der Discomörder - Teil 12
Roman zum Thema Mord/Mörder
von NormanM.
Es war nur eine Person mit dem Namen Kirsten Heikinnen in Düsseldorf gemeldet. Diese wohnte auch im Stadtteil Pempelfort, so wie Hendrik Becher es gesagt hatte. Es musste also diejenige sein, nach der sie suchten. Burscheidt und Maurice machten sich direkt auf den Weg dorthin.
Pempelfort war ein sehr belebter Stadtteil mit vielen Geschäften, Kneipen, Restaurants und Cafés. Abends war dort immer eine Menge los. Burscheidt hatte selbst eine lange Zeit dort gewohnt, aber das war jetzt schon über 20 Jahre her. Damals hatte er sich dort richtig wohl gefühlt, aber mittlerweile konnte er sich nicht mehr vorstellen, dort zu leben. Zum Ausgehen und Einkaufen fand er die Gegend zwar nach wie vor ideal, aber als Wohnort war es ihm zu dicht besiedelt und er konnte gar nicht mehr nachvollziehen, dass ihm das früher nichts ausgemacht hatte. Seit 15 Jahren wohnte er mit seiner Frau und seiner Tochter in einem schönen Einfamilienhaus in Meerbuch-Büderich, wo er sich sehr wohl fühlte. Die Gegend war schön, gepflegt, ruhig und hatte seiner Tochter in ihrer Kindheit viele Spielmöglichkeiten geboten. Gleichzeitig lag der Wohnort kurz vor der Grenze zu Düsseldorf, so dass man mit dem Auto und mit öffentlichen Verkehrsmitteln schnell im Düsseldorfer Zentrum war, was ideal war. Besonders seiner Tochter kam es sehr gelegen, die bald 18 wurde und an den Wochenenden regelmäßig ausging.
Die Wohnung von Kirsten Heikinnen befand sich nur zwei Straßen von seiner alten Adresse entfernt. Das Haus sah sehr gepflegt aus. Burscheidt klingelte. Nichts passierte, keine Reaktion erfolgte. Sie warteten etwa eine Minute, bevor er noch einmal klingelte. Zwar war er kein Freund davon, ein weiteres Mal zu klingeln, wenn jemand nicht öffnete, da er es unhöflich fand. Aber hierbei handelte es sich ja um eine dienstliche Angelegenheit, weshalb er indem Fall eine Ausnahme machte. Aber auch auf das zweite Klingeln öffnete niemand.
„Nun, sie scheint nicht da zu sein, dann müssen wir eben später oder morgen wiederkommen“, meinte er schließlich. Die Frage, ob jetzt wirklich niemand da war oder die Person einfach nur nicht öffnen wollte, stellte er sich nicht. Primär ging es um ihren – zumindest damaligen – Freund und er schien dort nicht zu wohnen, zumindest stand kein zweiter Name an der Klingel.
„Ich glaube, da kommt sie gerade“, sagte Maurice plötzlich, als sie gerade ins Auto steigen wollten. „Zumindest stelle ich mir so eine Frau mit einem finnischen Nachnamen vor.“
Es näherte sich eine junge Frau von etwa 30 Jahren mit langen blonden Haaren, die von Natur aus so hell zu sein schienen. Auch ihr Hautteint passt zu der Haarfarbe, zumindest stellte man sich so eine Finnin vor, auch wenn längst nicht alle so aussahen.
„Ja, das könnte wirklich sein. Das Klischee scheint ja hier wirklich zuzutreffen, wenn sie es ist“, meinte Burscheidt.
„Und dabei ist sie nur zur Hälfte Finnin“, grinste Maurice.
Sie warteten ab, ob die Frau sich zu dem entsprechenden Hauseingang ging und tatsächlich wohnte sie in dem Haus.
„Entschuldigen Sie“, ging Burscheidt auf sie zu. „Sind Sie Kirsten Heikinnen?“
Die Frau drehte sich überrascht um. „Ja? Bitte?“
„Wir sind von der Kriminalpolizei. Mein Name ist Manfred Burscheidt und das ist mein Assistent Maurice Stemmer.“ Beide zeigten ihr ihre Dienstmarke.
