Hyoscyamus niger - Teil 2 von 2

Beschreibung zum Thema Innenwelt

von  LotharAtzert

Früher war ich geduldiger. Bilde ich mir jedenfalls ein. Heute, wo das Lebensende mit jedem Atemzug näher rückt, bin ich mir da nicht mehr so sicher. Das Wesentliche will sofort gesagt sein, nachher ist es zu spät und dann ... wenn’s ausgesprochen ist,  gibt es keine Steigerung mehr. Es sei denn ... Drogen!
Ein furchtbares Wort, man wird sofort von der Gesellschaft in die unlauter erscheinende Freakecke gedrängt - und das, obwohl gerade die Gesellschaft drogenabhängig ist - Fernsehen, Alkohol, Zigaretten, Mobilität, Erdausbeutung etc.
Auch dazu hab ich keine Geduld mehr: mit solchen konservativen Köpfen zu diskutieren, warum, wieso, weshalb. Kommt nie was bei raus. Diskutiere mit einem staatsdienenden Moraliker und sofort packt er den Ernst aus. Ernscht, wie er in Schwaben heißt. Die Keule, wie wir Trogloditen sagen.
Die Freaks wiederum nennen sie "psychoaktive Substanzen". Auch daran stört mich nicht wenig - der wissenschaftliche Begriff des psycho, als wollten die Freaks Wissenschaftlichkeit demonstrieren. Naja, einige machen das auch und herauskommt hightec-psychedelika-Industrie. Dann kann man im Internet lesen, welche Rezeptoren bei welchem Alkaloid ansprechen und so weiter und so fort.
°
Hightec ist natürlich auch ein Suchtfaktor.
Tags zuvor hatte ich Bilsenkraut geraucht, sechs Samen. Im Internet stand was von "höchstens zwei bis drei Samen." Das wirkte bei mir, so wusste ich aus der Vergangenheit, garnicht, also erhöhte ich auf fünf, merkte aber noch, daß es sechs waren, die sind ja kleiner als Stecknadelköpfe. Damit diese in der Bong rauchbar wurden, bzw. nicht gleich durchs Sieb ins Wasser fielen, nahm ich als Basis Artemisia Absinthis oder Wermutkraut, das ja immerhin Thujon enthält, worauf besonders die "Psychonauten" des 19. Jh. von van Gogh bis Baudellaire schwörten. Und zum Dank für geleistete Heilkraft benannte Asklepios einst die Pflanze nach der Jagdgöttin und Schwester Apolls.
Bald nach dem Rauchen musste ich feststellen, daß kaum eine Wirkung von beidem ausging. Ein wenig Entspannung vielleicht, das war alles. Stunden danach verkrampfte mein Geist umso mehr, nämlich beim Versuch einzuschlafen. Ich dachte und dachte und konnte nicht davon loslassen. Bis ich irgendwann plötzlich zu schweben schien. Das heißt mein physischer Körper lag auf dem Bett und der Geist flog mit dem Lichtkörper davon, durch Gegenstände einfach hindurch, durch Raum und Zeit an einen Ort, wo angenehme Musik erklang und mit den Tönen sich verändernde Regenbogenlichter aus allen Körpern quollen. Eine ganz in schwarz gehüllte anmutige Erscheinung empfing mich und forderte zu einer Art Tanz auf. Wir fassten uns bei den Armen und schwebten im Rhythmus der Töne im Kreis herum, der daraufhin safrangelbe Blütenblätter bildete, die mit violetten Adern durchzogen waren.
Anfangs war das wunderbar, wie leicht, ja schwerelos wir herumwirbelten, aber irgendwann bemerkte ich, daß sich die Erscheinung meines Tanzpartners veränderte und die Geschwindigkeit zunahm. Also wollte ich es beenden, wollte wieder zurück in den Körper, merkte aber, daß dieser nicht mehr eingenommen werden konnte: er ließ sich nicht mehr bewegen. Wie gesagt, ich träumte das nicht, sondern war mir all des gleichzeitigen Geschehens auf mehreren Ebenen bewußt. Auch daß, solange der Körper sich nicht bewegen ließ, ich dem schwarzen Wesen ausgeliefert war, dessen Kopf nun ein Totenkopf war. Und mit jedem weiteren Tanzschritt entzog es mir mehr Energie, die in der Schwärzen verschwand. Da sprach eine Stimme aus meinem Inneren: "Du musst Den Körper bewegen, den eigenen Kreislauf wieder in Gang setzen - sammle Dich, konzentriere Dich auf die Füße, bewege die Zehen, irgendwas ... sonst stirbst Du".
Das Erschrecken bei den Worten "sonst stirbst du" zeigte sich als Blitzstrahl, der den Tod, den ich jetzt in der schwarze Gestalt erkannte, endgültig zum Leben erweckte, während ich verzweifelt mit letzter Kraft versuchte, die Füße zu bewegen, was einfach nicht gelingen wollte.
"Sammle Dich, entspanne Dich und richte dann die volle Konzentration auf einen Punkt - du bist doch Steinbock, hast es oft genug geübt, rufe Deine Willenskraft ab ..."
Ja und dann ging es, aber es war eine fürchterliche Anstrengung. Erst zuckten die Fußzehen und dann warf ich meinen Körper mit aller verbliebenen Kraft und Entschlossenheit im Bett herum - und war wieder unter den Lebenden. Augenblicklich verstummten die Klänge, die Regenbogenkörper und Energieformen verschwanden, auch die schwarze Gestalt verschmolz wieder unauffindbar mit der Nacht und ich dachte nur noch: Das war wohl das Verdrängte, das sich an Leben zurückholen wollte, was ihm ja eigentlich zustand. Dann  schlief ich ein.
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Kommentare zu diesem Text

