Almhirschkühe unterwegs

Kurzgeschichte zum Thema Biographisches/ Personen

von  Jorge

Zu jener Zeit arbeitete ich noch als stellvertretender Ressortleiter beim “ Ulmer Blitz”.
Urlaub war für mich damals ein Fremdwort.
Mein Chef war ein mieser Menschenschinder mit üblem Mundgeruch.
Eines Tages kam er mir wieder sehr nahe und sagte bedeutungsvoll: “So mein Lieber, nun ist Schluss mit lustich. Hier hast du einen Dienstfahrschein dritter Klasse nach Paris.
Unsere Leser wollen endlich die Wahrheit über das Verhalten der Almhirschkühe in der französischen Hauptstadt erfahren.”
Er wollte mich los sein und ich sah eine Chance, endlich etwas zu beweisen.
Die kleine Charlotte vom Sekretariat stattete mich mit Vorabspesen aus. Sie mochte mich und so fiel das Kuvert dicker aus, als ich annahm.
In der Rue de la Gare 28 fand ich schließlich ein günstiges Quartier.
Dieses Zimmer war kleiner als die Innenkabine eines Kreuzfahrtschiffes aber ich hatte einen herrlichen Blick über Paris. Natürlich hatte die Bahnhofsnähe auch Nachteile. Aber ich konnte ohnehin nicht lange schlafen, war ich doch ständig auf der Suche nach meinen Almhirschkühen.
An der Rezeption stand ein verstaubtes Faxgerät – meine Verbindungsader zum “Ulmer Blitz” . Henriette, eine zauberhafte Pariserin vom Hotel, sorgte dafür, dass die Papierrolle im Fax  immer  frisch eingelegt war.
Damals gab es noch keine Handys. So musste ich immer an die Rezeption gerufen werden, wenn Paul Potze mein Ressortleiter etwas neues von mir wollte.
Ich aß gerade mein Morgencroissant an der kleinen Bar, die Bestandteil der Rezeption war, als Ekelpotze, so sein Spitzname, wieder anrief: „Ich hab sie nicht zum Kuraufenthalt nach Paris geschickt. Wir wollen endlich die story auf dem Tisch haben. Winkeln Sie mal die Arme an und dann los.“
Um Fahrgeld zu sparen lief ich wie gewohnt zum Eiffelturm und da hörte ich hinter mir ein lautes Getrampel. Ich konnte gerade noch zur Seite springen, sonst hätten sie mich unter ihren Hufen begraben. Da waren sie – meine Almhirschkühe. Eine fast endlose Herde mit Glocken an den Hörnern. Ich riss den Mund auf, vergaß zu fotografieren  und brachte auch später keinen Satz  zu Papier.
Meine Kündigung erfuhr ich über Fax.
Ich heiratete Henriette und war seit dieser Zeit nie wieder in Ulm.


Anmerkung von Jorge:

Vielleicht ist es auch eher etwas Nonsens?

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (13.03.13)
Ich habe sie in Paris auch nur einmal gesehen, in Montmartre, aber ich war schon verheiratet damals.LG

 Jorge meinte dazu am 13.03.13:
Vielen Dank Armin, wenigstens einer der sie kennt *ggg*.
Du meinst doch die Almhirschkühe, oder hattest du was mit meiner Henriette?
LG Jorge

 AZU20 antwortete darauf am 14.03.13:
Leider nicht. LG
chichi† (80)
(13.03.13)
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 Jorge schrieb daraufhin am 13.03.13:
Vielen Dank für deine Mühe (auch mit den zwei Hinweisen)
Da kann man mal sehen, dass Brems Tierleben auch lückenhaft ist )
LG Jorge
KoKa (44)
(13.03.13)
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 Jorge äußerte darauf am 13.03.13:
Vielleicht wolltest du schreiben, dass irische Landwirte mit ihren Lieblingsvögeln schlafen, oder war das nicht deine Intention? *ggg*
Wie auch immer, schön, dass du nicht ganz sicher warst ...
mit Nonsens oder Lebenserinnerung.
LG Jorge

 Didi.Costaire (13.03.13)
Eine unterhaltsame Geschichte mit Happyend, lieber Jorge, bei der mich auch die Forumulierung mit den angewinkelten Armen amüsiert.
Schöne Grüße, Dirk

 Jorge ergänzte dazu am 13.03.13:
Hallo, ja so war der Potze damals - ein richtiges militantes Stinktier.
LG Jorge
Wiesengrund (46)
(13.03.13)
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 Jorge meinte dazu am 13.03.13:
Hallo Wiesengrund, nach einem kurzen Techtelmechtel mit Potze heiratete Charlotte den Chefredakteur und hatte erfüllte Ehejahre mit ihm. Aber das weiss ich alles nur vom Hörensagen ... *ggg*
sonnige saludos
Jorge

 Ganna (21.03.13)
...ganz klar...so einfach ist das Leben...manchmal...

...und wieder musste ich beim Lesen lachen...

LG Ganna

 Jorge meinte dazu am 21.03.13:
Ich glaube, ich habe dein Lachen gehört, oder es waren wieder die Kinder aus der Nachbarschaft.
LG
Jorge
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