„Guten Tag“, grüßte Maurice freundlich lächelnd, dessen schlechte Laune plötzlich wie weg geblasen war. Burscheidt konnte sich schon denken, warum.
„Entschuldigen Sie, dass wir Sie so unerwartet stören. Könnten wir Sie vielleicht kurz unter sechs Augen sprechen? Es wird auch nicht lange dauern“, fragte Burscheidt.
„Ja natürlich, aber worum geht es denn?“, fragte sie.
„Sagt Ihnen der Name Jens Heinemann etwas?“
„Ja, was ist mit ihm?“
„Das würden wir Ihnen gerne im Haus erzählen oder irgendwo, wo wir ungestört reden können, falls noch jemand bei Ihnen zu Hause ist.“
„Nein, ich lebe allein, kommen Sie mit.“
Sie wohnte direkt im ersten Stock und ließ die beiden Kommissare eintreten.
„Nun, Herr Heinemann ist in der vergangenen Nacht erschossen worden“, erklärte Burscheidt schließlich. Frau Heikinnen zuckte sichtbar zusammen und es sah aus, als wurde ihre Gesichtsfarbe gerade noch heller als sie es sowieso schon war.
„Was? Oh Gott“, sie deckte den Mund mit ihren Händen zu.
„Wir untersuchen gerade den Mordfall und suchen noch nach Motiven. Wie wir erfahren haben, war Herr Heinemann nicht treu und ging häufig fremd. Von seinem Freund, Hendrik Becher, haben wir erfahren, dass auch Sie mal ein Verhältnis mit Herrn Heinemann hatten.“
„Ja, das ist richtig“, gab sie zu. „Das war vor zwei Jahren, ich habe den Kontakt selbst beendet, danach habe ich ihn nicht mehr gesehen. Gesehen habe ich ihn zwar schon zwischendurch mal in der Stadt, aber nur aus der Ferne. Kontakt hatten wir keinen mehr seitdem.“
„Ja, Herr Becher hat uns erzählt, dass sie damals selbst in einer Beziehung seien und den Kontakt beendeten, da ihr Partner misstrauisch wurde.“
„Nun ja, das habe ich zwar damals Jens gegenüber als Grund angegeben, aber es war nicht der richtige Grund. Mein Freund hatte nichts davon gemerkt, dass ich fremdgegangen bin. Aber ich habe mich immer mieser dabei gefühlt und wollte nicht mehr so weiter machen. Dann hat sich auch erst raus gestellt, dass Jens verheiratet war. Er hatte mich die ganze Zeit angelogen und gesagt, dass er Single sei. Bis ich dann irgendwann durch Zufall gemerkt habe, dass die Wohnung, in die wir immer fuhren, gar nicht seine war, sondern Hendriks war. Ich habe es dadurch gemerkt, weil eines Tages das Telefon ging und als der Anrufbeantworter anging, jemand für Hendrik eine Nachricht hinterließ. Da hat Jens zugegeben, dass es nicht seine Wohnung ist und er verheiratet ist. Es war schon schlimm genug, dass ich meinem Freund gegenüber fremdging, aber dann noch ein Verhältnis mit jemand zu haben, der selbst in einer Beziehung ist, war mehr als unfair. Eigentlich hätte ich Jens das auch so gesagt, aber weil er mich angelogen hatte, habe ich ihm auch nicht die Wahrheit gesagt.“
„Könnte ihr Freund denn nicht trotzdem irgendetwas gemerkt haben?“
„Nein, dann hätte er es mir gesagt. Ich hatte ihm, nachdem ich das Verhältnis mit Jens beendet hatte, alles erzählt. Ich wollte ihn nicht weiter anlügen. Er hat sich danach leider von mir getrennt, er kam damit nicht klar. Na ja, ich kann es ihm nicht übel nehmen, ich habe ja den Fehler gemacht.“
„Das tut mir leid“, meldete Maurice sich nun zu Wort. „Er wusste also bescheid, könnte es theoretisch sein, auch wenn es weit hergeholt klingt, dass er die Sache nicht vergessen konnte und ihn deshalb umgebracht hat. Hat er irgendetwas angedeutet?“
