Pornsynästhesie

Pastiche zum Thema Abendstimmung

von  toltec-head

Der Herzog ging in sein Kelleratelier, auf dessen 4 Wände sich überlebensgroß, teilweise aber auch mit kleineren Einschüben wie in Filmen von Greenaway, Pornos projizieren ließen. In der Mitte des Raums stand ein ergonomischer Drehsessel. Er nannte diese Einrichtung seine Fleischorgel. Mittels ferngesteuerter Computer ließ sich die Fleischzufuhr nach allen möglichen Geschmacksrichtungen regulieren. Auch war es möglich, mehrere Pornos, zum Beispiel einen Hetero-Porno über einen Schwulen-Porno, übereinander zu projizieren, oder auch völlig andere Bilder mit einzuspeisen wie eine Papstmesse oder die Tagesthemen. Bestimmte Grund-Cluster hatte er vorweg programmiert und seine Fernbedienung auf von ihm so bezeichnete Stimmen wie Flöte, Waldhorn, Vox Divina  gestellt.

Der Herzog setzte sich in seinen Sessel und begann auf die eine Wand genüsslich Pornos von der einen Sorte auf die anderen von anderen Sorten zu projizieren. Auf diese Weise spielte er sich innere Symphonien vor, und es gelang ihm, seinem Gesamtsinn ähnliche Genüsse zu verschaffen, wie sie die Musik dem Ohre bereitet.

Außerdem stimmten verschiedene Pornos oder Pornomischungen seiner Ansicht nach mit dem Ton eines Instruments überein. Ein Bare-Twink-Movie zum Beispiel mit der Klarinette, deren Töne spitz und weich sind; ein Ginger mit der Hoboe, deren Klang näselt; ein Ass-Licking mit der Flöte, süß und scharf, schrill und sanft zugleich; ein Blacks mit der Trompete; ein Interracial erschreckte die Sinne durch seinen schrillen Schall, wie Klapphorn und Posaune das Ohr heftig mitnehmen, während ein Rape gleichsam den betäubenden Lärm der Tuba verursacht, und der Fisting-Porn den Sinnen die Schläge der Zimbel und der Pauke mitteilt.

Er meinte auch, daß diese Vergleiche sich auf Quartett-Saiteninstrumente übertragen lassen, indem Asians den alten Kognak vorstellen, berauschend und zart, scharf und spröde, während die Bratsche kräftiger, voller, dumpfer aus Latin-Lovers zu hören ist; das Cello zerreißend, melancholisch und schmeichelnd wie Czechs do it for Cash erklingt, die Baßgeige dagegen schwer, stark und düster wie Bearded Daddys wirkt. Man könnte selbst – indem man ein Quintett bildet – die Harfe hinzufügen, die mit einer gleichen Wahrscheinlichkeit die mächtige Kraft und ihre silbernen Klänge, frei und zart wie rothaarige Epheben wiedergäbe.

Diese Voraussetzungen hatte er einmal angenommen und war soweit gekommen, infolge rastloser Versuche vor seinem inneren Sinn stille Melodien zu spielen, stumme Trauermärsche mit großem Gepränge aufzuführen, Soli von English College Students, Duette zwischen Broken bärtigen Dschihadis  und Hausfrauensex zu hören.

Es gelang ihm so, in seine Zirbeldrüse wirkliche Musikstücke den Wünschen des Komponisten gemäß zu übertragen, er gab Takt für Takt die Gedanken, die Wirkungen, die Nuancen wieder und erzeugte durch nahe Verbindungen oder Kontraste der verschiedenen Sorten von Pornos, durch geschickte Mischungen Akkorde.

Früher komponierte er seine Melodien selbst und führte seine Idyllen mit dem gutmütigen deutschen Produktionen auf, die ihm den perlenden Gesang der Nachtigall in der Kehle trillern machten, oder er sang mit den sanften Produkten französischer Provenienz die süßlichen Schäferlieder, wie: die Romanzen von Estella und die »Ach! ich sag Ihnen, Mama« aus der alten Zeit.

Aber heute abend hatte der Herzog durchaus keine Lust, der Musik zu frönen; er begnügte sich damit, einen einzigen Ton auf der Klaviatur seiner Orgel anzuschlagen; er projizierte mehrere Fisting-Movies übereinander und legte darüber noch die Tagesthemen von gestern. Sodann machte es sich in seinem Sessel bequem und schlürfte ganz langsam den von den Leinwänden quillenden Bildersaft, der seinen inneren Sinn mit einem starken Kreosotgeruch erfüllte.

Nach und nach beim Schauen folgten seine Gedanken wieder dem belebten Eindruck seiner Sinne; er erweckte so durch eine fatale Ähnlichkeit von Geschmäckern seit Jahren verwischte Erinnerungen.

Der Herzog schloss die Augen und begann zu schwelgen. Erinnerungen an seine Kindheit wurden durch Einschübe aus dem Mutterleib durchbrochen. Er hatte die geistige Höhe eines der späten Beethoven Quartette erreicht.

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Kommentare zu diesem Text

parkfüralteprofs (57)
(02.02.15)
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 toltec-head meinte dazu am 02.02.15:
Isolation ist der einzige sichere Weg zu menschlichem Glück und von nun an wird zurück verhöhnt.
parkfüralteprofs (57) antwortete darauf am 03.02.15:
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 toltec-head schrieb daraufhin am 03.02.15:
Verhöhnen bezog sich nicht auf dich als meinen Busenfreund, sondern auf die alten Meistern. Die Bemerkung über das Glück stammt übrigens von Glenn Gould, den Bernhard im "Untergeher" bekanntlich  porträtiert. Wär selbst gern Konzertpianist geworden, hatt´s dann aber doch nur - weil ihm die Isolation zu viel wurde? - zum Literatur-Clown gebracht.
(Antwort korrigiert am 03.02.2015)
(Antwort korrigiert am 03.02.2015)
parkfüralteprofs (57) äußerte darauf am 04.02.15:
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trier (27)
(06.02.15)
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 toltec-head ergänzte dazu am 07.02.15:
Women who live in the house must show up for Wednesday and Friday sex night. They are given rare exemptions in the case of major surgery (like a nose job), but if it’s that time of the month or they’re sick, they’re still expected to come. Even Hefner’s secretary has to participate.
Hefner invites women into his lair. The night the source was there, 12 women were in the room. Each must bathe and wear identical pink pajamas. If they don’t want to have sex with the 78 year-old perv, they can leave their pajama bottoms on.
Gay porn plays on two big screen TVs in the room.
On the night the source was there, Heff got a hummer from his current girlfriend to start the action. 10 of the 12 girls then took turns having sex with him, taking about two minutes each while the other participants cheered him on. He took Viagra to perform and did not wear a condom.
Women paired up for simulated lesbian sex for Heff’s benefit, but according to the source most of them weren’t into it and didn’t even like each other.
The session ended with him having anal sex with the girlfriend, who wiped off his penis beforehand, as if that did something to prevent STDs.

http://www.celebitchy.com/2635/ex-playmate_reveals_nasty_details_of_hugh_heffners_sex_sessions/

Aber ob er am nächsten morgen sich dann auch wieder in die Schriftsteller der römischen Dekadenz vertieft?
trier (27) meinte dazu am 07.02.15:
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 toltec-head meinte dazu am 08.02.15:
Stimmt, die Literatur im Playboy war immer erste Sahne.
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