Die Farbe schweigt

Kurzgedicht zum Thema Wahrnehmung

von  Georg Maria Wilke

Die Farbe schweigt

wenn sich das Auge
      neigt
und Schatten wird
  trostlose Fläche bleibt
      unbelebt
wenn sie der Geist
  nicht
      in die Welt des Lichtes
hebt.

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Kommentare zu diesem Text

Caty (71)
(12.03.12)
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 Georg Maria Wilke meinte dazu am 12.03.12:
Liebe Caty, diese doch sehr einseitige und lineare Platitüde, die du hier formulierst, ist nicht einmal unter materialistisch wissenschaftlicher Perspektive haltbar. Ich habe das Gedicht bewußt in die Rubrik "Wahrnehmung" gestellt, da die Frage, die da hinter steht, Bereiche der physiologischen Sinneswahrnehmung betrifft, sowie einer meßbaren und mathematisch ableitbaren physikalischen Betrachtung nicht fremd ist. Der akustische Bereich der Sprache ist in HZ zu berechnen, erfaßbar als Schwingung und somit als Frequenz formulierbar (deshalb - schweigend). Gehen wir vom akustischen Phänomen des Kammertons A aus mit ca. 444HZ, er wird zeitgeschichtlich auch anders definiert - mit 440HZ oder weniger. Diesen Ton A kann man oktavieren und wir erhalten 888HZ, also eine Oktave von A, sprich a oder a´. Diesen Vorgang kann ich immer weiter führen und gelange dann irgendwann außerhalb des hörbaren Bereichs, bei ca. 20.000Hz. Führe ich diesen Prozess weiter, gelange ich bei ungefähr 10³ Oktaven in den Bereich des Lichtes. Deshalb gab es auch in der Musik die Versuche Musik und Farbe zu kombinieren, das sogenannte Farbklavier sei hier erwähnt. Folgerung ist, dass jeder Laut, die menschliche Sprache, jeder Ton, unter dem Gesichtspunkt der Oktavierung in den Farbbereich mündet. Einige Physiker sprechen davon, dass ein akustisches Phänomen als Farbphänomen zu behnadeln ist und dass letztlich jede Materie als Licht, als Farbe interpretierbar ist.
Wie du siehst ist es nicht so einfach zu sagen: "Aber eine Farbe bleibt eine Farbe", wenn man den wahrnehmbaren Bereich der Sinne erweitern würde.
Bitte durchdenke eine Aussage, bevor du sie öffentlich darstellst, denn ich schreibe nicht aus einer Launenhaftigkeit heraus, sondern: ich mache mir vorher schon Gedanken, was und wie ich in der Öffentlichkeit etwas darstelle - und sei es auch nur ein kleines und unscheinbares Gedicht bei KV.
Liebe Grüße, Georg
(Antwort korrigiert am 12.03.2012)

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 12.03.12:
Georg, ich hätte nicht gedacht, dass man mit einer naturwissenschaftlichen Erläuterung die Plausibilität eines Gedichts so steigern kann.
LG
Ekki
SigrunAl-Badri (52) schrieb daraufhin am 13.03.12:
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 Momo (12.03.12)
Ich sehe das Gedicht eher unter dem metaphorischen Aspekt.
Bekannt ist, dass Verliebte ihre Umgebung mit ganz anderen Augen wahrnehmen, sie erleben sie bunter, leuchtender, vielfältiger. Umgekehrt nimmt der vereinsamte, depressive Mensch kaum noch Farben wahr, seine Welt ist in Dunkelheit gehüllt. Farbwahrnehmung und Wachheit der Sinne scheinen hier miteinander zu korrelieren.
Von daher stimme ich der Aussage des Gedichtes zu – der Geist entscheidet, was wir sehen oder nicht.

Die Form wirkt auf mich ziemlich chaotisch, vielleicht ist das gewollt, denn wenn "Die Farbe schweigt", schweigt auch der ordnende Geist.
Ansonsten will sich mir der Sinn der unterschiedlich eingerückten Zeilen nicht so recht erschließen.

Liebe Grüße
Momo
SigrunAl-Badri (52)
(12.03.12)
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 FrankReich (07.05.19)
Ich habe mir angewöhnt, dass ich Texte, die ich empfehlen kann, auch kommentiere. Dieser hier ist deshalb gut gemacht, weil er auch die synästhetischen Elemente des Gefühls miteinander verbindet. Die schweigende Farbe, die redende Narbe, okay, im Text hätte ich mir auch noch einige Synästhesien mehr gewünscht, Metaphern jedoch sind auch schon was Feines. Die Reime wären nicht unbedingt notwendig gewesen, aber sie binden den Text ebensogut, wie es Stabreime oder Alliterationen vermocht hätten. Die Metaphern sind zwar nicht kühn, sollten wahrscheinlich aber auch gar nicht hermetisch sein. Alles in allem richtig gut.

Ciao, Ralf
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