„Nein, das trau ich ihm wirklich nicht zu. Ich habe ihn zwar betrogen, aber ich kannte ihn trotzdem gut genug. Außerdem kannte er seinen Namen nicht. Er hat zwar aus Wut damals gesagt, dass er Jens den Schädel einschlagen würde, wenn er wüsste, er wer ist, aber das sind nur Worte. Man sagt ja, wenn man wütend ist, oft Dinge, die man aber nicht so meint.“
„Hat er so etwas in der letzten Zeit geäußert?“
„Das weiß ich nicht, seit unserer Trennung haben wir keinen Kontakt mehr. Aber ich glaube nicht, dass er jetzt nach zwei Jahren erst auf die Idee kommen würde, ihn umzubringen.“
„Es passiert nicht selten, dass sich Menschen erst nach Jahren rächen. Oft müssen sie so lange auf die richtige Gelegenheit warten. Daher müssen wir alles zunächst überprüfen“, erläuterte Maurice freundlich. „Wissen Sie, ob er grundsätzlich die Möglichkeit hätte, jemand umzubringen? Kannte er sich mit Waffen aus? War er bei der Bundeswehr?“
„Bei der Bundeswehr war er, er hat mir viel von der Zeit erzählt. Allerdings nur Anekdoten, über Waffen hat er gar nicht gesprochen. Ich weiß nur, dass er dort zum Sanitäter ausgebildet wurde.“
„Können Sie uns den Namen und die Adresse Ihres Exfreundes geben?“
„Er heißt Robert Schlösser, seine aktuelle Adresse habe ich nicht, auch keine Telefonnummer. Seine Handynummer ist nicht mehr aktuell. Ich habe ihn auch nirgendwo mehr gesehen, ich weiß nicht, ob er überhaupt noch in Düsseldorf wohnt, ich weiß nicht einmal, wie es ihm überhaupt geht. Seine Eltern traue ich mich nicht anzurufen, weil sie wahrscheinlich nicht gut auf mich zu sprechen sind. Tut mir leid, dass ich Ihnen da nicht weiter helfen kann. Er ist jedenfalls am 13.6.1981 geboren, falls Sie ihn so über das Melderegister finden können.“
Burscheidt notierte das Geburtsdatum. „Wir werden Ihn finden. Vielen Dank für Ihre Mithilfe“, er gab Frau Heikinnen die Hand zum Abschied.
„Kein Problem, gerne“, erwiderte sie. Sie wirkte zwar noch überrumpelt durch das, was sie erfahren hatte, lächelte aber trotzdem.
„Danke und noch ein schönes Wochenende“, verabschiedete Maurice von ihr.
„Danke Ihnen auch.“
„Eine nette Frau“, meinte Maurice, als sie draußen waren, der über das ganze Gesicht strahlte.
„Deine Gedanken sind nicht zu übersehen“, meinte Burscheidt. „Aber Recht gebe ich dir. Sehr sympathisch, auch wenn sie ihrem Freund fremdgegangen ist. Aber sie steht zu ihren Fehlern.“
„Meinst du, wir kommen bei diesem Robert Schlösser weiter?“
„Nicht wirklich. Aber was Besseres fällt mir nicht ein.“
Hoffnungen, an diesem Wochenende weiter zu kommen, machte Burscheidt sich nicht mehr. Wenn Eifersucht hinter dem Mord steckte, dürfte es schwierig werden, den Täter zu finden, dazu müssten sie erst einmal alle Frauen finden, mit denen Heinemann mal fremd gegangen ist. Und das schienen wohl einige zu sein, wie sein Freund Hendrik Becher ihnen mitgeteilt hatte. Allerdings konnte er sich auf Kirsten Heikinnen an keine Namen erinnern, was die Sache umso schwieriger machte. Wenn sie es mit einem Heckenschützen zu tun haben sollten, dann würde es erst recht schwierig werden, vor allem weil er dann höchste Eile geboten war, da er wahrscheinlich öfter zuschlagen würde. Verstärkte Sicherheitsvorkehrungen beim Einlass in Discotheken wurden bereits angeordnet, aber für einen Heckenschützen gab es noch jede Menge anderer Tatorte.
