Menschenzeit

Glosse zum Thema Leben

von  loslosch

Punctum est, quod vivimus, et adhuc puncto minus (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Epistulae morales). Ein Punkt ist, was wir leben, und noch weniger als ein Punkt (ist es).

Seneca, zu Unrecht meist als führender Philosoph seiner Zeit gehandelt, war tatsächlich ein führender Rhetoriker und Sprachkünstler, wie sich hier wieder erweist. So stellt sich ein Mathematiker unter einem Punkt ein Element ohne räumliche Ausdehnung vor. Legt man die Zeitachse des Erdzeitalters an das winzig kurze Menschenleben an, resultiert als stimmige Metapher eine Art Punkt-Betrachtung. Hierin liegt Senecas sprachliche Zuspitzung, Überspitzung - wie ein mathematisches Paradox: weniger als ein Punkt. Das weckt den ermüdeten Leser auf, rüttelt ihn wach, versetzt ihn in Schrecken. Nun doch ein kleines philosophisches Aperçu.


Anmerkung von loslosch:

Gedanke zum Jahresanfang.

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Kommentare zu diesem Text


 Bergmann (02.01.12)
-



Besser kann das neue Lotino-Jahr nicht beginnen!
s. t. t. Ulius

 loslosch meinte dazu am 02.01.12:
Mit etwas unerfreulichem, uli! t.t. lothar

 Bergmann antwortete darauf am 02.01.12:
Ich meinte Witz und Qualität deiner Glosse...

 EkkehartMittelberg (02.01.12)
Sub specie aeternitatis ist unser Leben tatsächlich noch weniger als ein Punkt, und dennoch nehmen wir, dem Hier und Jetzt verhaftet, zu vieles ernst. Das wird einem bewusst, wenn man feststellt, dass man sich vor Jahren über etwas ereifert hat, das in der Rückschau auch nur als winziger Punkt erscheint.
Ekki

 loslosch schrieb daraufhin am 02.01.12:
wie wahr, ekki. und es muss nicht einmal "vor jahren" gewesen sein ... t.t. lothar

 Irma (02.01.12)
Ja, Lothar. Ich glaube jedoch an ein Leben nach dieser "Menschenzeit". Daran, dass alle Trennung nur auf Zeit ist, dass es ein Wiedersehen geben wird. Und dass im Rückblick aller Kummer und alles Leid gering erscheinen. Weil unsere Zeit hier auf Erden, ob lang oder kurz, nur sein wird wie eine einzige Sekunde, gemessen an Gottes Ewigkeit. LG BirmchenIrmchen

 loslosch äußerte darauf am 02.01.12:
liebe yvonne,

eine versteckte auskunft steht auf s. 27 (Begrenztes Wissen: ignoramus et ignorabimus) mit meiner lat. erweiterung: wir wissen es nicht und wir werden nicht wissen, ob wir es jemals wissen werden.

danke dir vielmals lothar

 Lluviagata (02.01.12)
Kann ich mir das ungefähr so vorstellen wie einen Fliegenschiss an einem Ballsaalkronleuchter? Ehe der zum Putzen runtergenommen wird, ist Jopi Heesters verstorben ...

Ein Punkt ist und hat irgendwie etwas endgültiges. Für mich als lyrischen Schreiberlehrling sowie für einen ausgebufften Staatsanwalt. So seh ichs. Dreh- und Angelpunkt ist der Punkt. Das ist der Punkt im Leben. Dagegen ist der Strich unter einer Milchmädchenrechnung ein Nichts.
Ich höre jetzt auf; ich glaube, ich hab mich schon etwas vergaloppiert, oder?

 loslosch ergänzte dazu am 02.01.12:
jetzt mach mal´n punkt, andrea! lothar
supernova (51)
(02.01.12)
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supernova (51) meinte dazu am 02.01.12:
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 loslosch meinte dazu am 02.01.12:
schöne filmmusik, liebe bea. man müsste nochmal zwölfe sein ...

kein tippfehler. deinen vorschlag, eine stilistische verbesserung, übernehme ich gern. merci und alles gute zum neuen jahr. lothar
supernova (51) meinte dazu am 03.01.12:
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