Wie werde ich ein berühmter Bildender Künstler?

Satire zum Thema Ruhm

von  pentz

Eine praktische Anleitung

Man nehme Farben, Acryl zunächst, und besorge sich eine Leinwand. Diese grundiere man mit einer Farbe Ihrer Wahl.
Welche?
Sie gehen in sich, wie fühlen Sie sich, Sie schließen die Augen, schauen in die „Schwärze“. Welche Farbe sehe ich? Das könnte die beste Grundierungsfarbe für Ihr zu planendes Selbstportrait sein. (Sehen Sie leider keine Färbung, so massieren Sie sich getrost ihre Schläfen; sie werden staunen, welche Farben Sie wahrnehmen. Vermeiden Sie jedoch, sich gegen die Stirn oder mit dieser an die Wand zu schlagen oder sich seitlich an die Stirnschläfen zu hauen, es könnte ungeahnte Folgen nach sich ziehen!)
Man bestreiche die Leinwand mit derselbigen Farbe und gedulde sich, bis sie getrocknet ist. Nun besorgen Sie sich noch einen Stuhl, auf dem Sie sich vor Ihrer bestrichenen Leinwand und Ihrem danebenstehenden Spiegel so postieren, dass Ihr Oberkörper, ihre Büste, auf jeden Fall ihre Visage! (französisch), wie das in der Kunstsprache heißt, problemlos und gut sichtbar darin abgebildet ist.
Stellen sie die Leinwand in einem Abstand von 1 – 2 Metern vor sich, am besten auf eine Stellage und unmittelbar daneben einen Spiegel.
Günstigenfalls sollten Sie ein lichtes Plätzchen suchen, aber nicht allzu licht. Günstig ist eine Ecke, bei einem Fenster oder einer Tür. (Direkte Sonneneinstrahlung unbedingt vermeiden! Stellen Sie sicher, dass an Ihrem Fenster kein Store hängt!) So hat Ihr Objekt, Sujet genannt in der Kunst, einen Platz, auf dem Licht und Schatten fallen – ohne beide nichts geht in der Kunst.
Sie sollten vielleicht auch jedes Mal, wenn Sie in den Spiegel schauen, lachen, das heißt lachen versuchen. Ich weiß, das ist für den Menschen das schwierigste überhaupt, sich zum Lachen zu bewegen. Aber es wäre unserer Absicht ungemein dienlich, weil dadurch die Mimik in Ihrem Gesicht erscheint, gewissermaßen, karikiert, so dass es viele Ecken, Furchen und Furunkeln gibt, die wunderbares Anschauungsobjekt für den Künstler sein wird. Erschrecken Sie aber bitte nicht, wenn Sie sehen, was auf Ihrer Leinwand geschieht, ein abstoßender Anblick Ihrer selbst wird kaum vermeidbar sein. Aber dieser Schrecken wird sich später in barer Münze und unbegrenzten Ruhm ausbezahlen, daran müssen Sie fest glauben – ohne es auch nicht geht!
Je blöder Sie sich dabei vorkommen, glauben Sie mir, um so besser! Erfahrungsgemäß steigt der Bekanntheitsgrad mit dem der Selbstentblödung. Wenn Sie sich zur Selbstentblößung nicht berufen fühlen oder trotz mehrere Anläufe mit den verschiedensten Hilfsmitteln außerstande dazu sind, lassen Sie die Finger von Pinsel und Leinwand! Dann machen Sie es vielleicht wie ich und schreiben. Ruhm werden Sie aber leider damit nicht ernten.
Also los! Und gutes Grimassieren!

Einige Anschauungsobjekte hier:  http://www.pentzw.homepage.t-online.de/Oelbilder.htm

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