sich zu wehren. Hatte immer zu Angst. Angst, andere zu verletzen. Angst. Angst, wieder allein dazustehen. Angst. Angst, selbst wieder so brutal verletzt zu werden.
Der Tod war und ist, das Einzige, das Hoffnung gab. Das dem Wesen half, die Kraft und den Mut aufzubringen, jeden Tag auf's Neue aus leeren, angsterfüllten Träumen zu erwachen. Das ihm die Kraft gab, in die leblos starrenden Augen im Spiegel zu blicken - ohne sich zu übergeben und sich vor lauter Ekel vor sich selbst, aufzugeben. Seine Schritte werden lahm. Es kann nicht mehr weiter. Der Weg ist zu steinig und lang. Die Wegweiser irreführend. Stille... Kein Wort, das je an seine Ohren drang. Kein Wort von Liebe. Kein Wort von Hoffnung. Kein Wort der "Freundschaft" . Hass und Lügen fanden als einzige den langen Weg durch den Lärm der Stille. Nur der Hass und die Angst fanden den Weg in das kleine Herz, das doch immerzu nur geliebt hat, und selbst, nur ein wenig, geliebt werden wollte. Wärme und Glück, das hielt dieses Wesen immer für unnahbar - unerreichbar. Hat nie kennenlernen dürfen, was "Liebe" wirklich bedeutet. Dachte es sei etwas "schönes", "warmes", "herzliches". In Wirklichkeit aber, ist "Liebe" nur eine Qual. Kalt. Erbarmungslos. Niederreißend. Entmutigend. Schmerzend...
Kann sich in dem eisigen Wald; dieser eisigen Kälte, nicht mehr fortbewegen. Fällt auf die Knie und zieht sich mit letzten Kräften an den felsigen Abgrund heran.
Alle Knochen schmerzen ihm. Jede Faser seines Herzens ist getränkt von einer giftigen, todbringenden Substanz. HAt so viel Leid durchlebt. So viele Menschen haben nach ihm getreten, geschrien, geschlagen. Doch, dieses Kind, es liebt immer noch. Und nicht diese "Liebe", wie ihr sie nennt... Nein, es liebt nicht auf diese verlogene Art und Weise. Nein, es liebt nicht die parasitistische "Liebe" der Heuchler - es liebt die Liebe der Engel; der Sanftmütigen. Der Träumer. Der verlorenen Seelen...
Es liebt mit seinem kaputten Herzen. Es liebt die Menschen, die es am meisten hassen. Es liebt jene, die nach ihm schlugen. Nach ihm schrien. Die nur "Gutes" ihm wollten, und ihm doch nur Abneigung gaben. Es liebt den Schmerz, die grausige Erinnerung. Es liebt aus letzter Kraft; hält sich am Schmerze fest, weil er der Einzige ist, der sich an sein Herz klammert und ihm "Liebe" schenkt.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

Fub (24)
(05.05.10)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram