Sandmännchens Uhren laufen anders...

Text zum Thema Depression

von  ZornDerFinsternis

Wenn wir auf unseren Weg zurückblicken,
gibt es da kein Gestern mehr.
Dunkelheit taucht die Gedanken ein. Packt sie herrscherisch am Schopfe,
um sie in Vergangenheitsängsten zu ertränken.

Sind wir nicht alle schon einmal ertrunken?
Im saftigen Eisblau des Himmels?
Haben im Sternenmeer gebadet, um in schwärzeren Universen des Schreckens
haltlos unterzutauchen?

Hat man uns nicht alle schon achtlose getreten?
Wie Steine in die weite See geschmissen?
Ohne Acht auf Gefühle und Sorgen zu geben.

Der Strand lässt keine Fußspuren zurück,
die du wegwischen könntest.
Meine Tränen fallen unbemerkt und still.

In meine Seele grub das Leben tiefe Gänge.
Allesamt, ohne einen Ausgang.
Einen Ausweg. Einen Lichtpunkt.

Mit gebrochnen Flügeln stieg ich an den höchsten Punkt des Trümmerhaufens.
Hielt mit erblindeten Augen Ausschau nach einem hoffnungsvollen Leuchten
am Firmament.
Tanzte am Rande des Verrücktwerdens - reichte dem Tod die Hände entgegen.

Wenn ich zurückblicke,
haben niemals irgendwelche Spuren von mir existiert.
Es gab kein Meer, das meine Ängste verwischte.
Keine kitzelnden Sonnenstrahlen, auf fahler Haut.

Im Todestanz, keimt das Leben auf.
Bäumt sich auf, wie ein junger Gaul.
Tritt um sich, und strampelt so erbärmlich, wie ein Ertrinkender.

Und ich reiche mir nicht die Hand.
Schaue nicht in das Antlitz der Sterne.
Bitte nicht um Vergebung.
Harre nicht weiter auf meiner zerschneidenden, schmerzlichen Einsamkeitswolke aus.
Ersehne mir keine Rettung aus dem Spiegelirrgarten meines Seins.

Wenn ich zurückreise, in mein Gestern vor 19 Jahren...
schreit die Schwärze nach mir.
Schlägt Mutter nach mir.
Tanzen Tränen auf meinem Gesicht.
Schweigen Narben die anderen an.
Und Einsamkeit, kommt um mich zu lieben.

Und ich reiche der Vergangenheit nicht den Frieden.
Sträube mich nicht vorm Ertrinken.
Erbitte mir keinen schmerzlosen Tod.

Ohne Acht und Rückhalt, zertrenne ich das Aderwerk.
Das blassblaue Uhrwerk, das meine Lebenszeit verwahrt.

Sandmann, bringst du mir nun endlich den Schlaf?

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Kommentare zu diesem Text

seelenliebe (52)
(05.07.10)
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 ZornDerFinsternis meinte dazu am 06.07.10:
Liebe Anne, ich danke dir :)
Ich bin regelrecht erschrocken von deinem Kommentar. So viele liebe Zeilen und Lob...das macht mich wirklich sprachlos. Ich wünschte, ich könnte dir i-wie durch diesen Gedankensumpf hinweg helfen... Reiche dir meine Hände und biete dir mein Gehör, wann immer du magst, schreibe mir - ich werde versuchen zu helfen, wenn ich kann und soll.
Drück dich herzlich, Anni
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