Literarische Rätsel 4

Ansprache zum Thema Erkenntnis

von  EkkehartMittelberg

Sein Hauptwerk war eine Trilogie, die in Anlehnung an ein Glashaus eine Metapher für die dumpfe Luft der Adenauer-Ära fand.

Es gab einigen Ärger um „Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch“, das von dem Autor geschrieben, anonym erschienen, das Schicksal des Juden Jakob Littner beschreibt (1948, 1992 Neuauflage unter dem Namen des Autors), weil die Anteile des Autors und die von Jakob Littner an dem Roman nicht zweifelsfrei geklärt werden konnten.

Marcel Reich-Ranicki gab 1989 das avantgardistische Werk des Autors in 6 Bänden heraus.

Eine Buchhändlerlehre weckte sein literarisches Interesse und er hörte Vorlesungen in Theatergeschichte, Literaturgeschichte und Philosophie, ohne immatrikuliert zu sein.

1931-1933 verfasste er als Feuilletonredakteur beim Berliner „Börsen -Courier“ mehr als 200 Theater-, Film- und Literaturkritiken.

Prägende Themen, wie zum Beispiel der Gegensatz von Künstler und Bürger, Findung der Identität, der Konflikt zwischen Sinnlichkeit und Vernunft sowie grenzüberschreitende Selbsterfahrung beim Reisen zeichnen sich bereits in seinem ersten Roman „Eine unglückliche Liebe" (1934) ab.

Es gelingt ihm 1938 -1945 als Drehbuchschreiber für die UFA und zurückgezogen am Starnberger See der Einberufung für die Wehrmacht zu entgehen.

1958-1961 veröffentlichte er Reiseessays über Russland, Amerika und Frankreich.

Man erwartete von dem Autor der Trilogie vergeblich weitere wegweisende Werke. Doch sein 1976 erschienenes Alterswerk „Jugend“ mit autobiografischen Bezügen fand noch einmal den Beifall des Feuilletons.

Der Georg-Büchner-Preis 1962, der Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste 1971, der Arno-Schmidt-Preis 1990 sowie der Ehrendoktor der Universität Greifswald 1994 gehören zu seinen besonderen Auszeichnungen.

Der Autor lebte von 1906 bis 1996. Wegen seiner fortschrittlichen literarischen Techniken (Collage, Montage, Fragmente, Überblendungen) wurde er mit John dos Passos, James Joyce und Alfred Döblin verglichen.





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Kommentare zu diesem Text


 Tula (16.05.23, 00:55)
Hallo Ekki
Deine Literaturrätsel werden für mich nach und nach zu einem Zeugnis der deutschen Spaltung. Die Lösung habe ich mir ergoogelt und sagte mir so wenig wie due anderen davor. Bei diesem besonders bedenklich, denn mein Vater war gebürtiger Greifswalder. Aber die westdeutsche Literatur und besonders die der Nachkriegszeit wurden in der DDR stillschweigend übergangen. Wahrscheinlich ist auch dieser Autor hier der jüngeren Generation weitestgehend unbekannt (?) Selbst große Literatur ist sehr kurzlebig.

LG
Tula

 AchterZwerg meinte dazu am 16.05.23 um 05:55:
Tröste dich: Umgekehrt verhält es sich genauso. 8-)

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 16.05.23 um 05:59:
Hab besonderen Dank für diesen Hinweis, Tula.
Ich möchte hier auch anregen, die eine oder andere Versäumte Lektion nachzuholen.
LG
Ekki

 AchterZwerg (16.05.23, 06:06)
Lieber Ekki,
trotz deiner gelungenen "Laudatio" und obwohl ich eine Westzwergin und Raich-Ranicki-Verehrerin bin, muss ich mich hier als Unwissende outen: Ich kenne den gar nicht!
Inzwischen habe ich mir aber eine Literaturkritik zu seinem Roman "Eine unglückliche Liebe" ergoogelt und zeige mich wegen der Querverbindungen zu Flaubert u. a. interessiert.
Vermutlich gibt es seine Schriften aus zweiter Hand und ich werde K., falls ich was von ihm finden sollte, mal antesten.

Schöne Grüße
Piccola

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 16.05.23 um 06:18:
Liebe Piccola,
ich bin mir recht sicher, dass er dir gefallen wird. Ich habe vor einem Jahr sein vielleicht bestes Werk wieder gelesen, das ich hier mit einem Glashaus vergleiche.

Herzliche Grüße
Ekki
Taina (39)
(16.05.23, 07:30)
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 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 16.05.23 um 08:24:
Ich freue mich über deine Offenheit, Taina. Freilich habe ich nichts anderes erwartet.
Wenn Reich-Ranicki, einen Autor herausgibt, muss er schon besonders sein.

 FrankReich (16.05.23, 08:06)
Witzig, im Titel des ersten Romans der Trilogie steckt sogar ein, wenn auch recht surrealer, Schüttelreim. 👋😉

Ciao, Frank

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 16.05.23 um 08:51:
Merci, Frank, Stimmt, sehr surreal.
Beste Grüße
Ekki
Muckelchen (70)
(16.05.23, 09:38)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.05.23 um 12:40:
Dein Schlussatz ist eine geschliffene Pointe, Muckelchen. Ich habe den Bericht in unserer Provinzpresse auch gelesen und  finde es erstaunlich, dass das Kultusministerium in Baden-Württemberg nicht eingeknickt ist.