Bette (70)
(12.08.16)
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 LotharAtzert meinte dazu am 12.08.16:
Bin weder tollkühn, noch unzufrieden, bin nur ein armes, sehnsüchtiges Dichterlein.
Danke fürs Empfehlen
Gruß
(Antwort korrigiert am 12.08.2016)
Bette (70) antwortete darauf am 12.08.16:
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 LotharAtzert schrieb daraufhin am 12.08.16:
Schon daß ich Deine permanente Nörgelei ertrage, zeigt, wie stark meine Nerven sind.
Bette (70) äußerte darauf am 13.08.16:
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 LotharAtzert ergänzte dazu am 13.08.16:
Danke, Lamm Gottes.
Absinth (62)
(12.08.16)
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 LotharAtzert meinte dazu am 12.08.16:
Das war wirklich heikel. Wie heißt das - Flashback? - bin heute, möglicherweise als Folge, auf die Fresse geflogen, weil urplötzlich der Gleichgewichtssinn ausging - und noch im Fallen war er wieder da, so daß ich unverletzt blieb. Jungejunge ... da verbieten die das harmlose Cannabis, aber Bilsenkraut ist erlaubt.
Gruß und Dank
Lothar
Festil (59)
(12.08.16)
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 LotharAtzert meinte dazu am 12.08.16:
Danke. Ja ich geh euch noch ein wenig auf den Geist.
Gruß
Lothar
Festil (59) meinte dazu am 12.08.16:
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 LotharAtzert meinte dazu am 13.08.16:
Der Neckermann ist längst pleite. Ich will Texanerstiefel mit Stierkoppornament.
(Antwort korrigiert am 13.08.2016)

 Augustus (12.08.16)
Im Internet stand was von "höchstens zwei bis drei Samen."
Tags zuvor hatte ich Bilsenkraut geraucht, sechs Samen.


Hohe Dosen können zum Tode führen! Ist KV so schlimm?

