Zur Physiognomie der Nachrichtenansagesprecherin und ihres gegenteiligen Körpers

Essay zum Thema Medien

von  toltec-head

Typisch für den Körper der Nachrichtenansagesprecherin ist der fertige, streng begrenzte, nach außen verschlossene, von außen gezeigte, unvermischte und individuell ausdrucksvolle Körper. Alles, was absteht und vom Körper ausgeschieden wird, alle deutlichen Ausbuchtungen, Auswüchse und Verzweigungen, d.h. all das, womit der Körper über seine Grenzen hinausgeht und wo ein anderer Körper anfängt, wird abgetrennt, beseitigt, verdeckt und gemildert. Ebenso werden alle ins Körperinnere führenden Öffnungen geschlossen. Alle Merkmale des Unvollendeten und Unfertigen des Körpers werden sorgsam entfernt, ebenso alle Erscheinungen des Innerkörperlichen. Verboten alles, was an Schwängerung, Schwangerschaft und Geburt erinnern könnte. Die glatte Oberfläche, die Körperebene erlangt zentrale Bedeutung als Grenze des mit anderen Körpern und der Welt nicht verschmelzenden Individuums. Die Hühnerbrust brutzelnde Marietta Slomka eben. Körper, der mich schwul gemacht hat, weil man bei seinem Anblick zur CD werden möchte.

Ein gegenteiliger Körper, ein Körper, der uns hälfe, das Bild der Nachrichtenansagesprecherin in unseren Köpfen zu verwinden, sähe so aus: Körper, der die Grenze zwischen zwei Körpern oder Körper und Welt überwindet, Tausch und gegenseitige Orientierung, alle Akte des Körperdramas - Essen, Trinken, die Verdauung (und neben Kot und Urin auch andere Ausscheidungen: Schweiß, Schleim, Speichel), Beischlaf, Schwangerschaft, Entbindung, Wachstum, Alter, Krankheiten, Tod, Verwesung, Zerstückelung und Verschlungenwerden durch einen anderen Körper - spielen sich offen an der Grenze zwischen diesem zeitgleich jung und altem Körper und der Welt ab, alle Ereignisse des Körperdramas sind als Anfang und Ende des Lebens miteinander verflochten. Grotesker Körper, der aus Einbrüchen und Erhebungen besteht, die schon den Keim eines anderen Körpers darstellen, Berge und Abgründe, Türme und unterirdische Verließe. Die Heterosexualität ist grotesk, aber gerade in ihrer Groteskheit oder besser: nur in ihrer Groteskheit gut. Natürlich ist Schwulsein heilbar. Es bedarf hierfür nur eines Groteskwerdens der Heterosexualität.

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Kommentare zu diesem Text

P. Rofan (44)
(09.11.13)
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 toltec-head meinte dazu am 10.11.13:
Schreib mal einen Text über sie. Einerseits hatte sie mit ihrer bübischen Frisur den zeitgleichen BRD-Tanten etwas voraus, wirkt aber andererseits tatsächlich weniger kalt als die heutigen Boy-Girls. Ist es dir wirklich mal gelungen auf ihr abzuspritzen?
(Antwort korrigiert am 10.11.2013)
michaelkoehn (76)
(09.11.13)
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 toltec-head antwortete darauf am 10.11.13:
Suppe aus seinen Kutteln wäre sicherlich leckerer.
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