Ein wenig erhoffte Burscheidt sich, am kommenden Montag in der Firma zu erfahren, in der Heinemann gearbeitet hatte.
Pempelfort war ein sehr belebter Stadtteil mit vielen Geschäften, Kneipen, Restaurants und Cafés. Abends war dort immer eine Menge los. Burscheidt hatte selbst eine lange Zeit dort gewohnt, aber das war jetzt schon über 20 Jahre her. Damals hatte er sich dort richtig wohl gefühlt, aber mittlerweile konnte er sich nicht mehr vorstellen, dort zu leben. Zum Ausgehen und Einkaufen fand er die Gegend zwar nach wie vor ideal, aber als Wohnort war es ihm zu dicht besiedelt und er konnte gar nicht mehr nachvollziehen, dass ihm das früher nichts ausgemacht hatte. Seit 15 Jahren wohnte er mit seiner Frau und seiner Tochter in einem schönen Einfamilienhaus in Meerbuch-Büderich, wo er sich sehr wohl fühlte. Die Gegend war schön, gepflegt, ruhig und hatte seiner Tochter in ihrer Kindheit viele Spielmöglichkeiten geboten. Gleichzeitig lag der Wohnort kurz vor der Grenze zu Düsseldorf, so dass man mit dem Auto und mit öffentlichen Verkehrsmitteln schnell im Düsseldorfer Zentrum war, was ideal war. Besonders seiner Tochter kam es sehr gelegen, die bald 18 wurde und an den Wochenenden regelmäßig ausging.
Die Wohnung von Kirsten Heikinnen befand sich nur zwei Straßen von seiner alten Adresse entfernt. Das Haus sah sehr gepflegt aus. Burscheidt klingelte. Nichts passierte, keine Reaktion erfolgte. Sie warteten etwa eine Minute, bevor er noch einmal klingelte. Zwar war er kein Freund davon, ein weiteres Mal zu klingeln, wenn jemand nicht öffnete, da er es unhöflich fand. Aber hierbei handelte es sich ja um eine dienstliche Angelegenheit, weshalb er indem Fall eine Ausnahme machte. Aber auch auf das zweite Klingeln öffnete niemand.
„Nun, sie scheint nicht da zu sein, dann müssen wir eben später oder morgen wiederkommen“, meinte er schließlich. Die Frage, ob jetzt wirklich niemand da war oder die Person einfach nur nicht öffnen wollte, stellte er sich nicht. Primär ging es um ihren – zumindest damaligen – Freund und er schien dort nicht zu wohnen, zumindest stand kein zweiter Name an der Klingel.
„Ich glaube, da kommt sie gerade“, sagte Maurice plötzlich, als sie gerade ins Auto steigen wollten. „Zumindest stelle ich mir so eine Frau mit einem finnischen Nachnamen vor.“
Es näherte sich eine junge Frau von etwa 30 Jahren mit langen blonden Haaren, die von Natur aus so hell zu sein schienen. Auch ihr Hautteint passt zu der Haarfarbe, zumindest stellte man sich so eine Finnin vor, auch wenn längst nicht alle so aussahen.
„Ja, das könnte wirklich sein. Das Klischee scheint ja hier wirklich zuzutreffen, wenn sie es ist“, meinte Burscheidt.
„Und dabei ist sie nur zur Hälfte Finnin“, grinste Maurice.
Sie warteten ab, ob die Frau sich zu dem entsprechenden Hauseingang ging und tatsächlich wohnte sie in dem Haus.
„Entschuldigen Sie“, ging Burscheidt auf sie zu. „Sind Sie Kirsten Heikinnen?“
Die Frau drehte sich überrascht um. „Ja? Bitte?“
„Wir sind von der Kriminalpolizei. Mein Name ist Manfred Burscheidt und das ist mein Assistent Maurice Stemmer.“ Beide zeigten ihr ihre Dienstmarke.
„Guten Tag“, grüßte Maurice freundlich lächelnd, dessen schlechte Laune plötzlich wie weg geblasen war. Burscheidt konnte sich schon denken, warum.
