Gefängnis-Prosa

Satire zum Thema Schreiben

von  loslosch

Factum est inhaerens rebus mobilibus dispositio, per quam providentia quaeque nectit ordinibus (Boethius, ~482 bis ~525; De consolatione philosophiae - Über den Trost der Philosophie). Das Schicksal (der Handlungsablauf) ist die den beweglichen Dingen innewohnende Anlage, durch die die Vorsehung ein jedes Ding in seiner Ordnung verknüpft.

Da sage noch einer, dass Philosophie keinen Trost spenden könne. Boethius hat das mehrteilige Werk im Gefängnis geschrieben. Nicht etwa heimliche Aufzeichnungen gemacht und sie per Kassiber nach draußen schmuggeln lassen, sondern offen und geduldet frei notiert. So also ist die leicht verschwurbelte Prosa zustande gekommen.

Lieber Boethius, besser hättest du Zungenbrecher zu Papier gebracht - statt Dinge in die Ordnung einzuflechten: Filia sub tilia nectit subtilia fila. Das Töchterlein verknüpft unter der Linde feine Fäden. Nach dem allfälligen Zungenbruch wärst du dann in ein Sanatorium eingewiesen worden. Gefängnis-"Lyrik" als Ausdruck von Wehleidigkeit und Selbstmitleid scheint dagegen zu funktionieren, allerdings nur in demokratisch verfassten Systemen. Erich Honecker hat es nach der Wende vorexerziert.

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Kommentare zu diesem Text

Aron Manfeld (46)
(14.06.16)
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 loslosch meinte dazu am 14.06.16:
die gefängnis-lyrik passt nur in demokratisch verfasste systeme. warum? dort sind einträge ins tagebuch gerichtlich nicht verwertbar. sie gehören zur intimsphäre des verurteilten. wenn einer wegen mehrfacher schwerer körperverletzung einsitzt und ins tagebuch einträgt, er werde eines tages rache üben, kann er immer noch "wegen guter führung" vorzeitig freikommen. woher ich das weiß? aus der gerichtspraxis.

 TrekanBelluvitsh (14.06.16)
Da hätte man dem guten Boethius lieber ein Kreuzworträtsel geben sollen: Ort, an dem viele schlaue Leute sind, 5 Buchstaben: K-N-A-S-T.

 loslosch antwortete darauf am 14.06.16:
im kreuzworträtsel steht bestimmt "oberschlaue".

schon merkwürdig, welch hohes ansehen boethius erlangt hatte.

 LotharAtzert (14.06.16)
Wie lange musst Du eigentlich noch einsitzen?

 loslosch schrieb daraufhin am 14.06.16:
die frage basiert auf einer unterstellung.

 LotharAtzert äußerte darauf am 14.06.16:
You know: mea maxima culpa.
Aber hier, zum Thema Nashörner ohne Horn, das hast du noch nicht beantwortet - Wicia.com schreibt:
"Die Jagd und Wilderei auf Elefanten verändert die Tiere dahingehend, dass immer mehr, vor allem weibliche Tiere, stoßzahnlos geboren werden. Die Nachfrage nach dem Elfenbein, vor allem in den asiatischen Ländern für die Klaviertastenherstellung, ist immer noch sehr groß und führt dazu, dass Elefanten immer noch zur Befriedigung menschlicher Luxusbedürfnisse genutzt und niedergeschlachtet werden. Da Stoßzähne für Elefanten ein wichtiges Werkzeug sind, mit denen sie nach Wasser graben , oder aber auch die Vegetation bearbeiten können, muss man doch sagen, dass stoßzahnlose Elefanten Tiere sind, die mit einer genetischen Verlustmutation, die man auch als einen Defekt bezeichnen kann, geboren wurden. Obwohl auch die stoßzahnlosen Exemplare grundsätzlich lebensfähig sind, muss man doch sagen, dass das Verschonen der Tiere ohne Stoßzähne , die Tiere begünstigt, die mit einem Fehler geboren wurden. Da heute fast alle großen Männchen , die sich früher fast ausschließlich fortpflanzten, getötet werden, pflanzen sich vielfach jüngere männliche Tiere fort, die nicht immer die sind, die sich im Lebenskampf am längsten und besten bewährt haben, weil sie die klügsten und stärksten sind . Die Folge dieser vom Menschen veränderten Selektionsbedingungen ist auch ein genetischer Qualitätsverlust der Elefantenpopulation.

