"In the room the women come and go, talking of Michelangelo." Frauen und Museen als Problem.

Essay zum Thema Kultur

von  toltec-head

Das Problem der Museen mit dem Problem der Frau identisch. Verschwinden die Museen verschwindet ergo auch die Frau. Wenn wir die Frau verschwinden lassen wollen, müssen zunächst die Museen verschwinden. Oder umgekehrt: Wenn wir die Museen verschwinden lassen wollen, muss zunächst die Frau verschwinden. Und die Kunst wird endlich wieder sein, was sie einst war: Verherrlichung edler Männertaten.

Museen und Frauen sind Konzentrationsverhinderungsmaschinerien. So wird Kunst zu einer unmöglichen Sache.

Ägyptische Hieroglyphe für Erkenntnis: Jüngling im Diamantsitz mit ausgebreiteten Armen und Erektion. Damit soll angedeutet werden, dass wahre Erkenntnis sich durch die Schärfe und Härte einer Erektion auszeichnet. Und der dazu notwendigen männlichen Konzentration. Welche in Museen unmöglich gemacht wird. Unter anderem durch die dort herumlaufenden Kulturweiber.

Der Frau ist die Art und Weise wie männliche Schärfe und Härte sich durch Konzentration in einer Erektion manifestiert generell fremd. Besonders fremd ist sie aber den Kulturweibern. Wahre Kunsterkenntnis, Orgasmus, Stille: die Kulturweiber - die in den Raum  kommen und gehen und von Michelangelo reden - sind deren genauer Antipode. Und doch ist die gesamte Kulturindustrie heute auf das Kulturweib ausgerichtet und auf die Kulturweibermänner als Begleitphänomen.

Warum aber reden die Kulturweiber, die in den Raum kommen und gehen, ausgerechnet von Michelangelo? Warum genügt ihnen nicht eine Käthe Kollwitz oder ein Ernst Barlach? Mit magischer Treffsicherheit erkennt das Kulturweib ihre ärgsten Feinde und versucht sie mit ihrem Gift - dem Wort - unschädlich zu machen.

And in the room the women come and go. Talking of Michelangelo.

Das Problem der Museen ist das Problem der Frau. Verschwinden die Museen, verschwindet die Frau. Verschwindet die Frau, verschwinden die Museen.

Und auch die Literatur ist heute ein Museum!


Anmerkung von toltec-head:

"LET us go then, you and I,
When the evening is spread out against the sky
Like a patient etherized upon a table;
Let us go, through certain half-deserted streets,
The muttering retreats
Of restless nights in one-night cheap hotels
And sawdust restaurants with oyster-shells:
Streets that follow like a tedious argument
Of insidious intent
To lead you to an overwhelming question….
Oh, do not ask, “What is it?”
Let us go and make our visit.

In the room the women come and go
Talking of Michelangelo."

T. S. Eliot - The Love-Song of J. Alfred Prufrock, 1 ff.

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Kommentare zu diesem Text

Paul (27)
(18.05.13)
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 toltec-head meinte dazu am 18.05.13:
Fehlendes "ist" ist Stilmittel, es ist ja ein Essay also eine Versuchsanordnung, nichts ganz ausgereiftes. "Kulturweibsen" klingt aber nun doch zu despektierlich und auch ein wenig verharmlosend. Ansonsten aber danke für deinen Kommentar.

