Die Kunst des Vortrags #1

Erörterung zum Thema Kultur

von  Graeculus

Der zum Tode verurteilte Sokrates bat im Kerker nach Anhören des kunstvollen Vortrags eines Liedes des Lyrikers Stesichoros den Sänger, auch ihn diese Kunst zu lehren, solange es noch anginge. Als der Musiker ihn dann fragte, was ihm dies nützen könne, da er morgen sterben solle, antwortete Sokrates, er möchte um dieses Wissen bereichert in den Tod gehen [respondisse, ut aliquod sciens amplius e uita discedat].

(Cicero: Cato maior de senectute 8, 26)


Dies kann die Wirkung eines kunstvollen Vortrags sein. -
Was will man, wenn man einen Text vorträgt? Ich vermute stark: daß einem aufmerksam, mit Interesse und Freude zugehört wird. Am Ende sollen die Zuhörer einen guten Eindruck haben, möglichst sogar den Wunsch, sich weiter mit dem Text zu befassen, also ein Buch zu kaufen.
Dafür kann ich kein perfekt wirkendes Universalrezept angeben. Wenn ich das hätte, könnte man mir im Fernsehen zuhören.

Aber es ist kein Geheimnis, daß man einen Vortrag besser oder schlechter gestalten, mithin den Erfolg etwas wahrscheinlicher machen kann. Und es ist ebensowenig ein Geheimnis, wo man lernen kann, wie man es besser macht: nämlich bei den Schriftstellern, die man selbst bewundert und denen man selbst gerne bei ihren Lesungen zuhört. Man darf sie nur nicht einfach passiv genießen, sondern sollte dabei darauf achten, wie sie das eigentlich machen. Anschließend gilt: nicht bloß kopieren (was selten gut wird), sondern entsprechend dem eigenen Potential adaptieren.

In meinem Fall war das vor allem Harry Rowohlt, dem ich mehrfach fasziniert zugehört habe und hiermit in sein Grab meinen Dank zurufe. Er konnte sein Publikum gut drei bis vier Stunden lang fesseln, vor allem, wenn er dabei durch eine Flasche Whisky unterstützt wurde. Ein Erlebnis!

Was ist zu beachten? Was kann man von ihm und seinesgleichen lernen?

Was macht überhaupt einen guten Vortrag, eine gute Rede aus? Darüber gibt es viele verschiedene Ansichten, aber ich denke, daß wir uns auf eine Voraussetzung dafür verständigen können: daß Menschen (1) freiwillig und (2) wirklich zuhören – beides bis zum Ende des Vortrags. Wie kann man es dazu bringen?
Die größten Feinde eines interessierten Zuhörens sind (1) langweilige und (2) unklar strukturierte (verworrene) Texte; bei jenen will, bei diesen kann man nichts verstehen. Auf dieser Annahme beruhen meine Empfehlungen.

1. Man sollte eines nicht tun, niemals: Das Interesse seiner Zuhörer einfach als Geschenk Gottes voraussetzen und annehmen, man müsse sich darum nicht mehr eigens bemühen. Zum Glück haben wir es nicht mit Leuten zu tun, die zwangsverpflichtet vor uns sitzen, aber Ermüdbarkeit und Konzentrationsschwäche gehören zur menschlichen Grundausstattung. Die Art unseres Vortrags sollte dem gezielt entgegenwirken.

2. Es ist wichtig, daß der Text eine klare Struktur und einen klugen Spannungsaufbau hat. Schon in den ersten Sätzen muß ein Thema deutlich hervortreten (damit die Zuhörer wissen, worum es geht), und die Spannung sollte sich steigern, statt mit zunehmender Länge abzuflachen. Das mit dem Thema ist wichtig, wenn das Thema an sich interessant ist, kann aber auch durch etwas Rätselhaftes ersetzt werden, denn auch Rätsel wecken die Aufmerksamkeit.

3. Lautes (nicht gebrülltes, aber lautes), sorgfältig artikuliertes Sprechen ist ein Muß. Ein Text, der leise und schnell vorgetragen wird, kann nicht verstanden und erst recht nicht geschätzt werden. In meiner Zeit als Lehrer habe ich mehrmals erlebt, wie Mitschüler einem Referenten ironisch zuriefen: Leiser und schneller! Nicht sehr freundlich, aber sachlich berechtigt.