Die Wilderei und auch die kontrollierten Abschüsse von Elefanten haben dazu geführt, dass Elefantenexperten heute von einer Traumatisierung der gesamten Elefantenpopulation sprechen. Der Grund dafür ist neben der hohen Intelligenz dieser Tiere auch ihr guter Gehörsinn, der es ihnen ermöglicht, den niederfrequenten, langwelligen Infraschall wahrzunehmen. Man hat festgestellt, dass die Elefanten sich durch Infraschallkommunikation über weite Distanzen vor allem in den Savannengebieten verständigen können. So nehmen es die Tiere , auch wenn sie nicht unmittelbar dabei sind, wahr, wenn Artgenossen getötet werden. Da sich die Elefanten aufgrund ihrer Größe nicht gut verstecken können, um sich vor der Gefahr, die von Menschen, Autos und Hubschraubern ausgeht, entziehen zu können, beobachtet man, dass die jungen Tiere, deren Leittiere getötet wurden, traumabedingte Verhaltensänderungen zeigen. Sie bewegen sich auch desorientiert, da das Wissen und die Erfahrung der Leittiere fehlt, das es ihnen ermöglicht, zielstrebig die nötigen Ressourcen aufzusuchen oder aber Gefahren zu vermeiden. Jungtiere müssen so oft die Führung der Gruppe übernehmen, obwohl sie damit überfordert sind. Man spricht deshalb davon, dass Elefantenpopulatonen, die jagdlich, egal ob legal oder illegal, genutzt werden, traumatisiert sind."
Du weißt, warum ich Dir das nachtrage?

 loslosch ergänzte dazu am 14.06.16:
"In freier Wildbahn kommt es, insbesondere durch die zunehmende Einengung der Lebensräume des Elefanten, immer wieder zu Konflikten zwischen Elefant und Mensch, die durch die „Human-Elephant Conflict“-Statistik (HEC) erfasst werden. Elefanten leben in freier Wildbahn in 37 afrikanischen und 12 asiatischen Staaten.[56] Nach Schätzungen werden weltweit jährlich über 500 Menschen durch Elefanten getötet,[57] davon allein 300 in Indien.[56] Gleichzeitig werden tausende Elefanten durch Menschen getötet – vielfach durch Bauern, die ihre Felderträge schützen wollen, oder als Vergeltung für menschliche Todesopfer, in zunehmendem Maße wieder durch Wilderei. Die Zahl der derzeit (Stand 2009) für den Elfenbeinhandel in Afrika gewilderten Elefanten wird auf 38.000 Tiere pro Jahr geschätzt.[58] Darüber hinaus werden Elefanten durch die Auswirkungen menschlicher Auseinandersetzungen, etwa durch Landminen in Sri Lanka, getötet.[56]" (wiki.)

wikia.com ist übrigens eine datenbank, die von jedem bearbeitet werden kann!

 LotharAtzert meinte dazu am 15.06.16:
Jetzt verarsch’ mich nicht. Es ging im Text um die Rückmeldung an die Datenbank und meine diesbezügliche Aussage, daß in 2 - 3 Generationen die Nashörner ohne Horn geboren werden, worauf ... hahaha und hihihi der "Glaube" des Atzerts verhöhnt wurde. Daraufhin brachte ich das Beispiel mit den Elefanten und ... hahaha und hihihi - kein Schwein ging mehr drauf ein.
Das war’s von meiner Seite - sonst läßt niemand am ende noch löschen.
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