Pseudo-Schlagfertigkeit

Satire zum Thema Selbstdarstellung

von  loslosch

"Solem prae iaculorum multitudine ne videbitis." - "In umbra igitur pugnabimus." (Cicero, 106 v. Chr. bis 43 v. Chr.; Tusculanae disputationes - nach Herodot, 5. Jh. v. Chr.) "Ihr werdet die Sonne vor der Menge der Pfeile und Wurfspieße nicht zu sehen bekommen." - "Also werden wir im Schatten kämpfen."

Eine bekannte antike Sequenz zum Thema Schlagfertigkeit. Jener verbale Showdown soll tatsächlich zwischen Persern und Spartanern aus Anlass eines Scharmützels stattgefunden haben. Als schlagfertig aber darf sich nicht bezeichnen, wer eine pointierte Redewendung vor demselben Publikum wieder und wieder aufwärmt. Menschen mit solcher Pose scheinen ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl zu haben. So auch der selige Klassenlehrer, in Personalunion katholischer Priester, einer Oberprima anno 1960/61 an einem staatlichen Gymnasium. Bat ein Schüler darum, das Fenster öffnen zu dürfen ("Herr Studienrat, es mieft!"), gab der geistliche Herr stereotyp zurück: "Es sind schon viele erfroren, aber noch keiner ist erstunken."

Der etwas behäbige Pädagoge diente, nach unterbrochenem Theologiestudium, im 2. Weltkrieg bei der Panzeraufklärung der deutschen Wehrmacht. Dort war ihm so viel Wind um die Nase geweht, dass es ihm für den Rest des Lebens gereicht hatte. - Mit Ausnahme des Weihrauchs während der Messe.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (11.06.16)
Da sieht man vor lauter Pfeilen den Wald nicht mehr (kein Witz!). Keine Ökologen, die antiken Denker ...

 loslosch meinte dazu am 11.06.16:
die hatten auch gute sprüche drauf. spontan fällt mir der aus der griechischen antike ein: eulen nach athen tragen. oder: du bist ein hase und verlangst nach wildbret. (terenz.)
(Antwort korrigiert am 11.06.2016)
Graeculus (69)
(11.06.16)
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 loslosch antwortete darauf am 11.06.16:
naja, zwischen 1921 und 1949 ist in der mentalität einiges passiert!
Graeculus (69) schrieb daraufhin am 11.06.16:
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 loslosch äußerte darauf am 11.06.16:
auch richtig. wir schüler haben uns erst nach dem abi den kopf zerbrochen, wie einer nach dem kriegsdienst und der fortsetzung des theologiestudiums so viel selbstbewusstsein, ja selbstherrlichkeit ausstrahlen kann.
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