 niemand (18.05.13)
Mann ist das ein Quark. LG niemand

 toltec-head antwortete darauf am 18.05.13:
Keine Sorge, du bist bestimmt nur Blaustrumpf und gehörst gar nicht dazu, also zu den Kulturweibern mein ich :)
Jack (33)
(18.05.13)
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 toltec-head schrieb daraufhin am 19.05.13:
Der Text hat, Jack, einen ganz konkreten Anlass und beschreibt einen für mich aktuelle Problemlage. Bin bei meinen Eltern und habe mir in Frankfurt die Klassizismus-Ausstellung im Städel angeschaut. Wunderbarer Raum ganz in Blau, in der nur eine Statue steht, Canovas Amor und Psyche. Ich hab mich etwa eine Stunde in diesem Raum aufgehalten, Flaubert schreibt in seinen Briefen irgendwo, dass dies die schönste jemals von Menschenhand geschaffene Figur ist. Und er hat Recht! Nun stelle dir aber die Frauen vor, die während dieser Stunde, ständig in den einen Raum reinkamen, kurz um die Statue herumgingen, "Schön" oder ähnliches sagten und wieder verschwanden. Das ist schon ein Problem! Und es hängt nicht nur mit den Frauen zusammen, sondern auch mit der Institution des Museums.

 loslosch (18.05.13)
... erkennt das Kulturweib ihre ärgsten Feinde ...

sprachlich falsch und von der intention des textes misslungen. also, ich mach mal:

... erkennt das Kulturweib SEINE ärgsten Feinde ...
lo

 Matthias_B äußerte darauf am 18.05.13:
Constructio ad Sensum?

 loslosch ergänzte dazu am 19.05.13:
nein! weil zu dich dran, laut duden.
Jack (33) meinte dazu am 19.05.13:
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 loslosch meinte dazu am 19.05.13:
na gut, weil du es bist: ich meinte ... zu dicht dran ...

siehe auch duden, bd. 9, stichwort mädchen, mustersatz: silke war ein aufgeschlossenes mädchen, das gute kontakte zu seinen kameradinnen fand. besonders bemühte sie [das mädchen] sich auch um ihre schwester.
Jack (33) meinte dazu am 19.05.13:
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 toltec-head meinte dazu am 19.05.13:
Oh, ihr verfluchten Schulmeisterlein, die ihr vom Staat bezahlt werdet, um an den unschuldig Kleinen eure Reduktionen ad Sensum zu vollziehen! Denn Schulmeisterlein, gewesene oder seiende, das seid ihr doch, du lo, aufrechten Hauptes, und du, Matthias, verbitterten Angesichts!

Der Duden stammt in diesem Punkt noch aus dem 19. Jahrhundert, Brigitte und Co. sind zu diesem grammatikalischen Chauvinismus nur noch nicht vorgedrungen. Des Weibes SEINE Feinde? Bei einem Neutrum zum Maskulin zu optieren: reine Willkür bzw. Überbleibsel einer patriarchalen Gesellschaft. Political correct muss es natürlich des Weibes IHRE Freinde heißen. Und auf political correct lege ich natürlich Wert, denn so muffig wie ihr beide will ich nimmer sein!

 Matthias_B meinte dazu am 19.05.13:
Bei dessen www-Ausgabe steht als Beispielsatz "eine Menge Äpfel fielen vom Baum". Hm, wir könnten das heute an dieser Stelle breit thematisieren, um lustige Reaktionen hervorzurufen.

 loslosch meinte dazu am 19.05.13:
jack behauptet, meinen vertipper erkannt zu haben. das MÜSSEN wir ihm glauben. nicht aber zu erkennen, dass mein vorschlag in die polemische richtung des textes wies, ihn verstärkt hätte ("intention des textes"), das nenne ich kleinkariert und krawallbürstig.

@mattthias: dein beispiel (sing./ pl.) gehört zur thematik inkongruenz. die von dir prognostizierten reaktionen sind - leider - nicht lustig. da ist mir zu viel schaum vor dem mund. ich glaube, wir sollten uns hier verabschieden und was sinnvolles tun.
Jack (33) meinte dazu am 19.05.13:
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 BrigitteG (19.05.13)
Was für ein 50er-Jahre-Schrott! Eine der beiden "gruselig"-Einschätzungen ist von mir.

 toltec-head meinte dazu am 19.05.13:
Danke für deinen Kommentar.
holzköpfchen (31)
(19.05.13)
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 toltec-head meinte dazu am 19.05.13:
Danke für deinen Kommentar.
Jack (33)
(19.05.13)
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holzköpfchen (31) meinte dazu am 19.05.13:
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Jack (33) meinte dazu am 19.05.13:
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