Meine Eltern waren meine ersten Zuschauer. Sie spiegelten meine ersten Schritte, und das bis heute. Dann gab es noch meinen um ein Jahr älteren Bruder, in dessen Leben ich fiel. Er beobachtete und begleitete mein winziges Leben.
Wie Joseph in der Wahrnehmung einiger Menschen war er da, auch wenn er vordergründig nicht immer eine Rolle spielte.
Als ich auf die Welt kam, stellte meine Mutter fest, dass ich riesengroße Hände und Füße hätte, die sie mit einem Mädchen einfach nicht in Verbindung bringen konnte. Kein Applaus also. Der Daumen zeigte nach unten.
Ich bekam Beifall dafür, dass ich sehr früh sprach und ich, wenn man mich z..B. an ein Fenster stellte, zu vielem etwas sagte und sagen konnte. Mein Bruder schwieg.
Meine Großmutter, die zeitweise bei uns lebte, lobte und kritisierte mich. Sie war eine geachtete Frau, aber für mich nicht immer eine angenehme Zuschauerin. Dass sie überhaupt Stellung bezog, störte mich sowieso. Sie sollte mir ausschließlich applaudieren.
Auf der Bühne meines Lebens gab es eine Reihe von Menschen, die mich begrüßten und beklatschten. Immer gab es aber auch die Leute, die mich skeptisch sehen konnten. Diese übersah ich -Star auf meiner Bühne- gern, obwohl sie sich nicht leugnen ließen.
Wenn ich mir mein Publikum gezielt aussuchte: die jüngere Schwester, Schulfreundinnen, die Patentante, den Nachbarn, konnte ich mich in dem Applaus suhlen und ich fühlte mich großartig.
Ich hatte nach solchen Events allerdings das ungute Gefühl, dass alles ein Riesenfake war. Es konnte einfach nicht jede(r) alles gut finden, was ich tat. Alles Schaum, alles Sonne. Schatten, Makel, das alles fehlte,
Eine Frage, die mich bis heute beschäftigt, ist, wieso so viele Menschen in meiner Kindheit und Jugend mir so ausgesprochen herzlich und freundlich begegneten, obwohl sie mich doch vorher gar nicht kannten. Ich hatte mir ihre Zuneigung noch gar nicht erworben. Ich hatte doch noch gar nichts für sie aufgeführt.
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