12 Uhr mittags oder: Wenn die Nacht dem Tag begegnet

Wenn im Lebenswald um 12 Uhr Mittags
die Nacht dem Tag begegnet,
fliehen die Schattenengel,
und die Sonnenfee verschwindet hinter dem dunklen Eisvorhang.

Die Seelengreifer kreisen um das dichte Geäst,
nisten sich schliesslich in den Kronen der Bäume ein.

Schwarze Vampirritter reiten durch den knirschenden Schnee,
stärker als der Sturm wissen sie zauberewig
um die Süsse des letzten Traums.

In dem zugefrorenen See bricht der Mord das Eis,
das Mondlichtfeuer erstickt einen Schrei,
die Glut zwingt die suchenden Fische in den Abgrund.

Das Wintergold verwandelt sich
in den Armen des Fürsten der Asche
in silbrigschwarze Erinnerungen.

Doch schaue dort,
auf einer fernen Lichtung:

Pulvrigfeingefühlte Seelentänzer trotzden dem Sturm,
und das Eis in den Herzen der eisigen Nacht
schmilzt in der flüssigen Lava der Liebe.

SilbrigeTropfen schickt der Himmel,
und die Verstorbenen erzählen von den Momenten
zwischen dem Grauen des Morgens und dem Sonnenschein nach 12 Uhr.

Am Anfang funkeln die Sterne,
dazwischen verliert sich das Glitzern im Raub der Gewissenlosen,
aber am Ende erzählen die stummen Himmelsbotschafter Geschichten,
die Hoffnung pflanzt einen Baum,
und im Lebenswald geht die Sonne (wieder) auf.

Jörg S.