Gestern rief ich Claus Kleber an

Groteske zum Thema Medien

von  toltec-head

Gestern rief ich Claus Kleber an und fragte, ob ich heute wohl einmal statt dem langweiligen Nachrichtenblock mit Gundula Gause einen meiner Texte aus der Serie "Nachrichtenansagesprechertum und Schizophrenie" vortragen dürfe. Es sei an der Zeit. Er lehnte kategorisch ab. Als hätte ich ihm eine Profanisierung seiner hochheiligen Sendung vorgeschlagen. Und dann auch noch dieser arrogante Ton in seiner Stimme, als sei ich irgendein B-Politiker. Also sann ich auf Rache und informierte Menschenkind, JakobJanus, ParkfüralteProfs und ein paar andere Leute über den ungeheuerlichen Vorgang, die sogleich alle mit mir einer Meinung waren, dass dieser nicht ungestraft bleiben dürfe.

Da ich genau weiß, um welche Uhrzeit Claus Kleber Abends in das ZDF-Hauptstadtstudio zu fahren pflegt und dass er dabei an der Siegessäule vorbeikommt, bewaffneten wir uns mit Küchengeräten und betranken uns schon einmal in den Büschen. Als er schließlich mit seinem BMW vorfuhr, umzingelten wir ihn mit schrecklichem Geschrei und Getöse und bewarfen sein Auto mit einer Mischung aus aufgesammeltem Tauben- und Hundekot, so dass er erbost ausstieg.

- Hier, setz dich auf diese Stute, sagte ich zu ihm und zeigte auf das mitgebrachte Pferd.

Da er sich weigerte, mussten wir ihn auf die Stute hieven, die mit uns mitgetrunken hatte und ganz verstört reagierte. Sie fiel in Trab, furzte und bockte, galoppierte schließlich mit Ausfeuern, Scharwecken, Platteln und Knallen ihrer vier Hufe in Richtung Brandenburger Tor - bis sie Claus abschmiss, wiewohl dieser sich mit Leibeskräften am Sattelbug festhielt. Da sein Schuh auf der beim Aufsitzen dem Reiter zugekehrten Seite so fest eingeschnürt war, dass er ihn nicht herauswinden konnte, wurde er ärschlings von der Stute weitergeschleift, die vor Angst durch die Hecken, Sträucher und Gräben fegte, dergestalt, dass sie ihm den Kopf zerschund. Als die beiden am Brandenburger Tor anlangten, fiel sein Gehirn heraus, die Arme gingen stückweise in die Brüche, der eine hierhin, der andere dahin, die Beine desgleichen, die Eingeweide schleiften am Boden nach. Alle Passanten blieben erstaunt stehen und mussten entsetzt feststellen, dass die Stute am Ende nur noch den eingeschnürten Schuh bei sich trug.

Wir hatten nicht so schnell hinterher kommen können und trafen daher erst mit einiger Verspätung am Brandenburger Tor ein. Nach dem großen Schreck mussten dort alle Leute lachen, als sie unsere Prozession sahen: vorneweg schritt Tom das Ungeheuer mit einer Mischung aus kosmischen, tierischen und menschlichen Zügen. Auf ihm ritt Yvonne als babylonische Hure maskiert. Andere von uns hatten sich auf Stelzen als Riesen verkleidet. Als groteske Abweichungen von der Norm schritten stolz ein Mongole und ein Neger hinter uns drein. Ganz zum Schluss folgte Tebartz- van Elst in vollem Bischofsornat, der eine Hostie hochhielt, und hinter ihm Kutschen mit jeder Menge Ravern.

Der Abend endete mit dem öffentlichen Zerreißen von Claus Kleber. Aus seinen Kutteln wurde Suppe gemacht und während alle Kuttelsuppe aßen, schauten wir auf einer eilig herbeigebrachten Großleinwand die Tagesthemen mit der kurzfristig eingesprungenen Marietta Slomka, die entsetzt von den Geschehnissen des Tages berichtete, und tranken weiter unseren Chablis.

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Kommentare zu diesem Text

michaelkoehn (76)
(10.11.13)
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parkfüralteprofs (57)
(11.11.13)
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Nimbus (38)
(03.12.13)
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MichaelBerger (44)
(28.09.18)
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