Mit Glied - Willkommen im Club der Ahnungslosen

Essay zum Thema Behinderung

von  LotharAtzert

Wieder ist es ach! kein Ganzes,
Sträußlein nur, statt eines Kranzes,
Ohne Bindung, Schluß und Naht,
Nur ein loses Aggregat,
Wie die gänzlichen Pedanten
Meinen Florentiner nannten.
.              Nikolaus Lenau (1802 - 1850)

Neulich, beim Gedicht von unserm Hecatus "Harmonie" lärmte Graeculus "auch Mythen wollen gekannt werden" über meinen  Kommentar  von der Konzeption der Harmonia und klärte den Leser auf, von wem ich das habe. (- Hesiod!)
Was spielt das für eine Rolle, ob es aus der oder der Quelle kommt? Es spielte nur dann eine, wenn verschiedene Wissensquellwässer vergiftet wären. Hesiod ein Quellwasservergifter, ein Feind der Mnemosyne?
Der besagte Dichter erzählte davon, wie Ares die Aphrodite fickte und daraus Harmonia hervorgeht. Das leuchtete mir als Heranwachsendem augenblicklich ein: daß Harmonie einerseits aus dem vollkommen Schönen ... seufz ... und andererseits aus einem durchaus brachial zu nennenden Trieb nach Befriedigung hervorgeht
Nun kommt Graeculus mit der Ansicht, der andere ... jetzt muß ich wieder ablenkenderweise nachsehen ... ein Aischylos, aha, hätte es richtiger gesehen, der den Vater der Harmonia mit Zeus angibt. Jetzt droht die Vaterschaftsklage!
Ja gut, ich habe nichts gegen Aischylos oder Graeculus und schon garnicht gegen Zeus und wie sie alle heißen mögen, aber ich fand, wie gesagt, Zugang zum Mythos offenbar über Hesiod  - und Aischylos ist mir da gerade ziemlich wurscht. Offenbar passt ihm, dem Graeculus, dieser mein Zugang nicht, denn er nannte mich einen Ahnungslosen in Sachen Mythen. Man müsse schließlich alle Details kennen ...
Nur dem Leser erklären, warum eher Zeus als Vater infrage käme, das wollte oder konnte der  pensionierte Philosophieprofessor denn doch nicht.

Keine Ahnung, der Atzert... Meine Ahnen - der Ur-Anus, der Uranus als Ursprung ...  Riß zwischen Ewig-Endlich, der Zwiespalt von Himmel und Geschlecht.
Aber gut, zurück zur Harmonie, der hesiod'schen: Der arme Hephaistos, der Schmied - Graeculus sagt nichts vom Schmied, außer daß er später bei der Vermählung von Kadmos der Harmonia ein Geschmeide schmiedete und schon desshalb meine Darstellung der Darstellung Hesiods nicht richtig sein könne. 
Ich ahnungsloser Trottel - der gehörnte Gatte der Schönsten aller Schönen hatte das Netz nach Hesiod geschmiedet, unter welchem die Treulose mit dem Austreiber in Flagranti erwischt wurde, ohne fliehen zu können. Und alle Götter schauten hämisch zu.
Übersetzt: Es bedarf nach Hesiod und Atzert der ursprünglichen Zweiheit aus Schönheit und Trieb, um daraus die Quintessenz des Seins zu verwirklichen: Harmonie, die ihr Wesen am reinsten in der Musik (im Verklingenden) zum Ausdruck bringt.
Wir zwei ahnungslosen Trottel als Schwanzstabilisatoren am Flug des Drachens Fantasie ... ja gut, ich habe mich und rein aus Harmoniegründen revanchiert mit dem Apho "Am Ende kommt das Beste": Das Beste am Klugscheißer ist die Aura seines Haufens.

Der Maler Sandro Botticelli malte um 1485 sein berühmtes Bild "Venus und Mars" - wo Mars schlafend im Gras liegt, Venus ihn sinnend betrachtet und ihre kleinen Begleiter, die Putten, keck mit des Austreibers Waffen spielen. Sandro - willkommen im Club der Ahnungslosen.
Man müsse alle Details kennen ... jaja - der Frühling beginnt im März, will heißen da ist der Marstrieb am kräftigsten - und im Herbst, im Oktober, in der Venuswaage ... schlummert er ein, während die Frucht im Leibe der Mutter heranreift.
 Venus und Mars

.

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Kommentare zu diesem Text


 Isensee (05.09.17)
Ganz witzig geschrieben.

 LotharAtzert meinte dazu am 05.09.17:
Danke.
Graeculus (69)
(05.09.17)
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 LotharAtzert antwortete darauf am 05.09.17:
Inhaltlich begründen, Graeculus, inhaltlich. Zum Beispiel: was am Wesen der Harmonie spricht eher dafür daß der Vater nicht Mars sein kann, sondern Jupiter? Ein Geschmeide reicht da nicht aus. Für was steht Jupiter? Mir würde auch dafür eine Begründung einfallen, aber das ist momentan nicht meine Absicht.

Hoppla, das fehlt ein Komma ... sowas ist bloß ablenkend. Und ob Du emeritiert oder sonstwas bist ...allerdings war ich der Meinung, Du seist Philosophieprofessor. Auch hier hätte genügt, zu sagen, was Du tatsächlich bist oder warst. Jetzt weiß ich es immer noch nicht.

Inhaltlich ... der sinnenfrohe Botticelli hat sich übrigens - Du weißt es, aber einige Leser nicht - von der Antike abgewand und sich dem Fanatiker Savonarola, der mich an Bluebird erinnert, angeschlossen und von da ab nur noch düster gemalt. Das Gedicht von Lenau bezieht sich auf sein Werk "Savonarola". So passt das zusammen.

 Dieter Wal schrieb daraufhin am 05.09.17:
@ Graeculus: ""der pensionierte Philosophieprofessor" - zwei Fehler mit drei Wörtern!"

Für Isensee, harzgebirgler und Swetlana war das schon fast zu kompliziert, weil es Swetlana erst nach mehrmaligem Lesen verstand.

Lothar ist kein Freund der Worte, sondern des Tees und der Gartenpflanzen. Da nimmt man es mit Worten nicht so genau, solange die Pflanzen nur trink- oder rauchbar sind.
(Antwort korrigiert am 05.09.2017)

 LotharAtzert äußerte darauf am 06.09.17:
@ Dieter Wal - Zunächst: ich rauche nicht mehr, ich vaporisiere (verdampfe), weil da kein Teer entsteht usw. usf.

"Kein Freund der Worte" ist für einen Schreiber widersinnig, da er dann ja sein Produkt verabscheuen oder doch mindestens mit Gleichgültigkeit behandeln müsste.
"Kein Freund von Funktionsbegriffen" wäre um einiges korrekter.
Was die Wortbilder angeht, so hast Du gänzlich Unrecht. Aber wenn Du das nach einigen Jahren im kV immer noch nicht wahrgenommen hast, hat es auch keinen Sinn, es ein weiteres mal zu erklären.
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