Afrikareise - Uganda, Ankunft, Antrittsbesuche I

Erzählung zum Thema Abenteuer

von  pentz

17.August 2015 Montag

17 Uhr
Entebbe  –Ankunft in Uganda, der „Perle Afrikas“, wobei es sich um eine schwarze handeln muss, wie sich bald herausstellen wird.
Der soldatisch-uniformierte Beamte am Flugplatz weigert sich, mir ein Visum für Ostafrika auszustellen, was Kenia, Ruanda und Uganda einschließt. Nein, er will mir nur ein Visum für Uganda geben. Der Preis ist der gleiche. Mit dem ersteren Visum eröffnen sich mir mehr Möglichkeiten.
Sofort habe ich kapiert, worum es geht. Ich argumentiere in Englisch. Habe ich auch lautstark gesprochen, so musste es sein. Ich bekomme mein Ostafrika-Visum.
Andrew, mein Gastgeber entschuldigt sich im Namen seines Landes dafür, als ich ihm noch erregt von dem Vorkommnis erzähle: „Es tut mir sehr, sehr leid.“
Wir fuhren durch Kampala.
Andrew wies plötzlich auf einen garagenartigen Steinbau hin, bevor er in diese Richtung von der Hauptstraße links auf einem abschüssigen, von Regengüssen canyonartigen, schmalen Weg abbog: „Dort arbeitet meine Lebensgefährtin normalerweise. Sie heißt Joanita. Du wirst sie gleich kennenlernen.“ Ich schaute dorthin. Eine Blechtür verhinderte die Einsicht. Aber rechts daneben, gleichfalls ein Laden, konnte man sich durch ein Gitter einen Eindruck von so einem Lebensmittel, Tante-Emma- und Einzelhandelsladen machen: Kekse, Limonaden, Bonbons, Süßigkeiten aller Art, verpackte Lebensmittel. Andrews Lebensgefährtin ihrer war aber erst im „Aufbau“ begriffen. Joanita stellte erst peu a peu, schrittweise und allmählich ihre Sachen und Artikel hinein, nur ein Kühlschrank stand bislang drinnen.
Dann fuhren wir auf sein Haus zu...

23 Uhr
Kambale – Bunamwaya/Kampala-Road 37
Wakiso-Distrikt

Ich wohne im Haus von Andrew Kawanuka, seiner Lebensgefährtin Joanita, seinem 16 jährigen Sohn Achy [Atchi] und ihrer 1 ½ [eineinhalb] jährigen Tochter Cloe [Kloi]. Immer zugegen ist auch der wohnungslose Fred, der Bruder Joanitas.
Kambale – Abendstimmung frisch – zwei Zigaretten.


18.8.2015 Dienstag

10 Uhr
Kambale – Porridge getrunken heute das erste Mal zum Frühstück. Porridge hier ist ein haferschleimartiges Getränk aus Hirse.

19.09.2015 Mittwoch

10 Uhr
Kambale – gut geschlafen – es wird der erste Afrikatag heute und es ist bereits ganz schön heiß.
Der Antrittsbesuch bei dem Clan. Ich besuche die zwei ältesten Frauen der Familien hier vor Ort. Für jede habe ich ein Geschenk, Brotbeutel.
Man bedenke, jeder Afrikaner gehört nach der Familie zu einem Clan und dieser hat ein Tier, das er beispielsweise nicht verzehren darf. „Ich würde niemals, niemals ein Lamm verzehren“, sagt Andrew.
Das verstehe ich nur zu gut. Allerdings liebe ich Lammfleisch.
(Aber mein Lieblingstier, der Hippopótamos, ich wollte, ich hätte ihn als Wappentier. Ich liebte es natürlich viel zu sehr, um es zu grillen. (Ob es schmecken würde?) So verhält es sich also auch bei den Ugandern. Sie haben ihr Wappentier, welches ihnen untersagt ist, es zu verspeisen.)

Die Großmutter Andrews hatte während meiner Anwesenheit ein Enkelkind bei der Seite, um deren Erziehung sie sich sehr zu kümmern schien. Artig saß es auf einem der zweisitzigen, hufeisenförmig aufgestellten Sesseln. Der Ausblick geht über die ganze Stadt. Die älteste Frau dieser Familie hat den schönsten Platz des Clans erhalten.
Ich habe der Großmutter lange Gesundheit gewünscht, hoffte, sie bald wiederzusehen bzw. sehen zu können, was sie sich gleichfalls ersehnte.