„Entschuldigen Sie, dass wir Sie so unerwartet stören. Könnten wir Sie vielleicht kurz unter sechs Augen sprechen? Es wird auch nicht lange dauern“, fragte Burscheidt.
„Ja natürlich, aber worum geht es denn?“, fragte sie.
„Sagt Ihnen der Name Jens Heinemann etwas?“
„Ja, was ist mit ihm?“
„Das würden wir Ihnen gerne im Haus erzählen oder irgendwo, wo wir ungestört reden können, falls noch jemand bei Ihnen zu Hause ist.“
„Nein, ich lebe allein, kommen Sie mit.“
Sie wohnte direkt im ersten Stock und ließ die beiden Kommissare eintreten.
„Nun, Herr Heinemann ist in der vergangenen Nacht erschossen worden“, erklärte Burscheidt schließlich. Frau Heikinnen zuckte sichtbar zusammen und es sah aus, als wurde ihre Gesichtsfarbe gerade noch heller als sie es sowieso schon war.
„Was? Oh Gott“, sie deckte den Mund mit ihren Händen zu.
„Wir untersuchen gerade den Mordfall und suchen noch nach Motiven. Wie wir erfahren haben, war Herr Heinemann nicht treu und ging häufig fremd. Von seinem Freund, Hendrik Becher, haben wir erfahren, dass auch Sie mal ein Verhältnis mit Herrn Heinemann hatten.“
„Ja, das ist richtig“, gab sie zu. „Das war vor zwei Jahren, ich habe den Kontakt selbst beendet, danach habe ich ihn nicht mehr gesehen. Gesehen habe ich ihn zwar schon zwischendurch mal in der Stadt, aber nur aus der Ferne. Kontakt hatten wir keinen mehr seitdem.“
„Ja, Herr Becher hat uns erzählt, dass sie damals selbst in einer Beziehung seien und den Kontakt beendeten, da ihr Partner misstrauisch wurde.“
„Nun ja, das habe ich zwar damals Jens gegenüber als Grund angegeben, aber es war nicht der richtige Grund. Mein Freund hatte nichts davon gemerkt, dass ich fremdgegangen bin. Aber ich habe mich immer mieser dabei gefühlt und wollte nicht mehr so weiter machen. Dann hat sich auch erst raus gestellt, dass Jens verheiratet war. Er hatte mich die ganze Zeit angelogen und gesagt, dass er Single sei. Bis ich dann irgendwann durch Zufall gemerkt habe, dass die Wohnung, in die wir immer fuhren, gar nicht seine war, sondern Hendriks war. Ich habe es dadurch gemerkt, weil eines Tages das Telefon ging und als der Anrufbeantworter anging, jemand für Hendrik eine Nachricht hinterließ. Da hat Jens zugegeben, dass es nicht seine Wohnung ist und er verheiratet ist. Es war schon schlimm genug, dass ich meinem Freund gegenüber fremdging, aber dann noch ein Verhältnis mit jemand zu haben, der selbst in einer Beziehung ist, war mehr als unfair. Eigentlich hätte ich Jens das auch so gesagt, aber weil er mich angelogen hatte, habe ich ihm auch nicht die Wahrheit gesagt.“
„Könnte ihr Freund denn nicht trotzdem irgendetwas gemerkt haben?“
„Nein, dann hätte er es mir gesagt. Ich hatte ihm, nachdem ich das Verhältnis mit Jens beendet hatte, alles erzählt. Ich wollte ihn nicht weiter anlügen. Er hat sich danach leider von mir getrennt, er kam damit nicht klar. Na ja, ich kann es ihm nicht übel nehmen, ich habe ja den Fehler gemacht.“
„Das tut mir leid“, meldete Maurice sich nun zu Wort. „Er wusste also bescheid, könnte es theoretisch sein, auch wenn es weit hergeholt klingt, dass er die Sache nicht vergessen konnte und ihn deshalb umgebracht hat. Hat er irgendetwas angedeutet?“
