Die Pumpe

Tagebuch zum Thema Nachdenkliches

von  Pingui

Heute sollte eigentlich wieder ein ganz normaler Tag, wie immer werden. Ohne großes Aufsehen und ohne einen Einsatz von mir. Es war 30 Grad heiß und die Wassertemperatur war ebenso angenehm warm. Viele der Urlauber lockte dies wieder aus ihren Hotelzimmern heraus. Die einen verbrachten einen schönen Tag in der Stadt und schauten sich dort alles an und die anderen sprangen hier in den Pool und hatten dort ihren Spass. Eigentlich hatte ich als Bademeister nicht viel zu tun. Ich saß den ganzen Tag lang auf dem Stuhl, aber trotzdem war ich hoch konzentriert, denn im Notfall zählt jede Sekunde. Und glaubt mir, oft sehen zwei Augen einfach zu wenig, aber meinem Chef ist das egal und mehr als mein Bestes geben kann ich auch nicht. Und heute zeigte sich, dass ich als alleiniger Badeaufseher einfach zu wenig Hilfe bin. Es war kurz vor halb 8 abends und die meisten Gäste waren bereits aus dem Badebereich verschwunden. Einige waren bereits beim Essen in der Abendkantine. Nur noch ein paar einzelne Kinder waren im Wasser und eine kleine Gruppe von Männern, die gerade einen Junggesellenabeschied feierten, standen noch in der Nähe der Cocktailbar herum.

Ich beobachtete gerade einen kleinen Jungen, der  am rechten Rand durch das Becken tauchte. Ich fand ihn ziemlich jung und seine Eltern waren anscheinend auch nicht in der Nähe. Doch plötzlich wurde ich abgelenkt. Aus der linken Hälfte des Beckens kamen Hilferufe und ein kleiner Junge befand sich unterhalb der Wasseroberfläche. Nun musste ich schleunigst Handeln. Ich hätte diese Situation schon vorher überblicken müssen, denn wenn Hilferufe kommen, ist es meist schon zu spät. Rasant sprintete ich über die hölzerne Terasse zum Pool, sprang mit einem großen Satz ins Wasser und tauchte zu dem Jungen. Ich zog ihn aus dem Wasser und anstatt eines leblosen Körpers fand ich einen lachenden Burschen vor, der sich einen Spaß daraus machte, mich reinzulegen. Nachdem ich ihn seines Fehlverhaltens belehrte, rannte ich schnell und immernoch wütend zu meinem Bademeisterhochstuhl, damit ich wieder alles überblicken konnte. Die Kinder gingen nun aus dem Wasser. Also ein Risiko weniger für mich. Normalerweise konnte ich nun alles besser überblicken. Auch der kleine Junge, den ich vorher im rechten Becken beobachtet hatte, war verschwunden. Vorsichtshalber ging ich zu der Stelle und schaute mich um.

Ich traute meinen Augen nicht, als ich den Jungen leblos am Boden liegen sehen musste. Er bewegte sich nicht von der Stelle. Panik kam in mir auf und ohne irgendwelche Gedanken sprang ich in das Wasser, um den Jungen daraus zu ziehen, doch er ließ sich nicht bewegen. Starr, wie ein Stein lag er auf dem Grund des Bodens. Und bald darauf fand ich die Ursache heraus. Die Ansaugpumpe lief gerade und sie war viel , viel zu hoch eingestellt. Ich konnte den Jungen absolut kein Stück bewegen. Es muss eine weit stärkere Strömung als 0,5 Meter pro Sekunde gewesen sein. Und dieser Wert ist schon ein Maximum.

Hysterisch tauchte ich an die Wasseroberfläche und blickte in Richtung der Bar. Ich hoffte die Männer, die dort zuvor standen zu sehen. Und zu meinem Glück standen sie noch dort. Ich brüllte zu ihnen, dass sie herkommen sollten und sie kamen auch. Einem der Männer befahl ich dem Management zu sagen, sie sollen die Pumpen ausschalten und den anderen schrie ich zu mir zu helfen. Sie sprangen in ihren Anziehsachen und ihren Smartphones ins Wasser. An Verluste dachte niemand von ihnen. Zu viert gelang es uns schlussendlich den Jungen zu bergen und ihn aus dem Sog zu befreien. Wir trugen den leblosen Körper gemeinsam an den Beckenrand. Mit letzer Kraft versuchte ich den Jungen zu reanimieren, aber alle Hoffnung war vergebens. Der Junge starb eines qualvollen Todes durch den Sog einer Ansaugpumpe und musste ertrinken. Wir alle waren zutiefst geschockt und uns ging diese Situation sehr nah, auch wenn wir den Jungen nicht kannten.  Wir gaben unser Bestes. Erst zu viert war es uns möglich den Jungen zu befreien. Hätte mein Chef mehr Bademeister eingestellt und die Pumpen warten lassen, so wie ich ihn gebeten hatte, hätte der Junge jetzt noch am Leben sein können...


Anmerkung von Pingui:

Ich möchte mit diesem Text auf Pools im Ausland aufmerksam machen. Oft sind diese einfach zu unsicher und ein kleines Kind, kann sich aus einem Sog einer Pumpe selbst nicht befreien...

Ps: Ist Tagebuch ok, oder wäre Bericht angebracht. Dachte nur für einen Bericht wären zu viele Emotionen drinnen..

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Kommentare zu diesem Text


 Prinky (09.07.12)
Wie kommst du immer auf sowas sozialkritisches?
Ich denke mal du bist ein Denker geworden....Ja, lese ich mir noch durch....Baby
Ist aber lange. Dir liegen Prosatexte, habe ich dir ja schonmal gesagt.

 Pingui meinte dazu am 09.07.12:
Mir gefällt es solche Probleme nähe zu beschreiben und zu analysieren. :)
Hast du ihn noch nicht gelesen?

 Prinky antwortete darauf am 09.07.12:
Nein, weil ich gerade beschäftigt bin. Stell dir, wir räumen die Wohnung um. Ganz was NEUES, was?

 Pingui schrieb daraufhin am 09.07.12:
echt schon wieder? das ist ja mhmm naja so ist die oma eben...musst du morgen nicht arbeiten oder wieso bist du noch wach?

 Songline äußerte darauf am 09.07.12:
Der Junge ist nicht tot, weil es zu wenig Bademeister gab, sondern weil die Pumpe zu stark ist. Wenn man das Thema schon so angeht, sollte der Text wenigstens logisch sein.

 Pingui ergänzte dazu am 09.07.12:
okay das stimmt danke

 Pingui meinte dazu am 09.07.12:
hab aber noch keine gute überschrift hast du eine idee?

 Dieter_Rotmund (04.07.18)
Ein Freibad mit "Abendkantine"? Was soll das sein?

Sommergrüße!
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