Verdacht.

Alltagsgedicht zum Thema Selbsterkenntnis

von  franky

*

Kaum ein Nasenloch zum schnaufen frei gebohrt, bricht Vergangenheit über mich herein.

Grau wie der geier ist der Himmel, die Stunden vergilbtes Zeitungspapier.
Der Regen zieht wie ein zerzaustes Seidentuch über die triefenden Dächer.

Viel ist es nicht was ich zwischen den Fingern zerknülle, die Hülle einer verkümmerten Wahrheit.
Es ist alles so ekelhaft richtig und unmenschlich vollkommen!
Ich kann den Schädling nicht finden, er muß ein kleines Einkommen haben.
Die legen alle am letzten Tag ihre Eier noch in die Nester.

Ist der rote Fleck am Laken ein glühendes Weilchen?
Es stammt von Blut der getretenen Gewissenhaftigkeit.

Mir ist der Bauch aufgeschlitzt worden um den verlorenen Blumentopf wieder aufffindig zu machen.
Großmutter und Rotschwänzchen sind unter die Wölfe geraten.
Es findet sich bestimmt ein Jägerlein, der  sie aus der Patsche zieht. 

Ich mag keine unnötigen Ausreden, die Luft ist rein.
Es stolpert jeder über sein eigenes Unvermögen.

Den Besenstiel habe ich zurechtgeschnitten,
er passt wieder in jedes Loch.
Nun kann man die Stube von verdächtigen Spuren sauber fegen.
Den Rest unter den Teppich kehrn.

*
© by F. J. Puschnik

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Kommentare zu diesem Text


 Annabell (07.04.14)
eine hübsche Gechichte, lieber Franky. Gern gelesen mit lieben Grüßen von
Annabell
(Kommentar korrigiert am 07.04.2014)

 AZU20 meinte dazu am 07.04.14:
Schließe mich gern an. LG

 franky antwortete darauf am 08.04.14:
Hallo liebe Annabell und Armin,

Danke fürs Vorbeistolpern, habe dich gerne aufgefangen;-)

Liebe Grüße

von Franky

 monalisa (08.04.14)
Nein, ich schließ mich nicht an: 'Hübsche Geschichte' wäre mir dazu nicht in den Sinn gekommen, für mich ist sie sehr beklemmend, da herrscht eine Stimmung des Misstrauens, der ich lieber ausweichen möchte. Doch mit eindringlichen und außergwöhnlichen Bilder nagelst du mich fest, ziehst mich da mitten hinein. Das beginnt schon mit dem ersten Satz, mit diesem 'kaum ein Nasenloch frei', diesem Graugeier von Himmel, ..., '... der rote Fleck ein Weilchen?' (toll!) ...
Und du lässt in der Bildhaftigkeit bis zum Ende hin nicht nach, zwar scheinen die Bildveratzstücke nicht ganz genau ineinander zu passen, werden zurechtgeschnitten, passend gemacht, in einer Atmosphäre, da jeder jeden verdächtigt, der Rest unter den Teppich gekehrt ... Und nun?

Ich glaube, das ist der Text unter allen Texten von dir, die ich bisher gelesen habe, der mich am meisten ge- und betroffen hat. Das hast du faszinierend geschildert!

Liebe Grüße,
mona

 franky schrieb daraufhin am 08.04.14:
Hi liebe Mona,

Manchmal schüttelt man den Ärmel und es fallen solche Gedanken heraus.

Danke für den herrlichen Kommentar.
Der wertet meinen Text noch um Einiges auf.

Liebe Grüße

Von Franky
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