Bogen, Kreis und Kugel – Teil 1

Essay zum Thema Wirklichkeit

von  LotharAtzert

Der ehrwürdige Aristoteles lehrte, man möchte fast sagen grund-legend, die vier Gründe und dachte noch nicht an das Nächstliegende, daß nämlich vier Viertel einen Kreis ergeben, getrennt voneinander durch ein Kreuz, dem nicht nur im Christentum zentrale Bedeutung zukommt. Er dachte auch nicht, daß Frauen eine Seele haben könnten. Das sei erwähnt nur, um eine Begrenztheit im Denken der Zeit hier im Hintergrund mit einzubeziehen.

 

Das Runde ist die vollkommene Form, ähnlich wie in der Mathematik die Null, die Mutter aller Zahlen, die selbst keinen Zähl-Wert hat, aber ebendrum die Mutter der Neun genannt wird. (Daß 9 die Zahl des Mars ist, darüber ein andermal.)  Unrundes umkreist zeitlich ein Licht, wie die Planeten absorbierenderweise ihre Sonne umrunden. Im ganzen Universum umrunden Planeten ihren Lichtspender, bringen ihn nicht um die Ecke, lassen ihn auch nicht links liegen. Von mal zu mal wird so das Unrunde runder, wird leichter und lichter, dem ähnlicher, welches es umkreist. Das hat sogar die Wissenschaft schon bestätigt, daß die Erde eines Tages in die Sonne stürzt.

Die Kugel gilt nicht zuletzt und daher als perfekteste Form, da sie nur in einem Punkt den Boden berührt und infolgedessen kinderleichter, als alles andere bewegbar ist – wegen des geringen Widerstands.

 

Beim Vorsokratiker Empedokles heißt es, die Kraft der Göttin Venus wirke in allem von innen nach außen, während Mars von der Oberfläche ins Innere eindringt, um auszutreiben. (Und wie die Mythe ausgeht, wissen wir ja.) Aber die Menschen wollten das nicht hören, sie staunten erst, als er einen Eimer mit Wasser im Kreise herum wirbelte, ohne einen Tropfen zu verlieren. So verstanden sie wenigstens das, was er ihnen als Fliehkraft am Experiment vorführte, bevor er in den Ätna sprang.

 

Nichts liegt näher, als die drei Gründe von Stoffgrund, Wirkgrund, Formgrund in den finalen vierten als Urgrund mit einzubeziehen: Diese Finalität (aus der „menschlichen Sicht“ gedacht, wird dann nicht mehr einseitig als Erwirktes betrachtet, sondern vor allem  aus der finalen Sichtweise zum  Bewirken des Ganzen durch zwei Gegensätze. Nach oben gerundet, nach untens gerundet, nach innen, nach außen, nach rechts und links. Nur so schließt sich der Kreis. Die aber das duale Denken zur höchsten Wirklichkeit erklären, leugnen alles Runde und vergewaltigen das Atom durch Spaltung, wie Schmelzung, die nennen das hier urbildlich Gesagte natürlich „Haarspalterei“.

 

Im Zodiak ist jeder Grund dreifach:

Untere Hälfte:

Widdder, Stier, Zwillinge = Stoffgrund

Krebs, Löwe, Jungfrau = Bewirkgrund

 

Obere Hälfte:

Waage, Skorpion, Schütze = Formgrund

Steinbock, Wassermann, Fische = Finalgrund

 

Nach Aristoteles sieht ein Seher – Beispiel - den Stoffgrund als Lehm oder Ton. Die Idee, etwas daraus herzustellen, kommt im Geiste beim Erblicken des Stoffs, das geschieht durch den Formgrund. Von dort wird es real zur Tonschale durch das Ausführen der Ideen im Bewirkgrund von Krebs, Löwe und Jungfrau.