(Fortsetzung folgt.)


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Kommentare zu diesem Text


 Verlo (08.11.23, 03:54)
Graeculus, spannende Einleitung.

Aber, Euer Ehren: Hörensagen.

Sokrates: 469 bis 399 v. Chr.

Cicero: 106 bis 43 v. Chr.

 Graeculus meinte dazu am 08.11.23 um 18:12:
Klar, diese Sokrates-Anekdote ist nicht gut verbürgt, d.h. wir wissen nicht, welche Quelle Cicero (der übrigens seinen eigenen Text dem älteren Cato als angeblichem Autor unterstellt) da benutzt hat. Aber hübsch ist sie, sie gefällt mir.

 Verlo antwortete darauf am 08.11.23 um 19:55:
Ja, gefällt mir auch.

Aber gleichzeitig macht die Verurteilung Sokrates' zum Tode deutlich, wie demokratisch die Demokratie war, die Vorbild für die westliche ist.

 Graeculus schrieb daraufhin am 10.11.23 um 00:16:
Oh, die attische Demokratie war von eigener Art - nicht nur im Hinblick auf die Todesstrafe. Sie war ausgesprochen imperialistisch (Attischer Seebund) und galt ohnehin nicht für Frauen und Sklaven. Aber bestimmte Strukturen in ihr sind dennoch vorbildlich: Isonomie (gleiches Recht für alle Bürger) und Isegorie (Redefreiheit).

 Verlo äußerte darauf am 10.11.23 um 10:40:
Das hat Sokrates aber nicht vor der Todesstrafe bewahrt.

Schon damals war "Demokratie" ein Machtinstrument.

Antwort geändert am 10.11.2023 um 17:00 Uhr

 Graeculus ergänzte dazu am 10.11.23 um 16:26:
Sokrates ist von einem Volksgericht zum Tode verurteilt worden, hat sich allerdings in diesem Prozeß sehr starrsinnig verhalten.

Wieso war Demokratie "dein Machtinstrument"? Meinst du: "ein Machtinstrument"? Wessen denn? Meinst du, daß hinter Kleisthenes, Themistokles, Perikles jemand stand? 
In der Volksversammlung führten manche Leute aufgrund ihrer Fähigkeiten oder weil sie geschickte Demagogen waren das große Wort. Weitere Hintermänner kenne ich nicht. Themistokles aber ist dem Scherbengericht zum Opfer gefallen.

 Verlo meinte dazu am 10.11.23 um 17:08:
Graesulus, hab ich korrigiert: mein -> ein.

Wobei ich "Demokratie" auch als Machtinstrument nutze. 

Keine Ahnung, ob es in der Antike Hintermänner gab.

Aber es ist doch immer gut, wenn man von jemand die Drecksarbeit machen läßt. 

Läuft die Sache gut, kann er den Ruhm bekommen. 

Läuft die Sache schlecht, wird er geköpft.

In beiden Fälle hat man Geld verdient.

Kann mir nicht vorstellen, daß die Reichen und Mächtigen erst heute auf diese Idee gekommen sind.

Und nicht zu übersehen ist, daß sich im Grunde seit Jahrtausenden nicht wirklich etwas geändert hat: man nennt die Systeme nur anders.

Daß es Familien gibt, seit seit Jahrhunderten das Weltgeschehen bestimmen, weiß man.

Vielleicht ist deren Macht noch viel älter.

Oder Institutionen: der Vatikan als Fortsetzung des Römischen Reiches.

Die Römer haben die Germanen nicht geschlagen. Der Papst hat sie alle als Untertanen "gewonnen".

Und die ganze Zeit diese Lügen von Gott und Jesus.

Schon allein deshalb müßte man ...

 Graeculus meinte dazu am 11.11.23 um 17:46:
Du überträgst also gewisse Annahmen über den "Lauf der Welt" auf die attische Demokratie, von der du nicht viel Ahnung hast.
Korrekter wäre es m.E. solche Annahmen anhand eines historischen Falles zu überprüfen. Karl Popper und so.

 Verlo meinte dazu am 11.11.23 um 18:00:
Graeculus, dafür daß du keine Zeit hast, weil du dein Buch zu Ende bringen willst, bist du aber sehr streitlustig.

 Graeculus meinte dazu am 12.11.23 um 23:19:
Ach du liebe Güte! Ich verbringe gerade mal noch eine Stunde am Tag hier.

