Die Abenddämmerung ist eine Phase, mit der ich mich verbinde. Wir spielen Völkerball, Gummitwist und Hinkelstein auf der Straße. Kindergruppen aus mehreren Straßen fangen sich gegenseitig, rufen und lachen: Du bist es! Lauf weg! Fang!an! Du bist Nächster! Die Spiele fangen an, finden statt, ein Sieger, das nächste Spiel beginnt. Das langsame Einspielen der Grautöne lässt mich die Gesichter anders wahrnehmen. Die Schattierungen dringen in mich ein und lassen mich den Abend ahnen. Eine Grenze zieht auf. Mein Bruder ruft, meine Schwester: Das Abendessen ist fertig. Durch das Fenster nehme ich ein dunkles Blau oder ein Schwarz wahr. Ich bin jetzt drinnen.
Die Spiele finden auf vielen parallelen Seitenstraßen statt, zwischen Zäunen und Vorgärten und seitlichen (Park)Plätzen, wo wir uns sammeln können. In den Haustüren stehen vereinzelt Mütter, Väter, ältere Geschwister und schauen zu. Väter, die von der Arbeit nach Hause kommen, kreuzen unsere Wege und gehen oft wortlos in ihr Reihenhaus. Jedenfalls tut mein Vater dies. Selten ist er auch heiter.
Wir sind uns selbst überlassen, laufen um die Häuser herum, bewegen uns auf den Straßen, bewegen die Straßen, Vorgärten, Rhododendronbüsche.
Gewusel, Geschrei, Gelächter, ärgerliche Laute. Und dann: der Rückzug, das Abendessen, die Hausaufgaben.
Verschiedene Fenster unserer Häuser werden hell erleuchtet, die Straßen liegen ansonsten unbeleuchtet da, unbewegt, still.
Wo ist Näti bei dem ganzen Spiel, Näti, die stumm und taub ist? Sie kann Laute ausstoßen oder stammeln. Sie hält einen schon mal fest, an der Hand oder am Ärmel. Wie passt sie zu den Spielen? Und zu uns Spielenden?
Beim Völkerball läuft sie mit und dreht um, wenn Gefahr droht. Sie ist Teil des Ganzen, dazugehörig. Manchmal ist sie auch lästig. Wir machen bei allem mit, sie macht mit, was uns verbindet, ist das äußere Spiel.
Ich hätte gern einmal gehört, was sie dachte.
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