Die zweite ältere Dame, zu der ich anschließend von Joanita geführt wurde, lachte und freute sich sehr und  erhielt gleichfalls einen Brotbeutel.
An den Wänden hoch reihum hingen Bilder, die ihr Lebenslauf dokumentierten.
Sie zeigte auf das Bild eines Sohnes, der etwas Falsches, sprich Unnötiges studiert hatte und nun auf dem rechten Weg sei, quasi der verlorene Sohn, der in den Schoß der Familie zurückkehrte.
Da der älteren Dame Mann jüngst verstorben war und der Clan-Oberste oder Verwalter oder Verwesen gewesen ist, dessen Nachfolger am Wochenende in einer Zeremonie und Festivität erkoren, eingeweiht, eingeführt und ernannt werden sollte, hatte sie vielleicht Besuch von einer ihrer Töchter, vielleicht mochte diese aber auch im selben Haus mit ihr zusammenleben. Diese sprach von ihren Kindern, allesamt Studierende, auch hier das selbe Muster wie vorhin, und einer sei ein Tunichtgut, jedenfalls mache er etwas anderes als worin er abgeschlossen habe.
Ich zeigte ihnen meine Zeichnungen, die ich während meiner Reise hierher gemacht hatte. Sie gaben sich angetan und meinten, am Samstag kämen viele Gäste hierher, wozu ich eingeladen sei und ich bei diesem Fundus an Sujets zum Zeichnen mich nach Herzenslust gütlich halten und erschöpfen könne.
Ich war glücklich. Ich liebe ältere Mensch. Sie zu zeichnen ist eine große Herausforderung, weil sie sehr beredte Gesichtzüge haben und kennzeichnen. Nehme ich meine Mutter als Maßstab, mögen das allerdings einige ältere Damen und Matronen weniger, was aber an deren westlichen Eitelkeit liegen mochte. Diese Frau aus Afrika jedenfalls würde es sich gerne gefallen lassen.
Auf dem Heimweg schauten wir noch in eine kleine Hütte, ein Unterschlupf und Rückzugshäuschen, in dem Jugendliche um eine Feuerstelle saßen, darin stocherten und sich etwas brieten.
Danach durchstreiften wir eines Nachbarn Hinterhof, Moses oder Josef oder Rufus. (Die Namen, nur in Englisch, oder meistens, und derart ausgesprochen, erinnern mich an die der Kreise, der Verwandtschaft und Familienmitglieder meiner Kindheit.)
Wie alle des Clans wuschen sie in einer Plastikschüssel eingeweiht die Wäsche mit der Hand. Es ist ein Traum, eine Wasch-, geschweige denn Geschirrmaschine zu haben!
Neben dem Haus stand auf einer Erhöhung, einem Felsen, einer Aufschüttung eine umgatterte Kuh, die Milchspenderin dieser Familie.
Die Großmutter Andrews hat mir als Gastgeschenk eine Frucht gegeben, gelb und nicht saftig, die wir nach meiner Rückkehr als erste in den leeren Kühlschrank hineingelegt haben. Daneben stand noch ein neuer Herd mit Backofen zum Braten, der wie der Kühlschrank, so gedacht war: „Extra für Dich!“ Hat sich die Familie zum Anlass meines Besuches diese einzigen elektrischen Geräte im Haushalt angeschafft?


21 Uhr
Bunamwaya/Kampala – erster Tag, an dem ich mit Andrew unterwegs bin.
Zunächst der Owino [Oh, lieber Wein]-Markt in der Altstadt. Wir kaufen Obst und Salat – sie so  teuer sind wie bei uns.
Im Goetheinstitut haben ich die Mitgliedschaft verweigert, weil diese Gebühren erheben wollten, für den Mitgliedsantrag sei sogar ein biometrisches Passfoto erforderlich. In ganz Europa braucht es keine Gebühren zu zahlen, wenn man in diesem staatlich subventionierten Institut Zeitungen lesen will. Die armen Afrikaner kann man natürlich nach Strich und Faden und Lust und Laune ausbeuten. Was wunder, die Seminare schienen leer zu sein im Gegensatz zu denen des französischen Instituts, das sich im selben Haus befand..
Im Gras im Hof abends ein Nickerchen gemacht,

20.08.2015 Donnerstag

10 Uhr
Bunamwaya/Kampala– gut geschlafen, fühle mich besser...

21.08.2015 Freitag

9 Uhr
Bunamwaya/Kampala – gut erholt, nur einmal während einer Schlaflosigkeitsphase wach gewesen. Ich habe noch etwas Fieber, das im Abklingen ist, womöglich liegt es an den Malariatabletten, an denen sich mein Körper gewöhnen muss. Ich habe mich noch mit einer früheren älteren Cremé aus einer Tube von früheren Urlauben gegen Mückenstiche eingerieben, weil ich einen kleinen Einstich an der Hand verspürte.