 Verlo meinte dazu am 15.11.23 um 20:43:
Graeculus:

Sokrates ist von einem Volksgericht zum Tode verurteilt worden, hat sich allerdings in diesem Prozeß sehr starrsinnig verhalten.
Das hast du das Machtinstrument:

1) Volksgericht (sprich: nicht die Herrschenden haben entschieden, sondern das Volk)

2) Begründung: "verderblicher Einfluß auf die Jugend sowie Mißachtung der Götter" (sprich: da sind wir, die Herrschenden, machtlos)

Hat sich also nicht wirklich etwas verändert in den vielen, vielen Jahren.

 Graeculus meinte dazu am 17.11.23 um 00:28:
Ja, es war ein Volksgericht, und dies waren die Anklagepunkte. Die Annahme, daß das Gericht Sokrates ohne weiteres zum Tode verurteilt hat, trifft hingegen nicht zu. Man hat ihm mehrere goldene Brücken gebaut, über die Sokrates jedoch nicht gegangen ist. Dazu habe ich ja gestern an anderer Stelle etwas geschrieben.

Nun, kein Gericht, auch kein Volksgericht, ist gegen Justizirrtümer gefeit. Ich persönlich bevorzuge ausgebildete Juristen, die von der Exekutive unabhängig sind, als Richter. Aber die Idee der Gewaltenteilung hat es in der Antike noch nicht gegeben.
In den USA, wo eine Jury aus normalen Menschen über Schuld oder Unschuld entscheidet, gibt es ebenfalls viele Justizirrtümer. Von Rußland, China, Nordkorea (ebenfalls ohne Gewaltenteilung, d.h. unabhängige Gerichte) zu schweigen.

 Verlo (08.11.23, 03:57)
Graeculus:

Dafür kann ich kein perfekt wirkendes Universalrezept angeben. Wenn ich das hätte, könnte man mir im Fernsehen zuhören.
Ich bin froh, daß du nicht für Fernsehen arbeitest: TV ist für mich so langweilig, daß ich seit Jahrzehnten kein Empfangsgerät mehr habe.

 Graeculus meinte dazu am 08.11.23 um 18:14:
Dann kennst Du vermutlich auch nicht Richard David Precht, der ständig im TV auftritt und eine Menge Geld verdient.
Studiert hat er übrigens, wie ich, in Köln, wenn auch ein paar Jahre nach mir, aber bei einem Professor, den ich noch kenne: Ulrich Wienbruch.

 Verlo (08.11.23, 04:03)
Graeculus:

Harry Rowohlt, dem ich mehrfach fasziniert zugehört habe ...
Du Glücklicher!

So könnte man sich entwickeln, wenn man ausreichend Geld hat (Harry wurde ausgezahlt und hat sich aus dem Verlagsgeschäft herausgehalten) und seiner Leidenschaft nachgehen kann. Entsprechendes Talent vorausgesetzt. 

Was wäre ich geworden? Ich glaube, auch nur ein Verlo.

 Graeculus meinte dazu am 08.11.23 um 18:15:
Ist aber eine gute Startbedingung. Was man dann daraus macht, ob man ein Arndt von Bohlen und Halbach wird oder ein Harry Rowohlt, das liegt in einem selbst.

 Verlo meinte dazu am 08.11.23 um 19:52:
Graeculus, bei mir hat weder Geld noch Zeit gefehlt.

Sieht so aus, als wenn Talent und Wille zum Erfolg am wichtigsten sind.

 Graeculus meinte dazu am 10.11.23 um 00:17:
Man muß eine Begabung haben und ein Ziel, darin stimme ich dir zu.

 Verlo meinte dazu am 10.11.23 um 10:37:
Mein Ziel war es schon als Kind, nicht erfolgreich zu werden, sondern gesund und glücklich.

 Graeculus meinte dazu am 11.11.23 um 17:43:
Das ist eine grundlegende Entscheidung: Möchte man ein großes Werk schaffen oder als kleines Individuum glücklich sein?
Ist der zweite Weg nicht biedermeierlich?

 Verlo meinte dazu am 11.11.23 um 17:53:
Graeculus, ich bin nur meiner Seele und meinem Körper verpflichtet.

Und zusätzlich ein großes Werk zu schaffen, hat meine Kraft nicht gereicht.

