Ein paar Stunden Ewigkeit

Kurzprosa zum Thema Zeit

von  SapphoSonne

Die Wandelbarkeit der Zeit manifestiert sich in der Intensität des Gefühls.

Monate werden zu Stunden, deren Sekunden Universen beinhalten.
Auf der Reise durch das Leben bleiben Erinnerungen Anker, die uns an die Zeit binden. Doch manchmal verschwimmen selbst sie.

Niemals möchte ich die Erinnerungen missen, denke ich. Gedankenverloren sehe ich aus dem Fenster in die vorbeifliegende Welt. Häuser, Straßen, Autos hinterlassen bunte Schatten inmitten grüner Landschaften. Nur eine Konstante. Ein makellos blauer Himmel. Tief, wie der Ozean.

Die Musik hilft mir mich zu erinnern an das, was ich zurücklasse. Stunden, die in ihrer Gestalt Tagen gleichen und nur Sekunden dauern. Orte. Menschen. Verblichen die Form im Nebel der Entfernung. Verbannt in die Dunkelheit geschlossener Augenlider. Erst dann sind sie wieder klar wahrzunehmen. Stimme, Bewegung und Geruch. Eine Einheit getragen durch einen Blick. Seele im Gefühl.

Alles ein Trugbild? Was ist das Ziel dieser Reise? Ich weiß es nicht. Hab mir einen großen Wunsch erfüllt. Was bleibt noch?

Sehnsucht. Bedauern? Nein. Ein seltsames Gefühl der Erschöpfung und Leere. Fliegende Bilder.

Wolken ziehen auf. Draußen am Himmel und auch in mir. Regenschwere Wolken legen sich auf zarte Gedanken. Der Zug rattert über stöhnende Schienen. Weit voraus kündet das Vibrieren der Gleise von Geschwindigkeit und Kraft. Weiter und weiter. Immer weiter fort.

Zurück bleibt ein Hauch …

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Kommentare zu diesem Text


 susidie (17.09.13)
Die Wandelbarkeit der Zeit manifestiert sich in der Intensität des Gefühls.

Allein dieser Satz sagt schon so viel aus. Deshalb glaube ich, dass mehr bleibt als ein Hauch. Ein sehr nachvollziehbarer Gedankengang, der mich tief berührt und mich intuitiv spüren lässt, was das Leben alles zu bieten hat. Lieben Gruß von Su:)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.09.13:
Hier schließe ich mich gerne an.
LG
Ekki

 SapphoSonne antwortete darauf am 21.09.13:
Herzlichen Dank euch beiden.

LG Sappho

 EkkehartMittelberg (17.09.13)
Wenn von ein paar Stunden Ewigkeit ein Hauch zurück bleibt, ist das immer noch sehr viel.
LG
Ekki

 SapphoSonne schrieb daraufhin am 21.09.13:
Ja, da hast du recht. Auch ein Hauch kann ein ganzes Leben verändern.
LG Sappho

 TrekanBelluvitsh (17.09.13)
"We have developed speed, but we have shut ourselves in. Machinery that gives abundance has left us in want."
- aus: 'The final speech' in "The great dictator" by Charlie Chaplin

 SapphoSonne äußerte darauf am 21.09.13:
Großartiger Film. Ich danke dir.
LG Sappho
Zweifler (62)
(29.09.13)
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 SapphoSonne ergänzte dazu am 29.09.13:
Ja du hast recht. Dankeschön.
LG Sappho
Christof (46)
(29.09.13)
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 SapphoSonne meinte dazu am 29.09.13:
Ich danke dir, Christof. Ich weiß, dass du diese Worte verstehst ...
LG Sappho

 Dieter Wal (03.11.13)
Ist nachvollziehbar. Den Schluss "Zurück bleibt ein Hauch …" würde ich weglassen. Die Erzählung endet damit, dass der Erzähler wegfährt. Der Hauch "übermalt" die Handlung. Er erklärt die Handlung. Beides die Aussage vernebelnd. Klare Aussagen benötigen keine Erklärungen. Du schriebst mehr als hinreichend deutlich und unmissverständlich.

Der Hauchschluss ist auch ein Versuch, das für Leser und Erzähler ev. unbefriedigende Ende zu "poetisieren". Stichwort Zuckerwatte. "Alles ist eitel(Windhauch)", schrieb Prediger/Kochelet. Das Bild ist populär geworden im Sinn von Nichtigkeit, Vergänglichkeit. Es wurde damit leider schrecklich banal, weil hunderttausendfach verwendet.

Mir gefällt der Text insgesamt sehr gut. Er erreicht mit einfachen Worten ohne Bemühung um "Originalität" viel.

"Sehnsucht. Bedauern? Nein. Ein seltsames Gefühl der Erschöpfung und Leere. Fliegende Bilder."

Ich habe beim Lesen das Gefühl, einem verfilmten Liebesroman zu folgen.
(Kommentar korrigiert am 03.11.2013)

 SapphoSonne meinte dazu am 03.11.13:
Danke schön für deinen Hinweis und deinen Kommentar an sich. Der Hauchschluss sollte einfach nur deutlich machen, dass trotz der Leere etwas zurück bleibt. Ein Hauch. Unklar in seiner Bedeutung. Ist es viel? Ist es wenig? Interessant darauf waren die Reaktionen der Leser, was ein Hauch ihnen bedeutet.
LG Sappho

 Dieter Wal meinte dazu am 03.11.13:
Gut, dass du dich nicht davon abbringen lässt. Es würde dem Text die "Rundung" nehmen. Aber da liegt auch das "Problem" der Erzählung. So wie sie ist, handelt es sich um eine Liebeserzählung, die ideal für Hausfrauen geschrieben wäre. Das meine ich anerkenend, nicht abwertend. Du könntest gutes Geld mit dieser Art zu schreiben verdienen.

 SapphoSonne meinte dazu am 03.11.13:
Das Schlimme ist, diese Vermutung hatte ich auch schon. Du müsstest mal meinen "Roman" Eisfrei auf Bookrix lesen. Der ist voll davon...
Würde aber auch gern ein breiteres Publikum erreichen wollen. Daran muss ich noch arbeiten.

 Dieter Wal meinte dazu am 03.11.13:
Wer "Hochliteratur" schreibt, muss Klinken putzen, wenn er damit Erfolg haben will, viele Leser wird er damit nicht gewinnen. Gedichtbände von Sarah Kirsch werden in lächerlichen Auflagen von 2000 Stück publiziert. Du darfst mit wesentlich mehr Lesern rechnen.
(Antwort korrigiert am 03.11.2013)

 SapphoSonne meinte dazu am 03.11.13:
Ich danke dir für deinen Optimismus. Hmm, Sarah Kirsch. Ich mag die Gedichte von ihr. :)))
LG Sappho

 Dieter Wal meinte dazu am 03.11.13:
Und ich erst! :)
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