Andrew fuhr mit mir zu einem seiner Workshops, wie er es nannte.
Workshops im Englischen, zumindest hier in Uganda, sind mit Werkstätten gleichzusetzen. Unter diesen versteht man in der BR-Deutschland so etwas wie Seminare, wenn auch mit stark praktischer Ausrichtung: Workshops fürs Trommeln, Zeichnen, Malen undsoweiter.
Als wir durch ganz Kampala gefahren waren, kamen wir an eine ummauerte Werkstatt. Es ging, um durchs Eisentor fahren zu können, eine kleine steinerne Erhebung hoch. Bevor Andrew seinen Wagen hinauffahren konnte, nachdem sich die große Blechtür nach einigen Hubtönen geöffnet hatte, sprich von einem Handwerker betätigt worden war, blieb sein Auto stehen. Der Fahrer öffnete den vorderen Verschlag, stieg aus und konstatierte, als er die Kühlerhaube geöffnet hatte: „Die Batterie.“
Hier nahm ich das erste Mal meines Gastgebers außergewöhnliche Haltung wahr, die ich bislang noch nicht begegnet war. Die Körperstellung zeigt eine aufrechte Haltung, als steckte ein Stecken in seiner Kleidung von der Taille bis zum Nacken. Dabei sind seine Schultern spitz zulaufend und nach oben gezogen, als wäre er ständig in Bereitschaft, was meine hypnotisierte Bewunderung erheischte. (Heute denke ich, dass es sich womöglich um eine Haltungsstörung wie ein Röhrenbuckel etwa handelte. Außerdem stieß ich auf eine ähnliche bei einem Verwandten von ihm).
Ich weiß nicht mehr, wie er sein Auto noch angekriegt hat, jedenfalls sollte die Batterie noch öfter streiken.
Ich fand es sehr peinlich, wenn der Autoingenieur zu einer Inspektion in eine Werkstatt fährt und sein Fahrzeug versagt davor den Dienst.
Da die anderen zu erwartenden Inspekteure auf sich warten ließen, ging ich spazieren und in eine Bar, wo vor ich mich auf eine Terrasse setzen konnte, nicht bevor ich mir am Tresen eine englischsprachige Zeitung gegrabscht hatte.
Nach einer Weile kam der Kellner und erbat sie sich zurück, da der Besitzer diese wünschte. Peinlich, dachte ich doch, diese Zeitung gehörte zum Inventar der Kneipe und wäre für jedermann lesbar.


22.08.2015 Samstag

Ich besuche Joanita in ihrem Laden, der kaum zwanzig Meter abseits des Hauses neben der Straße Bunamwaya/Kampala Road liegt. Wie schon angedeutet, befindet sich der Store in einem garageähnlicher Raum, in dem meist Softgetränke, worunter man alle Arten von Limonade versteht, verkauft wird.
An diesem Wochenende findet ein Familienfest des Clans statt. Viele Menschen sind eingeladen.
Vorm Laden stehen eine große Traube von Menschen, die Gäste. Im Laden sitzen die Männer am Boden oder stehen herum. Stühle sind nur zwei da. Auf einer sitzt Joanita.
Sie sagt: „Sorry I have no seat for You!“                                    “Entschuldigung, ich habe keinen Sitzplatz anzubieten.”
“Is’nt necessary!”                                                                        “Ist nicht notwendig.”
“Because he is white he got offered a seat”, ein Jugendlicher.  “Weil er weiß ist, kriegt er einen
                                                                                                      Sitzplatz angeboten?”
Several people round (einige Menschen) legen den Finger auf den Mund, um den Feuerkopf zu ermahnen und zu befrieden.
„I go around“, sage ich zu Joanita und verschwinde Richtung Haus, wo ich mich im Haus niederlege und schlafe.

Die eingenommenen Malaria-Prophylaxe Tabletten verursachen leichtes Fieber. Weniger verschnupft als gestern noch.

„How is Germany?“              Wie steht’s in Deutschland?
„Hot. Nearly 40 Degree.“      Heiß. Beinahe 40 Grad Hitze.
Ich bin froh aus dem Hexenkessel Deutschlands herausgekommen zu sein. Hier in Afrika ist es Morgens ziemlich heiß, aber Nachmittags, obwohl die Sonne scheint, erträglich warm.

23.08.2015 Sonntag

12 Uhr

Vormittags besuchte ich die Familienfeier. Ich habe mich unter die Leute gesetzt und die Zeremonie verfolgt und gelauscht. Paff erstaunt gewesen, als die Melodie der Deutschlandhymne mit ugandischem Text erschallte. Mitgesummt. Ich habe mir den Text nicht anhören müssen, die Musik ist sehr schön.
Es waren sowohl moslemisch, als auch christlich gekleidete Clanmitglieder darunter.
Clan ist so etwas wie eine Bagage, Mischpoke, weitläufige Verwandtschaft, vielleicht noch einmal größer, so wie anno dazumal, zumindest auf dem Land noch heute hierzulande, wenn es eine Hochzeit gibt und die Gäste bis in die circa sechste Seitenlinie erscheinen.

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