 Graeculus meinte dazu am 12.11.23 um 23:10:
Wenn du zufrieden bist, ist das ja nach deinem Maßstab genug. Es hat nicht den Anschein, daß du der Welt ein Werk hinterlassen möchtest.

 AchterZwerg (08.11.23, 07:04)
Hallo Graec,
außer einer angenehmen Stimmlage (bloß nicht zu hell!), passender Kleidung und Beleuchtung ist die Strukturierung eines Vortrags auschlaggebend:

Was war?
Was ist?
Was könnte sein?
Wie ist das zu erreichen?
Appell!

Das haut immer hin und beflügelte meines Wissens schon die griechischen Rhetoriker.

Harry Rowohlt kenne ich von der Frankfurter Uni.
Er führte dort seinerzeit Juli Zeh ein. Und das zu einem Zeitpunkt, als sie noch nicht allzuviel konnte; aber dann durch "Unterleuten" die von ihm erfühlte Meisterschaft tatsächlich aufzeigte.
Sie wiederum orientierte sich an Thomas Mann und dessen Jahrhundertromanen, die wiederum ich bis heute favorisiere.

Der8.

Kommentar geändert am 08.11.2023 um 07:05 Uhr

 Mondscheinsonate meinte dazu am 08.11.23 um 07:17:
Spannend, interessanterweise liebe ich Juli Zeh aber nicht Thomas Mann. 
Graeculus und Zwerg, interessante Zeilen, ich bekam eingetrichtert, dass die ersten zwei Sätze und Körpersprache entscheidend sind für die restliche Aufmerksamkeit.

 Graeculus meinte dazu am 08.11.23 um 18:24:
An den 8. Zwerg & Mondscheinsonate:

- Die Strukturierung halte auch ich für wichtig. Den Appell nicht, denn ich schätze keine moralisierende Literatur. Ich meine, sie entmündigt die Leser/Zuhörer, die sich ihr Urteil auch selbst bilden können.

- Körpersprache und die ersten Sätze sind wichtig, aber m.E. nicht allein tragend. Nach fünf Minuten muß man seine Zuhörer gepackt haben - aber man muß sie dann auch halten. Dazu werde ich in Teil 2 und 3 noch mehr schreiben.

- Der Auftritt Harry Rowohlts zugunsten der frühen Juli Zeh ehrt ihn. Von "Unterleuten" war ich reinweg begeistert. Die ständigen Perspektivwechsel, und jede Perspektive war in sich nachvollziehbar, auch wenn sie einander alle widersprachen.

- Thomas Mann kann ich so schlecht nicht finden. Manchmal nervt er mich mit seinem Bildungsgetue, manchmal fasziniert er mich genau damit.

Danke für Eure Rückmeldungen.

 Graeculus meinte dazu am 08.11.23 um 18:51:
Wenn man mal ein Lebensjahr übrig hat, empfehle ich von Th. M. "Joseph und seine Brüder".

 Mondscheinsonate meinte dazu am 08.11.23 um 19:57:
Grad das Buch fand ich furchtbar. Eher den Krull mag ich lieber. Aber, schweigen wir lieber zum Großmeister, der ist heilig. 😂

 Graeculus meinte dazu am 10.11.23 um 00:20:
Hm. Da sieht man mal wieder, wie verschieden die Menschen sind.
"Joseph und seiner Brüder" reüssierten bei mir in zwei Hinsichten: 1. Ich war nicht froh, als das Buch zuende war. 2. Ich habe es nie vergessen. (Du glaubst kaum, wieviele Bücher, die ich gelesen habe, völlig vergessen sind.)

Es kann mit meiner Liebe zum Alterum zu tun haben.

Kennst Du den anderen Joseph-Roman, den von Lion Feuchtwanger über den Juden Flavius Josephus?

 Mondscheinsonate meinte dazu am 11.11.23 um 10:36:
Nein. Lesenswert? Tipp für Zwerg und Graec: Briefwechsel Mann/Hesse. Sehr interessant!