 Quoth meinte dazu am 16.05.23 um 17:09:
Bin mit Koeppens "Tauben im Gras" vor Jahrzehnten nicht warm geworden ... Und Dein Rätsel ermuntert mich nicht unbedingt, es erneut zu versuchen. Mir fällt dazu ein: "Je preiser gekrönt, desto durcher gefallen". Alfred Kerr?

Was das N-Wort betrifft: Ich bin auf eine "gereinigte" Fassung von Faulkners "Licht im August" (1932) gespannt. In der Übersetzung von Frielinghaus/Höbel (2008) zählt kindle  76mal das Wort Neger und, horribile dictu, 96mal das Wort Nigger ...

Antwort geändert am 16.05.2023 um 17:19 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.05.23 um 17:23:
Faulkner: Merci, dass du das erwähnst. Das geht doch wohl dem Tolerantesten zu weit.
"Tauben im Gras": Meine Befindlichkeiten gegenüber einigen Büchern ändern sich. Vielleicht geht es dir nicht anders.

 Dieter Wal (16.05.23, 12:18)
Sehr schön gewordenes Autoren-Rätsel.

Seine Bücher blieben von mir bisher ungelesen. Sollte ich wenigstens  "Aufzeichnungen aus einem Erdloch" lesen?

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.05.23 um 13:28:
Gracias, Dieter. Alle redeten damals über diesen Roman, aber kaum einer hatte ihn gelesen. Du könntest dich mit einer Rezension aus heutiger Perspektive verdient machen, Dieter.

 Graeculus (16.05.23, 14:18)
Wenn Du die Titel von Büchern angibst, ist es recht einfach, mittels einer Suchmaschine das Rätsel zu lösen. Ich weiß nicht, ob das in Deinem Sinne ist, also ob Du es den Lesern eher schwer oder leicht machen möchtest.

Es stimmt, was Muckelchen schrieb: Der Autor ging kürzlich durch die Medien, weil "Tauben im Park" zum Abiturstoff in Baden-Württemberg erklärt worden ist und eine Lehrerin die Behandlung des Buches verweigert hat, weil da häufig das Wort "Neger" vorkomme.
Ansonsten sagte mir der Autor nichts.

 FrankReich meinte dazu am 16.05.23 um 14:45:
Da bist Du einem Wiedergabefehler aufgesessen, Graec, denn Koeppen hat nie einen Roman mit dem Titel "Tauben im Park" geschrieben, wahrscheinlich rührt der daher, dass sich Cristoph Peters, u. a. der Autor von "Ein Zimmer im Haus des Krieges" der Koeppen-Trilogie angenommen und sie ins 3. Jahrzehnt dieses Jahrhunderts verlegt hat, sein erster Roman, der den zweiten der Trilogie von Koeppen thematisiert, heißt "Der Sandkasten", sein für dieses Jahr zur Veröffentlichung geplante zweite, in Bezug auf Koeppens ersten wird "Krähen im Park" lauten und dementsprechend bin ich gespannt, welcher Titel für Koeppens "Tod in Rom" vorgesehen ist.
Einer Umfrage gemäß ist der Auftakt der Koeppentrilogie noch der lesenswerteste, was ich allerdings nicht beurteilen kann, da ich bisher nur ihn las, durch Peters Hommage gewinnt die "Trilogie des Scheiterns" allerdings auch für mich wieder an Reiz.

Ciao, Frank
Taina (39) meinte dazu am 16.05.23 um 14:51:
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 Graeculus meinte dazu am 16.05.23 um 15:36:
"Tauben im Park" ist natürlich eine Verwechslung meinerseits. Tut mir leid.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.05.23 um 16:37:
Du solltest dich nicht für diese Verwechslung entschuldigen, lieber Graeculus. Wahrscheinlich bewundern dich außer mir viele andere wegen deiner enormen Konzentrationsfähigkeit.
Ich habe dich fast in Verdacht, dass du den Fehler absichtlich gemacht hast. ----- Nein, das war selbstverständlich nur ein Scherz.  :)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.05.23 um 16:43:
Graeculus, Ich versuche anfangs die wichtigen Titel des zu findenden Autors zu umschreiben, um die Rätsel nicht zu leicht zu machen. Hier habe ich später einen Titel einfließen lassen, weil ich ahnte, dass der Autor nur noch wenig bekannt war.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.05.23 um 16:49:
Frank, ich schätze dich als Entdecker von Besonderheiten. Der Hinweis auf Christoph  Peters beweist, dass dies nicht nur für das Barock gilt.

 Graeculus meinte dazu am 16.05.23 um 16:51:
Man kann das ja so machen. Selbst wenn das Rätsel einfach zu lösen ist, befassen sich die Leser mit dem Thema.
Andererseits ergeben sich, so meine Ansicht, in den schwierigeren Fällen die interessanteren Gespräche.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.05.23 um 17:08:
Deine Vermutung könnte zutreffen. Manchmal ist es gleichgültig, ob schwierig oder leicht. Der entdeckte Autor bleibt ein Rätsel.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.05.23 um 17:15:
@ Taina: dein Hinweis auf Ijoma Mangold  ist super wichtig.
Menschen, die alles andere als Rassisten sind, fühlen sich durch zur Schau getragene Sensitivität leicht befremdet.

 Dieter_Rotmund (22.05.23, 13:02)
Habe mal was von ihm gelesen, fand das aber sehr bleiern-manieriert. Rätsel konnte ich nicht knacken.
Ob das ein Autor ist, denn es sich lohnt wieder zu entdecken? Ich weiß es nicht.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.05.23 um 00:18:
Merci, ich finde ihn bemerkenswert. Aber man mudss ja nicht immer denselben Geschmack haben.
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