Himmel oder Hölle - oder die Standhaftigkeit der ersten römischen Christen

Dokumentation

von  Bluebird

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(von Bluebird)
Die erste richtige Christenverfolgung in Rom im Jahre 64 nach Christus mag den römischen Christen deutlich gemacht haben, dass ihr Glaube ihnen auch unter Umständen einen hohen Preis abverlangen würde. Es konnte das irdische Leben kosten.
  Der HErr selber hatte zu Lebzeiten keinen Zweifel daran gelassen, was er von seinen Jüngern erwartete:

"Wer mich bekennt vor den Menschen, den wird auch der Menschensohn bekennen vor den Engeln Gottes. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, der wird verleugnet werden vor den Engeln Gottes.“
und hinzugefügt: 
“ Ich sage aber euch, meinen Freunden: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und danach nichts mehr tun können. Ich will euch aber  zeigen, vor wem ihr euch fürchten sollt: Fürchtet euch vor dem, der, nachdem er getötet hat, auch Macht hat, in die Hölle zu werfen.“

Himmel oder Hölle! Dies stand für die Christen auf dem Spiel. Kompromisse mit den anderen römischen Göttern und den praktizierten religiösen Kulten waren für sie Götzendienst und somit eine Verleugnung ihres Herrn.
    Und so  schotteten sie sich vom römischen Alltagsleben mit ihren zahlreichen religiösen Festen ab und erregten so Unmut und Misstrauen in der Bevölkerung. Sie wirkten wie ein Fremdkörper im Staate. Ihre Motive und Handlungen blieben den Römern unverständlich. Und man hatte auch die Sorge, dass die römischen Götter die christliche Ignoranz übel nehmen und Unheil über Rom schicken würden. So wie eben jene Brandkatastrophe im Jahre 64 n. Christus.
      Aber es war eben auch jener Bekennermut und jene Beharrlichkeit im Glauben, - auch angesichts des Todes -, der vielen Römer  heimliche Bewunderung abverlangte und sie fragen ließ, ob da nicht vielleicht doch etwas an diesem seltsamen Glauben dran sein könnte. Und so wuchsen langsam aber stetig die Zahl der römischen Christen.

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(23.12.13)
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 Bluebird meinte dazu am 23.12.13:
Ich habe gerade heute Einiges zum Vergleich Mithras-Kult und Christentum gelesen ( in "Damals" 11/2013) Da war von gewissen vordergründigen Parallelen, aber auch deutlichen Unterschieden die Rede.

Der Faktor "Frau" mag sicherlich eine Rolle gespielt haben - denn was ist von einer Religion zu halten, die mindestens die Hälfte der Bevölkerung per Definition ausschließt? Aber ich denke, dass der "geprüfte und standhafte Glaube" der Christen maßgeblich zu der Verbreitung des Christentums beigetragen hat. Neben sicher einer Reihe anderer Faktoren.

Der Mithras-kult hatte sich übrigens mit dem römischen Staatkult arrangiert und war deshalb auch nie einer ernsthaften Verfolgung ausgesetzt gewesen.
(Antwort korrigiert am 23.12.2013)
Graeculus (69) antwortete darauf am 23.12.13:
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Graeculus (69) schrieb daraufhin am 23.12.13:
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 Bluebird äußerte darauf am 23.12.13:
Das mit den "Donatisten" ist mir bekannt. Geplant ist dies zu einem späteren Zeitpunkt innerhalb des Oberthemas "Die Geschichte des Christentums" hier zu behandeln.
(Antwort korrigiert am 23.12.2013)

 Dieter Wal ergänzte dazu am 25.12.13:
Finde den Mithraskult überaus faszinierend. Gerade am 25.12., denn heute bzw. gestern war auch das Datum für die Geburt des Mithras, dessen Zeitpunkt vermutlich von der Wintersommerwende her übernommen worden war. Im Mithraskult spielte Kosmologie eine wichtige Rolle. So waren die sieben Grade auch sieben Planeten zugeordnet. Der Makrokosmos spiegelte sich, wie auch sonst bei Mysterienkulten üblich, im Kultzentrum der Mithrasdarstellung von der Tötung des Urstiers durch Mithras, und damit verbundener Heilstat, deren Ertrag für die Gläubigen durch Erkenntnisprozesse, Gebete, und Sakralhandlungen (Kultmahl) nutzbar gemacht wurde.