Antwort geändert am 11.11.2023 um 10:38 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 11.11.23 um 17:42:
Lesenswert? Geschmackssache. Insgesamt halte ich Lion Feuchtwanger für einen guten Autor. Im speziellen Fall müßte wohl noch ein Interesse an der historischen Gestalt des Flavius Josephus hinzukommen, der sich als Jude im Krieg der Römer gegen die Juden auf die Seite der Sieger, der Römer, gestellt hat und dafür lebenslang unter einem Rechtfertigungsdruck stand. Warum hat er das gemacht? Hat er sein Judentum verraten?
Sogar seinen Namen Flavius hat er von den Dynastie der Sieger, der Flavier, erhalten.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 11.11.23 um 18:29:
Ich werde es lesen.

 Graeculus meinte dazu am 12.11.23 um 23:09:
Das würde mich freuen, auch Dein anschließendes Urteil.
Was ich nicht gut einschätzen kann, ist wie verständlich der Roman ist für jemanden, der sich mit der damaligen Zeit wenig auskennt, z.B. nicht das entsprechende Buch des Flavius Josephus ("Der jüdische Krieg") kennt. Feuchtwangers Stil ist das eine, wer war Titus?, wer Berenike? das andere. Aber Du kannst ja nachfragen ... oder das weltweite Netz bemühen.

 Regina (08.11.23, 07:32)
Also, da gibt es gründlicher ausgearbeitete Konzepte, die aus dem Marketing kommen, wo man die Zuhörer motivieren will, das vorgestellte Produkt zu kaufen.

 Graeculus meinte dazu am 08.11.23 um 18:25:
Gründlicher ausgearbeitete Konzepte? Die hier ist Teil 1!

Wer eine Lesung mit seinem Büchern hält, der will selbstverständlich auch verkaufen. Auch, d.h. es kommt nicht nur darauf an.

 EkkehartMittelberg (08.11.23, 07:35)
Wichtig ist, die Hinweise hier in Anmut zu verwandeln.
Ein Redner kann alles richtig machen, aber wenn man merkt, dass er sich peinlich an Regeln hält, wirkt er wie ein dressierter Affe.
 Mit Verlaub, Graeculus, die Einleitung wirkt beim ersten Lesen geistreich. Beim zweiten Hinschauen erscheint sie mir nichtssagend, denn Sokrates beantwortet ja nicht, warum er gerade um dieses Wissen bereichert in den Tod gehen möchte.

LG
Ekki

 LotharAtzert meinte dazu am 08.11.23 um 09:19:
Ein sehr guter Kommentar, Ekki.
wirkt er wie ein dressierter Affe.
Ja, eine Plaudertasche, wenn man es nett ausdrücken möchte. Ich, der ich nie nett sein will, nenne es "Anleitung zum Mitläufertum" und den Rest behalte ich besser für mich.


LG
Lothar
Daniel (50) meinte dazu am 08.11.23 um 11:27:
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 Graeculus meinte dazu am 08.11.23 um 18:30:
An Ekkehart:

Meine "Regeln" - es werde noch etliche folgen - sollte man in der Tat kreativ interpretieren und nicht wie ein dressierter Affe kopieren.

Bei der Eingangsanekdote habe ich überlegt, ob sie paßt. Erstens geht es um Musik, nicht Literatur, zweitens erfahren wir von Cicero in der Tat nicht, was genau den Sokrates fasziniert hat.
Letztlich habe ich mich - wie man sieht - für diese Anekdote entschieden, weil sie zeigt, daß es etwas gibt, womit man Zuhörer faszinieren kann. Ein Appetizer also. Was es ist, mag bei Musik anders sein als bei Literatur; und wie es geht, dazu kann ich vielleicht/hoffentlich ein paar Hinweise geben ... in den folgenden Teilen.

 Graeculus meinte dazu am 08.11.23 um 18:38:
An LotharAtzert:

Ich gehe davon aus, daß jemand, der schreibt, irgendetwas will, daß aber jemand, der damit an die Öffentlichkeit tritt, wahrgenommen und aufmerksam gelesen werden will. Daß es in dieser Hinsicht bei Dir anders steht, ist nicht mein Eindruck.

Nun können aber die Art des Textes bzw. Vortrags dieser Absicht förderlich oder hinderlich sein. Dazu möchte ich - hier und in den folgenden Teilen - ein paar Hinweise geben.
Was das mit "Mitläufertum" zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht.

