Einsicht

Tagebuch zum Thema Grenzen/ Grenzen überschreiten

von  tulpenrot

neu ab 15.02.2016

durchs Fenster
schaute ich
in das Haus der Satten
und stieß an ein Gitter

durch einen Türspalt
wagte ich einen scheuen Blick
in das Zimmer der Hungrigen
und wurde empfangen




1. Version


durchs Fenster
schaute ich
in das Haus des Glücklichen
und stieß an ein Gitter

durch einen Türspalt
wagte ich einen scheuen Blick
in das Zimmer des Unglücklichen
und wurde empfangen

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (13.02.16)
Sehr interessant. Und wie geht es Dir/LyrIch jetzt? LG in den Samstag

 tulpenrot meinte dazu am 13.02.16:
Ich versteh die Frage nicht.

 AZU20 antwortete darauf am 13.02.16:
Beim Unglücklichen?LG

 tulpenrot schrieb daraufhin am 14.02.16:
Vielleicht magst du meinen Rekommentar unten, den ich ues gegeben habe, nachlesen. Vielen Dank.
Nachtrag, weil mir erst jetzt der Sinn deiner Frage aufgeht und mir die die passende Antwort einfällt:
Wenn mein Text diese Frage evoziert, dann stimmt mit dem Text etwas nicht. Dann trifft er daneben.
(Antwort korrigiert am 14.02.2016)

 AZU20 äußerte darauf am 14.02.16:
Dein Text trifft das, was Du sagen willst, perfekt. Gestatte mir nur, skeptisch zu bleiben, ob der Glückliche sich in sich selbst zurückzieht, um sein Glück nicht zu verlieren. LG

 tulpenrot ergänzte dazu am 14.02.16:
Das kann und will ich dir nicht nehmen. Worauf zielte aber dann deine Frage ab?

 TassoTuwas (13.02.16)
Schöne Doppeldeutigkeit im Titel.
LG TT

 tulpenrot meinte dazu am 13.02.16:
Ich hoffte darauf, dass das so ankommt. Danke
LG
Angelika

 EkkehartMittelberg (13.02.16)
Das Gedicht besticht durch seine klare antithetische Struktur.
Es gibt natürlich auch Menschen, die gerade deshalb glücklich sind, weil ihre Herzen offen sind.
Liebe Grüße
Ekki

 tulpenrot meinte dazu am 13.02.16:
Also sind die "Unglücklichen" die glücklicheren Menschen!
Danke für deine Gedanken
LG
Angelika

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.16:
Auch das Herz des Glücklichen kann offen sein.

 tulpenrot meinte dazu am 13.02.16:
Selten.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.02.16:
Frage der persönlichen Erfahrung

 niemand (13.02.16)
Der Glückliche, sofern er einer ist, möchte sein Glück behalten, ungestört darin sein. Er entwickelt sowas wie eine Ahnung vom
Futterneid der Unglücklichen. Darum vergittert er seine Fenster und verriegelt die Türen. Mein Glück gehört mir!
Der Unglückliche hingegen hat nichts zu verlieren, hat vielleicht sogar etwas zu gewinnen und zwar die Gesellschaft eines weiteren Unglücklichen, mit welchem er den berühmten Satz
"geteiltes Leid ist halbes Leid" praktizieren kann. Nun könnte man glauben, dass der Unglückliche ein besserer Mensch ist.
Ich glaube er ist so ein halb & halb. Die eine Hälfte wird mit Empahtie gesegnet sein: Ein Unglücklicher weiß ob der Entbehrungen und weiß vielleicht auch ums Teilen, er fühlt sich ein. Seine andere Hälfte hingegen könnte der reine Egoismus sein, der da sagt: In meiner Not habe ich jetzt Gesellschaft und kann mich sogar bei dieser ausweinen. Der Mensch macht nichts aus reiner Nächstenliebe und wenn dann scheint das nur so und ist nur eine halbe Wahrheit, genauso halte ich das absolute Glücklichsein/Unglücklichsein für die halbe Wahrheit. Schon alleine, weil der Mensch, oder viele der Spezies stets zwiegespalten durchs Lelben taumeln. Ich denke, Dein Gedicht kann man auf zwei Ebenen setzen. Die eine wäre einer persönliche, die Ebene zweiter Individuen, und die zweite auf die man dieses Gedicht setzen könnte, wäre die derzeitige Geschichte mit den Flüchtlingen und der "Willkommenskultur". Auch der Gutmensch handelt nicht immer selbstlos. Einige werfen sich auf die Flüchtlinge mangels Lebensaufgabe, was ich auch für einen verkappten Egoismus halte, auch wenn dieser letztlich mehr Positives bewirken kann, als die abolute Abkapselung des scheinbar Glücklichen. Alles in allem ein interessantes Gedicht, welches zum Nachdenken zwingt.
Mit lieben Grüßen, Irene