 

Jetzt kommt die Sache mit der Rundung: Der Finale Grund springt ja nicht plötzlich ins Dasein, auch wenn er sich dem menschlichen Wesen erst in der Tonschale offenbart, sondern ist latent allgegenwärtig. Daß etwas aus Jux und Tollerei plötzlich und zufällig erscheint, nur damit einem denkenden Menschlein irgendwelche Ideen zur Herstellung bekommt, ist so ähnlich, wie die seelenlos gedachte Frau. Also ist auch die Idee der Tonschale schon latent, dh. von Anfang an vorhanden, muß aber „innerhalb“ einer bestimmten Zeitspanne noch real hergestellt werden. In der zeit-raumlosen Causa finalis sind der erschenende Stoffgrund (Widder) und die geistige Vorstellung einer Tonschale „gleich-zeitig“- des Geistes Aufgabe besteht im Fügen der Formen nach ihrer Bestimmung, die werden  im Skorpion auf Tauglichkeit geprüft und wenn was fehlt, fehlt  dann ein Teil, dessen Fehlen zur Erscheinung wird. – ein Satz, kein Kaffeesatz, wie ein Mantra: dieses wird umso lebendiger, je öfters man es wiederholt.

 

In der Münchner Rhythmenlehre sind die vier Gründe auf der grafischen Darstellung folgendermaßen verteilt: unterm Querbalken des Kreuzes links: der erscheinende Stoffgrund; rechts der vitale Wirkgrund. Mittig am Bogen die Himmelstiefe IC.

Ja, die meisten wollen hier aussteigen und da soll man die Fluchtwege offen halten. Dabei fällt mir ein: AC/DC, - der AC ist der Wechselstrom, der DC bleibt gleich.

Oberhalb des Balkens rechts der Formgrund und links der Finalgrund und darüber der Himmel MC. Daß sie anders bezeichnet werden als beim Griechen, - wir sprechen von den vier Quadranten - ergibt sich durch die um eine Dimension erweiterte Betrachtungsebene, denn wenn die Finalität von Anfang an gegenwärtig ist, so wäre es falsch, von einem Ende zu reden. Falsch wäre, und das ist das Entscheidende - daß Formgrund und Geist über allem thronen, - das ist ein Trick vom Tricksergott, um dem Menschen das Oberkommando in die Hände zu legen, aber damit auch die Möglichkeit des globalen Untergangs, den Weg, den die denkende Elite heute beschreitet.

Stattdessen bevorzugen wir die umfassendere Begrifflichkeit bei der Causa finalis vom dreifachen Daseinsprinzip des noch Unbestimmten, dem Ursprung und der Bestimmung.

Die Bestimmung dessen, was aus dem Ursprung springt  entscheidet, was zur Anweisung an die Fügung ergeht: Dem Vogel die Flügel, den Fischen die Flossen usw. Die Fügung fügt, was verfügbar ist, und der Überprüfer (Hades) formt es zur entsprechenden Erleidensform.

 

Warum dreifach? – Man denke an die monatliche Dreiteilung der vier Jahreszeiten. Um es am Beispiel des ersten Quadranten, also der Causa materialis zu zeigen, wie vorangehend die Causa formalis: Es erscheint etwas, wird ausgetrieben wie aus dem nichts. Das ist der späte März, da treibt eine Energie alles hinaus aus dem Winterschlaf. Die weissen Samen platzen aus Hüllen und Nähten, die Samen, jaja, aus Gäa, unsrer Erde. Jetzt kommen wir in den Mai. Die Erschienenen wollen überleben und schließen sich zu Herden zusammen, um nicht selbst Opfer des Austreibens zu werden durch das gnadenlose Treiben neuer Triebe. Der Stier, nichtwahr, der hält seine Herde zusammen. Der Austreiber selbst soll jetzt vertrieben werden, das ist der Selbsterhaltungstrieb, das macht man zusammen mit den Nächsten. Die Energie, die austreibt, wir nennen sie Mars. Da hilft der Zwilling mit Unterscheidung aller Dualismen und deren praktischen Anwendung, jetzt wird in der Natur für Nachkommen gesorgt, denn das Angebot an Nahrung ist in dieser Zeit am größten. Nahrungsangebot und Aufzucht, so weiß der Stier, das ist die Zeit für Vermehrung.