Und ja, Du gibst Dich in der Regel nicht "nett" (außer vielleicht, wenn Dir eine jüngere Frau um den Bart geht). Warum eigentlich? Was versprichst Du Dir von Grobheit und häufigen Ausdrücken des Ärgers darüber, daß man Dir nicht die gewünschte Aufmerksamkeit schenkt? Wenn man sich dermaßen Ärgert, kann man doch, statt über andere zu schimpfen, es selber besser machen.
Bei Sachtexten, wie Du sie häufig vorstellst, ist für mich ein wichtiges Kriterium, ob man ihren Gedankengang anschließend zusammenfassen und auf diese Weise speichern kann. Bei einem dermaßen assoziativen Stil wie dem Deinen ist das sehr schwer. Beim besten Willen weiß ich nach fünf Minuten nur noch: irgendwas über Döbereiner.

 Graeculus meinte dazu am 08.11.23 um 18:40:
An Daniel:

Gehirn oder nicht Gehirn? Dann wäre Lernen aussichtslos. Lernen ist aber nicht aussichtslos, wenn auch nur begrenzt erfolgreich. Aus einem notorischen Minus-Performer kann man kein rhetorisches Glanzlicht machen. Aber man kann ihn besser machen.
Daniel (50) meinte dazu am 08.11.23 um 19:11:
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 LotharAtzert meinte dazu am 08.11.23 um 20:22:
An Graeculus.

Du bindest dich halt an die Gesellschaft, bist an sie angepasst. Die Antwort auf deine hab ich bei meinem heutigen Geschreibs "Formen des Unerlösten" und "Mein Krebsfreund Mattes" gegeben, zumindest angedeutet. Bei weiterer Erörterung würde ich es vorziehen, darunter zu antworte. Nicht um einen Quotenleser mehr zu haben, sondern weil es da kommentarmäßig ruhiger zugeht. Manche Dinge sind so banal.

 Graeculus meinte dazu am 10.11.23 um 00:24:
Nein, ich möchte nicht in einen anderen Thread wechseln - zumal mir bei den von Dir genannten Texten keine Antworten auf meine Fragen aufgefallen sind. Du mußt sie ja auch nicht beantworten. (Nur wenn es Dich schmerzt, daß man zu wenig auf Dich reagiert, könntest Du wahlweise den Grund bei anderen oder bei Dir suchen.)

Wieso ich jetzt an die Gesellschaft angepaßt sein soll, erschließt sich mir nicht. Ich meine, da waren wir schon mal weiter.
Ich habe lediglich die "Schwäche", daß ich, wenn ich einen Text veröffentliche bzw. einen Vortrag halte, verstanden werden möchte. Dazu ist Aufmerksamkeit erforderlich. Wie man dies erlangt, darum geht es mir hier.

 Graeculus meinte dazu am 10.11.23 um 00:28:
An Daniel:

Ja, eine Schauspielschule hilft. Aber wer hat schon die Gelegenheit dazu?

Nein, ich schreibe hier nicht über Schulunterricht, jedenfalls nicht primär. Es ist hier nicht der Ort, Lehrerausbildung zu betreiben. Ich spreche Leute an, die Texte veröffentlichen und sie auf Lesungen vortragen. Daß man auch dabei das Publikum einbeziehen kann, das kommt noch.

 LotharAtzert meinte dazu am 11.11.23 um 10:27:
Wieso ich jetzt an die Gesellschaft angepaßt sein soll, erschließt sich mir nicht. Ich meine, da waren wir schon mal weiter.
Du willst, daß der schreibende Teil der Bevölkerung seine Vorträge optimiert. Ein an sich edler Gedanke. Dabei muß dir aber klar sein, daß die Masse der Schreibenden talentfrei ist. Und genau die freuen sich über deine Beiträge. Ich will dir nicht absprechen, daß auch ich das eine oder andere von dir lerne, aber daß du all die Talentfreien förderst, bedeutet unter anderem auch, daß die Welt nicht ruhiger, sondern noch lauter wird. Das sind also meine Befürchtungen: nochmehr unerträgliches, wichtigtuerisches, ausgefeiltes Blahblah und noch weniger ruhige Beschaulichkeit. Nein, das ist nicht meine Welt.

 Graeculus meinte dazu am 11.11.23 um 17:36:
Darf ich statt des harschen "talentfrei" sagen: etwas weniger talentiert? Wenn man denen ein bißchen unter die Arme greift, braucht sich die Welt ein bißchen weniger über schlechte Texte zu ärgern.
Das ist vielleicht meine Light-Version Deiner universellen Liebe.
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