Canidia und Sagana laden mich zu einer Dichterlesung ein

Groteske zum Thema Literatur

von toltec-head

- Ich müsste mal kurz auf die Toilette, sagte ich flehentlich ironisch.

Was für eine Unverschämtheit! Seit 3 Stunden hatten mir Canidia und Sagana ohne Unterbrechung ihre Gedichte vorgelesen. Meine eigenen befanden sich dabei noch unausgepackt in der Manteltasche. Der Rotwein war von ALDI und der Nachgeschmack der Peanuts im Mund so penetrant pissig wie ihre Ergüsse.

Canidia sah mich unwirsch an und sagte:

- Gut, je nachdem wie lang es dauert, kannst du ja schon mal "Wenn Du zurückkommst, werden wir die Haiku- und Tankaproduktionen der letzten Wochen durchgehen" in Metrikschrift übersetzen und uns dann sagen, was dir dabei auffällt.

Sagana fügte - oh! wie ich ihr hennarot gefärbetes Haar hasste - hinzu:

- In jedem Fall wirst du dich auf die Toilette bitte setzen, toltec.

Was ich natürlich nicht tat und vor Schreck prompt daneben pinkelte, weil mir Hermann Hesse auf einem Poster entgegenstarrte. Das alte weise Amphibium! Startbereit, mich jetzt auch noch beim Pinkeln mit Lyrik weiter zu nerven.

Als ich von der Toilette zurückkam war das Licht im Wohnzimmer aus.

- Hallo, wo seid ihr denn?

Rumms!, schon lag ich auf dem Boden. Sie fesselten mich an den Füßen und schleppten mich auf die Couch, wo sie mich mit Handschellen hinterrücks am Heizkörper festbanden. Sie hatten sich beide in schwarze Mäntel gehüllt und ihre Haare ausgebreitet. Mit nackten Füßen umher schreitend, zündeten sie zunächst einmal Kerzen im Raum an.

- Mund auf!, schrie mich Sagana schließlich an. Du wirst jetzt Gedichte essen!

Canidia heulte laut lachend auf, so dass ich die Goldfüllungen ihrer Hinterzähne blitzen sah.

- Und zwar die deinen!

Sagana holte die Blätter aus meiner Manteltasche im Flur, zerknüllte sie und wollte mir schon einen Ballen in den Mund stopfen. Aber Canidia stoppte sie:

- Warte Schwester, die sind zu trocken. Lass sie uns ein wenig befeuchten.

- Womit denn, Schwester?

- Nun, du weißt doch, mit der Flüssigkeit, die er so mag.

Sie verschwanden beide kurz auf der Toilette, von wo ich sie laut kreischen hörte. Dann kamen sie wieder. Triumphierend hielten sie die von Blut triefenden Papierballen in beiden Händen und tanzten eine Weile um mich her.

- Toltec, du fieser kleiner Egel, sagte Sagana, Du elender Weibmann, du. Du, Eunuch! Kriegst keinen hoch und menstruierst doch auch nicht. Bist nicht Fisch, nicht Fleisch. Lebst von anderer Menschen Blut. Friss und stirb!

Während Sagana mir die Blutballen in den Mund zu stecken begann, zog Canidia mir die Hose runter und sagte:

- Was haben wir denn da? Der ist aber klein!

- Schneid ab!

Ich konnte kaum noch atmen.

- Schneid ab!

Ich begann, das Bewußtsein zu verlieren.

- Schneid schon!

- Ich trau mich nicht, mach Du.

Ich verlor das Bewußtsein.

Als ich am nächsten Tag, nachdem ich beim Arzt gewesen war, bei kV online ging, fiel mir als erstes ein Text von Canidia in die Augen:

"Toltecs Schwanz in cm", Prosagedicht zum Thema Apokalypse.

Ich ging sofort wieder offline und legte mich ins Bett. Von nun an wußte ich, dass meine Tage bei kV gezählt waren.

Filzlaus und...

Inhalt

Wie erkennt man...

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Kommentare zu diesem Text

Regentrude (53)
(15.01.13)

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toltec-head meinte dazu am 15.01.13:

Nur Canidia und Sagana können die noch messen