Ave

 LotharAtzert meinte dazu am 12.08.16:
Du meinst, ich rauche wegen kV?
- Dann hätte ich den Tod verdient.
Nein, in Teil 1 von 2 steht, warum.
.
Heil Kräuter
Prosperus (31)
(12.08.16)
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 LotharAtzert meinte dazu am 13.08.16:
Ich danke für’s lesen und empfehlen, Messaja.
Gruß
L.
Dieter Wal (58)
(13.08.16)
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 LotharAtzert meinte dazu am 13.08.16:
Freilich meinte ich Baudelaire und nicht Bottleneck. Storl nicht gelesen, aber in Youtube gehört.
Natürlich kein Suizidversuch, und beim Handeln verlasse ich mich auf den Instinkt. Wo ich unsicher bin, lasse ich es sein.

Geschwätzig, ja, mag sein. Und was soll mir das sagen? Daß ich ein Laberheini bin? Ok!
Aber welchen Maßstab wendest Du an?
(Antwort korrigiert am 13.08.2016)
Dieter Wal (58) meinte dazu am 13.08.16:
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 LotharAtzert meinte dazu am 15.08.16:
Das, was Du mir ankreidest - Geschwätzigkeit - ist doch beim Storl viel extremer. Beim Bilsenkrautvortrag hab ich gewartet und gewartet, bis zum Schluß - und nichts Neues erfahren. Und sowas empfiehlst Du mir dann.
Aber als Typ ist er natürlich ein netter ...
Dieter Wal (58) meinte dazu am 15.08.16:
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Dieter Wal (58) meinte dazu am 15.08.16:
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 LotharAtzert meinte dazu am 15.08.16:
Noch einmal: ich habe ihn nicht gelesen, sondern auf Youtube gehört und das war Geplauder, auf dem Weg zum Vortrag hat er Bilsenkraut gesehen.
Willst Du mir Abschreiberei auch noch unterstellen? Ach Dieter, was habe ich Dir getan?
swetlana (51)
(14.08.16)
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 LotharAtzert meinte dazu am 14.08.16:
Der größte Schatz bist Du, Swetlana.
Danke.
Gruß
L.
heilerfeld (33)
(18.08.16)
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 LotharAtzert meinte dazu am 12.10.16:
Danke. Wo steckst Du eigentlich?
unfrankiert (52)
(12.10.16)
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 LotharAtzert meinte dazu am 12.10.16:
Die Frage ist berechtigt, stellte sich aber im entscheidenden Moment nicht. Der Wille zum Leben wurde ja vom Unbewußten (oder Instinkt) so entschieden und unterlag keiner bewußten Steuerung.
Trauer schwingt keine mit, jedenfalls nicht mehr, als ein Hauch Melancholie, der aber schon immer zu meiner Art gehört. Diesseits und Jenseits - ich hab’s ja gerade geschrieben - sind nicht wirklich voneinander getrennt.
In den Upanishaden steht folgender Satz: "Alles was hier ist, ist auch dort. Was nicht hier ist, ist auch nicht dort.

Im Tanz sterben, ha, da fällt mir ein Titel von J.Mc.Laughlin ein - ist ein halbes Jahrhundert her ...  The Dance of Maya, hoffe es gefällt Dir
Ich danke fürs Lesen.
unfrankiert (52) meinte dazu am 12.10.16:
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 LotharAtzert meinte dazu am 13.10.16:
Ja, das mit den Musikvorschlägen ist immer so eine Sache - aber jetzt weiß ich ja bei dir bescheid.
Ich hatte einen Freund, leider verstorben, er begann jedes Treffen - und oft kreiste die Bong - mit "OM NAMA SHIVAYA".
Wir sprachen dann viel über Shiva und Parvati - ich vermisse das manchmal sehr.
Irgendwo habe ich auch einen Text stehen - wie LORD SHIVA die SITAR erfand, nämlich als er die nackte Parvati schlafend erblickte und dieses Empfinden extatischer Schönheit den Menschen zugänglich machen wollte. Er nahm einen Kürbis... usw.
unfrankiert (52) meinte dazu am 13.10.16:
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