5. Rot
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6. Colour my Life

Text zum Thema Leben

von  Erdbeerkeks

Wir sehen uns öfter und öfter und mit jedem Tag erscheint sie mir schöner. Von Mal zu Mal strahlen ihre Augen mehr, von Mal zu mal wird ihr Lächeln glücklicher und mehr und mehr Farbe kommt in ihr früher so ungesund blasses Gesicht. Sie redet mehr, sie lacht, sie lebt und vorallem liebt sie und das ist mehr, als ich je gewagt habe, zu verlangen. Jedes Mal, wenn ich sie sehe, erfüllt mich so ein Gefühl dieser stillen Zufriedenheit. Ich sehe sie an und mir geht es gut, weil ich weiß, dass das alles mein Verdienst ist; weil ich sehe, was aus ihr geworden ist und was sie aus mir gemacht hat.
„Ohne Geschichte wären wir wohl nichts.“, sage ich still lächelnd, als wir am letzten Schultag am Ufer des Sees sitzen. Ich habe meine Prüfungen bestanden und der Sommer steht uns beiden bevor und wartet auf uns, während die glänzende Oberfläche das Licht in hunderte von bunten Funken bricht. Sie schwimmen auf dem Wasser und werden uns vor die Füße gespült.
Sie nickt langsam, kauert sich noch mehr zusammen, damit ich sie noch näher zu mir ziehen kann. Mit einem nachdenklichen Ausdruck greift sie dann in ihre Hosentasche und holt 5 kleine bunte Satinbänder hinaus und hält sie wie einen Schatz in ihren Händen.
Keiner von uns sagt etwas. Das, was sie dort hat, bedeutet uns beiden so viel und andächtige Stille verschließt unsere Münder. Sie hält eines von ihnen hoch, hält es gegen die brennende Abendsonne. Es glänzt wie heißes Pech.
„Schwarz, für alles, was war, bevor du kamst.“, flüstert sie nach einer Weile, die uns beiden wie Stunden vorkommt. Gebannt sehe ich zu, wie sie es loslässt und es von den sich kräuselnden Fluten in Besitz genommen wird.
„Rosa, für alles, was ich fühlte, als du da warst.“ Die glitzernden Wellen tragen das Bändchen davon, verfärben es dunkelrosa.
„Pink, für alles, was sich nur noch mehr verstärkte, als du bliebst.“ Mit einem blubbernd lachendem Schluck wird auch dieses Band von der Tiefe verschlungen.
„Grün, für alles, was ich mir erhoffte.“ Sinkt zu Boden und ruht dort, ab und an mit der Strömung des Wassers flatternd.
„Und Rot…“
Sie hält inne, sieht auf das letzte Band in ihrer Handfläche.
„Rot für alles, was wurde, als ich wusste, dass du auch bleiben würdest.“
Sie lässt es aus ihrer Hand fallen und es wird vom seichten Seewind davongetragen, bis es aus unserer Sichtweite verschwindet. Irgendwo treibend auf der Wasseroberfläche und irgendwann vom Glänzen, Glitzern und Funkeln aufgelöst.
Sie schließt die Augen, lehnt sich an meine Schulter und wispert ein leises
„Und für alles, was sein wird.“

 5. Rot
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Kommentare zu diesem Text

Träumerveve95 (17)
(26.05.10)
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HiddenPuppet (20) meinte dazu am 05.05.11:
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