Ihn mit dem frühen Christentum zu vergleichen, ist an sich ein Unding. Denn er war sozusagen reiner Soldatenkult. Ihm gehörten praktisch keine anderen Berufe an. Mithräen dienten röm. Soldaten als Heimstätten, wo ihnen eine Familie bei ständigen Versetzungen versagt blieb. Fremdheit im röm. Weltreich wurde dank Mithras überwunden. Plötzlich war ein Mithrasanhänger in einer Art antiker "Freimaurerloge", die sich auch heute nicht von der initatischen Technik her unterscheidet, sondern von den damit vermittelten Inhalten. Vergleiche hinken gewaltig. Dennoch wären die Parallelen Mithraskult/Freimaurerei wesentlich zahlreicher als die zum frühen Christentum.

Immenser Vorteil christlicherseits: Auch Urchristen waren die ersten Jahrzehnte eher im Untergrund, wie etwa die Johannesapokalypse deutlich erkennen lässt oder etwa Epheser 5,14, in dem von einem längst vergangenen urchristlichen Ritus die Rede ist, in dem Christen symbolisch von den Toten liegend zum neuen Leben erhoben worden sein dürften.

Erste christliche Gemeinden waren den Mysterienreligionen höchstwahrscheinlich mindest in Kleinasien ähnlicher als viele heute annehmen. Wobei die paulinischen Briefe auch diesbezüglich ein uneinheiltiches Bild vermitteln. Es gab zahlreiche religiöse Handlungsreisende. Die Gemeinden waren enormer religiöser Dynamik und vielfältigen synkretistischen Einflüssen unterworfen. Die kurze Darstellung über "Simon dem Magier" der Apostelgeschichte lässt indirekt erschließen, wie schillernd manche Charismatiker in Kleinasien wirkten, mit welchen "Irrlehren" als Gnostiker sie aufwarteten, welche anspruchsvollen Herausforderungen damit an Paulus und seine Schüler gestellt waren. Die Apostelgeschichte verschweigt solche schmachvollen Details verständlicherweise. Aber ich halte es für eventuell denkbar, dass Simon tatsächlich levitierend über Rom abstürzte, was sein Opus Magnum als antiker "Wundermann" dargestellt haben dürfte. Nur hat er es halt nicht überlebt. So soll Simon nach den apokryphen Petrusakten in einem Wunder-"Duell" mit Petrus darum gebetet haben, dass Simon nicht länger die Himmelfahrt Christi magisch verspottet, indem er sie imitierte. Die Darstellung des abstürzenden Simon über Rom war in der chrstlichen Ikonographie zeitweise beliebt, die Texte um Simon Magus müssen demzufolge auch für spätere Generationen von Bedeutung gewesen sein, traten mit sinkendem Interesswe an Wundergeschichten und Magiegläubigkeit zunehmend in den Hintergrund der Lebensthemen vieler Menschen.

Das "Basisdemokratische" der Christen war ihr Hauptargument, wenn es darum ging, sich zu verbreiten. Dort wurden alle Geschwister, und Freie. Auch Sklaven durften Mitglieder werden, was ihren sozialen Sprengstoff begründete. Christen waren anthroplogisch für die damalige Gesellschaftsordnung ein echtes Ärgernis. Denn sie waren der Humus, der sie letzlich zerstörte. Die alte Ordnung wurde im Lauf der ersten Jahrhunderte mit durch sie umgestaltet. Mithras dagegen hatte stabilisierende Züge auf seine Änhänger. Es gab keine treueren Soldaten als Mithrasanhänger. Die waren jedem Kaiser gegenüber höchst loyal. Das wurde im Kult massiv begünstigt und transzendiert in den Lehren.

