Rechtes Wort zur rechten Zeit

Anekdote zum Thema Tragik

von  loslosch

Neque me patior iterum ad unum scopulum ... offendere (Cicero, 106 v. Chr. bis 43 v. Chr.; De oratore). Und ich will es nicht hinnehmen, erneut auf das eine Riff zu treffen.

Eine antike Metapher aus der Seefahrt. So oder ähnlich hätte Christian Feinschmid aufheulen können, als ihm zum wiederholten Male ein Büromalheur passierte. Oder Dr. Klaus Möhring, seines Zeichens unterausgelasteter Ministerialdirigent. Der Reihe nach: Der wuselige Regierungsdirektor Feinschmid war zum behördlichen Aktenbock geeilt, wieder einmal, um die frischen Umlaufmappen abzugreifen, doch diesmal zu behende. Der rechte Schuh stieß an das museale Bürogerät und geriet justament an einen vorstehenden Nagel. Ein nigelnagelneues Schuhpaar, erstanden zum stolzen Preis von 200 DM (es war die Zeit, als unser Präsident Walter Scheel für sein Laufwerk schlappe 500 DM berappte), hatte Schaden genommen.

Feinschmid fluchte leise vor sich hin. Kurz darauf lieferte Amtsbote Klütsch neue Post zur Sichtung und Bearbeitung ab. Feinschmid huschte zum Aktenbock - und tappte in die alte Nagelfalle. Diesmal mit irreparablem Schuhschaden. Wutschnaubend der Griff zum Telefon und die Abgabe der Schadensmeldung beim Referenten der Zentralabteilung. Worte wie "ausgedientes" Mobiliar, Dienstunfall, Schadensersatz machten die Runde. Im Weiteren beugte sich der zuständige Referatsleiter über den Vorgang, am Ende sogar der sich unterausgelastet fühlende Ministerialdirigent Dr. Möhring.

Dann kam es zum Fon-Finish. Dr. Möhring unvermittelt: "Feinschmid, Feinschmid, Feinschmid!" Der bellte zurück: "Möhring, Möhring, Möhring!"

Wäre Möhring im Bilde gewesen, hätte er Feinschmid angeraunzt: "Und ich will es nicht hinnehmen, dass Sie erneut auf den einen Nagel treffen."


Anmerkung von loslosch:

Übrigens hatten sich die Disputanten nach dem merkwürdigen Telefonstart schnell geeinigt.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (20.04.14)
"Riff oder Nagel, das ist hier die Frage!"

"For want of a nail the shoe was lost.
For want of a shoe the horse was lost.
For want of a horse the rider was lost.
For want of a rider the message was lost.
For want of a message the battle was lost.
For want of a battle the kingdom was lost.
And all for the want of a horseshoe nail."


Aber Kichererbse hatte ja was gegen Könige und ihre Reiche...

 loslosch meinte dazu am 20.04.14:
und das alles in 13 minuten ...

"It is a wise rule to resist the beginnings of evil." (the arab and his camel.)

 TrekanBelluvitsh antwortete darauf am 20.04.14:
Du nimmst doch nicht an, dass die 'Nail"-Sache von mir stammt? Ist eine alter englischer Spruch, der wahrscheinlich aus dem Mittelalter stammt.

 loslosch schrieb daraufhin am 20.04.14:
hereingelegt! the arab and ... ist lesefrucht deines zitats!

 TrekanBelluvitsh äußerte darauf am 20.04.14:
"Ein Kamel kommt selten allein, aber Allah sagt: Zwei Kamele sehen mehr als ein."
ichbinelvis1951 (64)
(20.04.14)
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Graeculus (69) ergänzte dazu am 20.04.14:
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 loslosch meinte dazu am 20.04.14:
... aliena pericula ....

oft genügen nicht die eigenen verbrannten finger.

frohe ostern in die runde. lo
ichbinelvis1951 (64) meinte dazu am 20.04.14:
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 EkkehartMittelberg (20.04.14)
Die Anekdote ist niet- und nagelfest.

 loslosch meinte dazu am 21.04.14:
weil sie von einer wahren begebenheit berichtet. die mischung aus "schmerzend" und "witzig" triffts!
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