 tulpenrot meinte dazu am 13.02.16:
Liebe Irene,
die Vielgestaltigkeit, die Doppelbödigkeit der Motive für das menschliche Handeln hast du eindrücklich dargestellt. Danke für diesen langen und ausführlichen Kommentar.
Jemand brachte so etwas Ähnliches vor, indem er behauptete, es gäbe überhaupt keine selbstlose Liebe - sie sei immer auch egoistisch.
Darüber lässt sich lange diskutieren und streiten.
Doch seltsamerweise sind nach meiner Beobachtung Unglückliche - wie du ja auch schreibst - oft offener für menschliche Begegnungen. Das überrascht mich immer wieder aufs Neue.
LG
Angelika
Lewin (75)
(13.02.16)
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 tulpenrot meinte dazu am 14.02.16:
Lieber Lewin,
auf den Zusammenhang zum "verlorenen Sohn" wäre ich nie gekommen. Du meinst also, man könne meinen Text auf die beiden unterschiedlichen Söhne in dem Gleichnis übertragen? Es ist ja eine Geschichte, in der sich die Verhältnisse umkehren. Zum Schluss muss man sich um den daheim gebliebenen Sohn mehr Sorgen machen als um den, der weglief, aber zurückkehrte. Und eigentlich ist dies ja eher die Geschichte vom barmherzigen Vater als vom verlorenen Sohn.
Als ich vor langer Zeit einmal wieder über dieses altbekannte Gleichnis nachdachte, kam mir der Gedanke, es kann ja auch einmal die Geschichte vom barmherzigen Sohn oder der barmherzigen Tochter daraus werden...
Das menschliche Verhalten zu beobachten bleibt also spannend.
LG und Danke für alles
Angelika
edit: RS Fehler und Ausdrucksunschärfen bearbeitet - hervorgerufen durch mehrfache Überarbeitung Hoffentlich stimmt nun alles.
(Antwort korrigiert am 14.02.2016)
(Antwort korrigiert am 14.02.2016)
ues (34)
(13.02.16)
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 tulpenrot meinte dazu am 14.02.16:
Was du dazu schreibst, ist natürlich richtig. Vielen Dank dafür.

Es ist wie immer, wenn man meint verallgemeinernde Aussagen treffen zu müssen - sie stimmen und sie stimmen auch wieder nicht. Deshalb verwendete ich die "Ich-Form" - ich schränke es damit auf meine Erfahrungen ein. Und die sind dahingehend, dass die "Glücklichen" so zufrieden mit sich sind, so im Einklang mit ihrem Leben, dass sie ihre Türen verschlossen halten - nicht böswillig, sondern aus Gleichgültigkeit, aus Desinteresse, aus Bequemlichkeit, aus Gedankenlosigkeit. Sie brauchen nichts mehr.
Menschen, die hingegen Not kennen gelernt haben, bekommen - wenn sie nicht verbittert sind oder egozentrisch veranlagt sind - eine andere Sicht auf die Welt um sie herum. Sie sind sensibilisiert für die Bedürfnisse anderer - und wenn es nur das Bedürfnis nach einer offenen Tür ist.

Mein Dilemma bei dem Text war (und ist), dass ich diesen beiden Personengruppen irgendein Attribut geben musste, das halbwegs neutral ist, aber sie dennoch irgendwie bezeichnet. Wie sollte ich sie nennen?
Die "Zufriedenen" - die "Unzufriedenen",
die "Reichen" - die "Armen",
die "Habenden" - die "Nichthabenden"?

Ich bin mir dessen bewusst, dass ein solcher Text nicht alle eventuellen Verhaltensweisen abdecken kann, sondern dass er nur einen Punkt schlaglichtartig herausgreift. Es hat mich gereizt, ohne moralisierend zu wirken oder den Sachverhalt wortreich aufzubauschen, diese Beobachtung mit möglichst knappen Worten zu umreißen.

So und nun ist mein Re-Kommentar länger geworden als der Text - und damit ist genau das eingetreten, was ich nicht wollte.

LG
Angelika
ues (34) meinte dazu am 15.02.16:
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 tulpenrot meinte dazu am 15.02.16:
Die Satten und die Hungrigen - das gefällt mir. Dahinter kann sich alles mögliche verbergen.... Also Interpretationsspielraum - SUpER! Danke und liebe Grüße
ues (34) meinte dazu am 15.02.16:
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 princess (14.02.16)
Liebe Angelika,

im ersten Fall
schaut
LyrI, im zweiten Fall wagt es
einen scheuen Blick
Was, so frage ich mich, mag LyrI bewogen haben, zweierlei Perspektiven einzunehmen? Und ist die so gewonnene Einsicht vielleicht auch eine Funktion der jeweiligen Draufsicht?

Sind halt so meine Gedanken.

Liebe Grüße
Ira

 tulpenrot meinte dazu am 14.02.16:
Liebe Ira,

ui, so eine schwierige Frage.
So hintergründig hab ich dabei gar nicht gedacht.

Vielmehr dachte ich dabei, dass man, wenn man vorbeigeht an einem Haus, einfach nur hinguckt und nicht viel sieht, vor allem, wenn die Fenster vergittert sind. Das Verlangen ist auch nicht sehr groß, vor so einem Fenster zu verweilen. Einlass wird bestimmt nicht gewährt.

Wenn man sich aber einer angelehnten Tür nähert, dann ist man doch vorsichtig und lugt nur fragend hinein... Darf man eintreten oder nicht?

Danke für die Beschäftigung mit meinem Text.

LG
Angelika
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