Christen hatten dagegen mit Verschwörungstheorien zu kämpfen, da das propagandistisch clever genutzte Gerücht verbreitet wurde, sie hätten etw. mit dem Brand Roms unter Nero zu tun. Auch waren jüdische Sekten den Römern damals in unangenehmer Erinnerung geblieben, da in Israel auch Zeloten massive kriegerische Handlungen gegen röm. Besatzer ausübten, und damit zeitweise enorme terroristische Erfolge erzielten, bedenkt man, in welcher Überzahl die Römer gegen zelotische Terroristen waren.

Christen bewirkten letztlich die spätere Demokratie in Verbindung mit dem demokratisch antikgriechischen Original des Athener Stadtstaates. Mithrasanhänger hätten solches NIEMALS befürwortet. Dort waren einzig loyale Soldaten.
(Antwort korrigiert am 26.12.2013)
Graeculus (69) meinte dazu am 26.12.13:
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 Dieter Wal meinte dazu am 02.01.14:
Bis sich parlamentarische Demokratie entwickelte, vergingen weit über 1000 Jahre, dass die röm-griech. Gesellschaftsordnung durch jüdisch-christliche Entsklavung (Befreiung) im Lauf der darauf folgenden Jahrhunderte letztlich zerstört wurde, halte ich für offensichtlich. Du nicht?
Graeculus (69) meinte dazu am 03.01.14:
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 Dieter Wal meinte dazu am 03.01.14:
Von Paulus betreute heiden-christliche Gemeinden nahmen Freie und Unfreie auf, und stellten sie religionsintern unter den Status des Bruders bzw. der Schwester. Demselben Phänomen begegnet man wieder unter Bauhüttenangehörigen bzw. im Zunftwesen, was hier zusammen betrachtet werden kann, da Bauhütten zu Zünften zählen bzw. in der späteren Weiterentwicklung der Bauhütten, den Freimaurerlogen.

Frühe Heidenchristengemeinden paulinischer Prägung kannten das Prinzip der Gleichheit, welches zur Zeit der Franz. Revolution unter der Schreckensherrschaft der Jakobiner unter dem Motto "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" an Anbetracht der Massenmorde am Adel zu trauriger Berühmtheit gelangte.

Ich persönlich sehe in der Geschwisterlichkeit des Christentums, und in Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten des jüdischen Volks nach 800 Jahren etc. Sprengstoff für hierarchische Ständeordnungen, und Entwicklungen wie Sklaverei. Dass man darüber viele gute Argumente dafür wie dagegen diskutieren könnte, versteht sich von selbst.
Graeculus (69) meinte dazu am 03.01.14:
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 Dieter Wal meinte dazu am 03.01.14:
Gleichheit vor Gott bedeutete nicht automatisch, dass damit alle Ständeunterschiede außerhalb der Gottesdienste aufgehoben worden wären. Insofern ist meine Lieblingsvorstellung in Sachen Ursache und Wirkung der frühchristlichen Sozialethik unter Hendenchristen als Herleitung für Menschenrechte, Gleichberechtigung, Freiheit etc. sehr weit hergeholt. Aber im Keim steckt in meinen Augen durchaus eine Menge Potential in diese Richtungen. Das lässt sich genauso gut evolutionspsychologisch im Sinn von stufenweisen Entwicklungen zu verfeinerteren Möglichkeiten als kulturelle und kognitive Evolution interpretieren, die keineswegs allein auf das Christentum bezogen werden muss, sondern ganz allgemein für Kultur an und für sich stehen kann, und damit sehr fest und sicher steht.
(Antwort korrigiert am 03.01.2014)
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