„Nein, das trau ich ihm wirklich nicht zu. Ich habe ihn zwar betrogen, aber ich kannte ihn trotzdem gut genug. Außerdem kannte er seinen Namen nicht. Er hat zwar aus Wut damals gesagt, dass er Jens den Schädel einschlagen würde, wenn er wüsste, er wer ist, aber das sind nur Worte. Man sagt ja, wenn man wütend ist, oft Dinge, die man aber nicht so meint.“
„Hat er so etwas in der letzten Zeit geäußert?“
„Das weiß ich nicht, seit unserer Trennung haben wir keinen Kontakt mehr. Aber ich glaube nicht, dass er jetzt nach zwei Jahren erst auf die Idee kommen würde, ihn umzubringen.“
„Es passiert nicht selten, dass sich Menschen erst nach Jahren rächen. Oft müssen sie so lange auf die richtige Gelegenheit warten. Daher müssen wir alles zunächst überprüfen“, erläuterte Maurice freundlich. „Wissen Sie, ob er grundsätzlich die Möglichkeit hätte, jemand umzubringen? Kannte er sich mit Waffen aus? War er bei der Bundeswehr?“
„Bei der Bundeswehr war er, er hat mir viel von der Zeit erzählt. Allerdings nur Anekdoten, über Waffen hat er gar nicht gesprochen. Ich weiß nur, dass er dort zum Sanitäter ausgebildet wurde.“
„Können Sie uns den Namen und die Adresse Ihres Exfreundes geben?“
„Er heißt Robert Schlösser, seine aktuelle Adresse habe ich nicht, auch keine Telefonnummer. Seine Handynummer ist nicht mehr aktuell. Ich habe ihn auch nirgendwo mehr gesehen, ich weiß nicht, ob er überhaupt noch in Düsseldorf wohnt, ich weiß nicht einmal, wie es ihm überhaupt geht. Seine Eltern traue ich mich nicht anzurufen, weil sie wahrscheinlich nicht gut auf mich zu sprechen sind. Tut mir leid, dass ich Ihnen da nicht weiter helfen kann. Er ist jedenfalls am 13.6.1981 geboren, falls Sie ihn so über das Melderegister finden können.“
Burscheidt notierte das Geburtsdatum. „Wir werden Ihn finden. Vielen Dank für Ihre Mithilfe“, er gab Frau Heikinnen die Hand zum Abschied.
„Kein Problem, gerne“, erwiderte sie. Sie wirkte zwar noch überrumpelt durch das, was sie erfahren hatte, lächelte aber trotzdem.
„Danke und noch ein schönes Wochenende“, verabschiedete Maurice von ihr.
„Danke Ihnen auch.“
„Eine nette Frau“, meinte Maurice, als sie draußen waren, der über das ganze Gesicht strahlte.
„Deine Gedanken sind nicht zu übersehen“, meinte Burscheidt. „Aber Recht gebe ich dir. Sehr sympathisch, auch wenn sie ihrem Freund fremdgegangen ist. Aber sie steht zu ihren Fehlern.“
„Meinst du, wir kommen bei diesem Robert Schlösser weiter?“
„Nicht wirklich. Aber was Besseres fällt mir nicht ein.“
Hoffnungen, an diesem Wochenende weiter zu kommen, machte Burscheidt sich nicht mehr. Wenn Eifersucht hinter dem Mord steckte, dürfte es schwierig werden, den Täter zu finden, dazu müssten sie erst einmal alle Frauen finden, mit denen Heinemann mal fremd gegangen ist. Und das schienen wohl einige zu sein, wie sein Freund Hendrik Becher ihnen mitgeteilt hatte. Allerdings konnte er sich auf Kirsten Heikinnen an keine Namen erinnern, was die Sache umso schwieriger machte. Wenn sie es mit einem Heckenschützen zu tun haben sollten, dann würde es erst recht schwierig werden, vor allem weil er dann höchste Eile geboten war, da er wahrscheinlich öfter zuschlagen würde. Verstärkte Sicherheitsvorkehrungen beim Einlass in Discotheken wurden bereits angeordnet, aber für einen Heckenschützen gab es noch jede Menge anderer Tatorte.
Ein wenig erhoffte Burscheidt sich, am kommenden Montag in der Firma zu erfahren, in der Heinemann gearbeitet hatte.