Gespräch mit dem Dämonen

Kurzprosa zum Thema Erkenntnis

von  Mondsichel

Sag mir... ja nenn mir auch nur einen plausiblen Grund warum Du Dich selbst belügst? Und mit dieser Lüge auch jene berührst, die Du angeblich liebst? Warum sprichst Du von Erfahrungen und Gefühlen an die Du nicht einmal selbst glaubst? Nein, von denen Du sogar weißt das sie nicht der Wahrheit entsprechen. Ich kann das zittern Deiner Stimme vernehmen, sind es auch nur Worte die ich lese.
Warum sprichst Du Philosophien aus die eigentlich Dich selbst betreffen, aber lernst nicht aus ihnen und wendest sie nicht an? Du glaubst jene anderen lehren zu müssen, ohne selbst den Mantel des Selbstbetruges abzustreifen. Du verlierst Dich in einem endlosen Redeschwall und bestätigst doch immer wieder, dass Du eigentlich weißt, dass Du Dich um Kopf und Kragen redest. Du kennst die Antwort, Du weißt wohin der Weg führt. Doch lieber drehst Du Dich im Kreis in der Hoffnung das sich das Blatt zu Deinen Gunsten wendet.
Warum? Sag mir... wovor hast Du Angst? Im Grunde sollte Deine Angst nur die jene sein, dass das schöne Kartenhaus zerbricht. Die Leere die dann zurückbleibt wird Dich auffressen. Ein Grund mehr sich an das schöne Bild zu klammern, solange es noch geht, nicht wahr? Du bist sehr von Dir selbst überzeugt und glaubst Dir könnte nichts passieren, so lange Du Deine Arroganz nach außen trägst. Doch heute ist die Nacht in der ich in Dir die Wahrheit offenbare.

Mein dämonischer Freund, Du bedeutest mir sehr viel. Und ist es nicht die Aufgabe eines wahren Freundes Dir die Wahrheit zu sagen? Ich bleibe an Deiner Seite, beobachte und sehe Dich mit meinen „anderen Augen“. Ja, lächle. Lächle in Deiner Ahnungslosigkeit. Ich habe Dir gesagt, ich bekomme immer was ich will. Es ist nur die Frage, was will ich? Das zu verstehen wirst Du erst in der Lage sein, wenn Du endlich mich mit Deinen „anderen Augen“ siehst. Und dafür bin ich heute hier. Dich von der Verblendung zu befreien.
Nun denn... mein steinernes Herz, mein bleicher Leib und verdammter Untoter, der nichts fühlen kann und schon seit Ewigkeiten tot ist. Der nach dem ewig dunklen sucht und es fand in einer Liebe... in einer Liebe... die das selbe Spiel spielt wie Du. Die so kalt wie das tiefste Grab ist und so düster, das es im tiefsten Gestein nicht dunkler sein könnte. Zwei wandelnde Leichen die verflucht sind und die niemals einander erkennen können. Jeder erzählt dem anderen wie schmerzvoll und eiskalt das Leben doch wäre, wie gelangweilt die Seele vor der Welt resigniert und wie sinnlos doch das Streben nach der wahren Liebe wäre. Denn alles ist nur Illusion, alles ist nur Trug und Verderben.
Ich lache. Ganz ehrlich. Das sind die Worte von Naivlingen, die noch nie vom wahren Leben gekostet haben. Nur dummerweise bist Du kein Naivling. Der Selbstbetrug schmeckt scheinbar köstlich. Denn Du saugst und saugst Dir das Leben selber aus.

Ich kann Dein angeblich gefrorenes Herz geradezu lodern spüren. Ich hör das Knistern der Flammen die sich gierig durch jeden Muskel fressen. Spielst Du den Unberührbaren weil sie es Dir gleichtut? Ihr dreht Euch im Kreis und keiner von Euch wird Erlösung finden. Jeder lebt hinter seiner Mauer und wartet darauf das der andere etwas sagt. Doch die Zeit geht nicht in Eurem Sinne voran. Ihr tänzelt am Abgrund entlang und je länger das Schweigen dauert, desto enger ziehen sich die Kreise.
Einer muss den ersten Schritt gehen. Doch ist es dafür zu spät. Dieses Spiel dauert schon viel zu lange. Du weißt das. Deine Geschmacksknospen erahnen die Niederlage. Ein Gedanke der Dein Ego kitzelt und Dich wütender und unüberlegter an die Durchsetzung Deiner Gelüste gehen lässt. Du machst Fehler. Du nähst Dir mit Gewalt die Augen zu. Doch Dein Körper spricht nur eine Sprache: Verderben.
Und egal wie oft der Fuß schon fast ins Leere trat, der Tanz wird wilder, engumschlungener. Der Boden bröckelt unter den festen Schritten. Und wenn einer fällt, dann fällt der andere mit. Aber Du wirst fliegen, denn Du hast Flügel. Sie nicht. Sie ist das unstillbare Verlangen in Dir. Das Ziel ist Selbsterkenntnis im Leid. Du hast es die ganze Zeit gewusst. Mein dämonischer Freund, ich durchschaue Dich.

