Wollt ihr mein Apho nicht, gibt's den Essay

Essay zum Thema Sehen/ nicht sehen

von  LotharAtzert

(... wollt ihr auch den nicht, gibt's auf die Mütze!)

Relativ und Absolut
Das Trübe ist relativ, daher sichtbar,
Klarheit ist absolut, daher unsichtbar.

- Dies ist eine verlässliche Formel. Sie beinhaltet, daß alle Klärung sich der Wahrnehmung durch die Sinne im Grade des Klärvorganges entzieht, während umgekehrt die Trübung mit fortschreitender Verschlechterung im Lichte sichtbarer wird. Das heißt, das Trübe zeigt sich; nicht aber die Klarheit.
Gern und oft benutzen wir Nereidenfreunde das Bild vom Wasser, um Klarheit zu verdeutlichen: Ist es klar, sieht man den Grund mit seinen Steinen, vielleicht Fische, Treibgut, Korallen, was auch immer. Nun haben aber die Fische, das Treibgut, die Korallen nichts mit der Klarheit zu tun, sondern die Klarheit des Wassers ermöglicht nur den ungetrübten Durchblick auf das Gesichtete, wobei sie selbst, obwohl in aller Klarheit anwesend, von keinem Auge der Welt je erblickt werden wird.

Was immer sich klärt, entzieht sich der profanen Sichtbarkeit. Das heißt, Aussagen wie "ich bin jetzt klar" oder "ach, der Spinner hält sich für klar" sind dann nicht mehr möglich bzw. entbehren jeder Grundlage, weil Klarheit weder gehabt werden kann, noch besitzbar ist. Aus dem gleichen Grund ist Vorsicht geboten bei Aussagen, wie "Du bist klar/unklar", da nur der Klare klar sehen kann und wenn er einem Klarheit/Unklarheit zuspricht, so bringt er zum Ausdruck, daß er sich selbst für klar hält. Viele machen das allerdings, sagen einem begehrten Objekt aus Kalkül, wie wunderbar es sei und erhöhen so sich selbst damit, was eine Eintrübung darstellt.
Dabei gibt es eine einfache Methode ohne Selbsterhöhung: Statt "Du bist klar" ein "Du erscheinst mir klar" - der Schein läßt immer noch die Möglichkeit des Irrens offen.  Offenheit ist eine Emanation des Klaren - und irren ist menschlich, wie's heißt.

Klar ist auch das Sonnenlicht. Die Sonne bringt am Tag überall ihr Licht hin, ohne daß man des Lichthaften ansichtig wird. Immerhin zeigt sich im Prisma (durch Beugung an Gittern) ihre Regenbogenaura. Und wie beim Wasser sieht man alles mögliche an Gegenständen, nur nicht die Klarheit.

Stets erkennen wir die uns Ähnlichen. Manchmal auch entdecken wir gerade an ihnen erst, was wir an uns selbst nicht wahrnehmen wollen und verurteilen sie stellvertretend. Die anderen, Fernerstehenden sind zu hell oder zu dunkel.
Ist eine Wasserstelle aufgerührt, sieht man keinen Grund mehr. Hört man mit Aufrühren auf, so setzen sich die Partikel aufgrund der Schwerkraft alsbald und es herrscht irgendwann wieder Klarheit. Das heißt, man braucht nicht viel zu tun, sondern lediglich alles sein lassen, wie es ist. Sein besteht im sein lassen. Der Lotus, Symbol für die Reinheit des sich entfaltenden Bewußtseins, wächst unbeschadet zum Licht.

Jean Luc Ponty, John McLaughlin, and Zakir Hussain, "Lotus Feet":
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Kommentare zu diesem Text

BabetteDalüge (67)
(21.03.15)
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 Horst meinte dazu am 21.03.15:
Ist denn jetzt alles "klar" bei dir, Lothar?

 LotharAtzert antwortete darauf am 21.03.15:
@ Horst - Horst!- welche Ehre, alter Mitbewerber aus Autorenwebzeiten, sei gegrüßt - Es ist erst dann alles klar bei mir, wenn meine Worte auch Dein Herz erreichen - also sag Du's mir.

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 21.03.15:
@ Babette - ja, ich hab das etwas schnell runtergehudelt, aus aktuellen Gründen. Aber daß Du schon vorher Notizen machst - so sollte es sein!
Eine neue Grundlage für dieses Thema, ja.
Die Sonnenfinsterniss - eine seltsame Atmosphäre.
Hast Du McLaughlin gehört? Ich hab extra vorher ein magisches Plätzchen gegessen ... und dann vom Lotus geschrieben, die Füße kommen später ...
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