Aber mal davon abgesehen: Was ist es denn was sie so an Dir fasziniert? Ist es nicht vielmehr der Dämon in Dir? Die Illusion die sich durch Deinen Charme um ihre Seele schlang? Die sie verblendet und ihr ein Bild vorgaukelt das ihr in tiefstem Schlummer die Lebenskraft entzieht. Das ist es was uns ausmacht! Unsere Fähigkeit jene da draußen zu faszinieren. Sie an uns zu binden und sie zu führen. Ihre Energie mit der unsrigen zu vereinen und am Ende, sie aus dem Traume erwachend, mit dem Tier in uns zu konfrontieren. Denn unser Charme hat immer zwei Gesichter. Und eines davon ist sehr gierig. Du weißt das.
Sie ist nicht wie wir. Nur weil jemand einen Film gesehen oder ein Buch gelesen hat und sich plötzlich wünscht zu etwas dazu zu gehören, gehört er noch lange nicht zu jenen die Du Familie nennst. Es ist vielmehr der Hunger der aus Dir spricht. Der Wunsch nach Vereinigung. Der Wunsch nach einer wilden Nacht, in der Du ihr Dein wahres Ich offenbaren kannst. Der Wunsch sie für alle Zeiten an Dich zu binden, mit einem Kuss durch den Du Dich für immer in ihre Psyche brennst. Auf das sie Dich nährt bis zum Ende ihrer Tage.
Und wieder lache ich als Du kleinlaut wirst. Mein Freund, ich habe es schon gewusst bevor Du überhaupt begonnen hast von ihr zu erzählen.

Und jetzt... ja jetzt siehst Du mich auf einmal mit Deinen „anderen Augen“ an. Deine Mauern wirken bei mir nicht. Deine Lügen prallen an mir ab. Und es sprudelt einfach nur so aus Dir heraus. Ich lächle und nehme Dich einfach nur in den Arm. Du weinst. Und Du verfluchst Dich selbst. Mein armer Dämon. So ist das Schicksal. Auch wenn wir oftmals die Dinge so sehen wollen wie es uns genehm ist. Am Ende sehen wir doch wieder mit den „anderen Augen“. Und alles irdische fließt ab von uns. Nun ist es an Dir den Schritt voran zu gehen.

Ich bekomme immer was ich will, hab ich Dir gesagt. Weißt Du, ich wollte für Dich einfach nur ein guter Freund sein. Und ist es nicht die Aufgabe eines wahren Freundes Dir die Wahrheit zu sagen? Du weißt jetzt, bei mir bist Du immer willkommen. Und ich weiß, Du wirst wiederkommen...

©by Arcana Moon


Anmerkung von Mondsichel:

Gewidmet...
Daimos Phobos...
I V - PSI

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (29.01.12)
"Warum sprichst Du Philosophien aus die eigentlich Dich selbst betreffen, aber lernst nicht aus ihnen und wendest sie nicht an?"

Das macht mich neugierig: Welche Philosphien? "Philospphien" so im landläufigen, umgangssprachlichen Sinne ("...die Philosophie der RWE ist, keine Atomkarftwerke neben Kindergärten zu bauen..."). Oder richtige Philosophien von richtigen Philosophen: Heidegger, Hegel, Nitzsche, Sloterdijk?

Das nachgeschobene: "...aber lernst nicht aus ihnen und wendest sie nicht an?" offenbart die Meinung der/des Ich-Erzählerinnen/Erzählers, Philosophien hätten den Anspruch, man könne deren Erkenntnisgewinn persönlich für die eigene Vita ausschöpfen, "aus ihnen lernen", was streng genommen nur für die sog. Lebensphilospphen jüngeren Datums (also nicht der ältere Lebensphilosophiebegriff von Simmel und Dilthey) zutrifft.

Oder?

 Mondsichel meinte dazu am 29.01.12:
Mit Philosophien sind in diesem Fall Weisheiten und Erleuchtungen gemeint, die durchaus auch auf die von Dir benannten Philosophen bezogen werden können. In jenem Fall sind es aber mehr die spirituellen Philosphen wie Konfuzius, Buddha, Mahatma Ghandi ect. gemeint. Es gibt einige die nehmen diese Philosophien als Basis / äußerlicher Schein, um den Menschen draußen weiß zu machen sie würden ihr Leben danach gestalten. Im Endeffekt verkommt die Philosophie jedoch zur Phrase, weil sich hinter dem so oft beschworenen spirituellen Hintergrund keiner befindet. Oder wie in diesem Fall, derjenige sich unterbewusst auf Aussagen der großen Denker beruft, die eigentlich sein eigenes Leben wandeln könnten, würde er sie auch auf sich selbst anwenden.

Im Großen und Ganzen hast Du also den richtigen Eindruck gewonnen. In meinen Augen hat er so viele Möglichkeiten aus denen er schöpfen könnte, die er jedoch nicht als jene anerkennt. Und das obwohl er sich mit so vielen Philosophien umgibt, die ihn zumindest eines lehren könnten: Mancher Gedanke spricht uns nicht nur deswegen an, weil wir die Umsetzung in anderen lebendig werden sehen. Sondern auch, weil sie uns selbst etwas lehren können. Das gilt für ältere wie für neuere Philosophien.

Ich hoffe ich hab mich nicht zu kompliziert ausgedrückt :)

Liebe Grüßle und einen schönen Sonntag
Arcy
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