 

Der Mensch, der denkt, es sei zufällig, was erscheint, ist kein vergeistigter, sonst schaute er, was über ihm ist.

Weil der finalkausale Viertelbeginn am Anfang eines Anfanglosen steht in welchem das beginnt, was „Fische“ heißt, das Unbewußte, Unbestimmte, noch vor allem Raum und Zeit und irgendwas.

Neptun nennt man die Kraft, welcher alle Wässer bedingungslos folgen und der Mond schiebt sie, - Blut, Schweiß, Rotz in Rhythmen hin und her und voll und neu durch alle Menstruationen, Neptunisch, das unaufhaltsame Hingeben und Entfliehen aus jeglichem Grund, verduften, verdampfen, verblühen. Die Grundlosigkeit, Urmutter aller Gründe - Der Wasserkreis bringt  Leben und Tod und Leben und Tod – niemand erfasst Neptun als Daseinsprinzip, nichts hält ihn auf, den allgegenwärtig Zustand.

 


Jetzt zur Erscheinung des Austreibens: es wird zeitlich das ausgetrieben, was als Same schlummert. Was nicht schlummert, lebt nicht, ist nicht austreibbar.

 

Ich denke, ich muß das erklären. ...



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Kommentare zu diesem Text

Taina (39)
(02.07.22, 05:57)
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 LotharAtzert meinte dazu am 02.07.22 um 09:57:
Nein nein, das ist schon so gemeint, wie du sagst. Nur sehr viel mehr. Ergänzenderweise ist zu sagen, daß sich endlose Analogien herleiten lassen, wie das bei einem Prinzip halt so ist.
Das Prinzip muß verstanden werden, sonst bleibt das Ganze bloß ein Sammelsurium von Aufzählung.

Um bei deinen Worten zu bleiben: die Erscheinung der Voraussetzung muß es heißen, denn ohne Erscheinung bliebe die Frage nach dem "Grund" wortwörtlich im Dunklen. Der stoffliche Grund ist die Erscheinung dessen, was nicht erscheint: die blumigeren Taoisten sprechen vom quellenden Urgrund, bei Aristoteles ist es nur die Causa finalis.
Du kannst bei Voraussetzung natürlich auch sagen "die Ursache ist das Voraussetzungslose", falls dir das gefällt.
 
Umsetzung - von hier nach da? Empfindung, Ausdruck (Gestaltung) und Vernunft als die drei Schritte des bewirkenden Grundes ist mehr, als bloßes Umsetzen.

Das schwer verständliche kommt daher, daß dieses Denken völlig neu, völlig ungewohnt ist, - abgesehen mal von der ungeschliffenen Ausdrucksweise des Autor.
Danke fürs Nachdenken.
Taina (39) antwortete darauf am 02.07.22 um 11:32:
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 LotharAtzert schrieb daraufhin am 02.07.22 um 11:57:
Mit den vier Teilaspekten ist es so, daß sie aufgrund des Folgenden in ihrer Ordnung so stehen bleiben müssen, wie die Wirbelsäule als Gerüst für Knochen und Fleisch unbedingt so stehen bleiben muß, um das Ganze tragen zu können. Das Prinzip, Taina, das Prinzip ist prinzipiell! Da gibt es keinen Spielraum.
 
Von Wolfgang Döbereiner stammt der Hinweis, bei allem Symbolketten zu bilden. Bei Gestaltung könnte das so aussehen:
Kreativität, das Erschaffende, Kunst, Spiel, Großzügigkeit, Vitalkraft …
Das entsprechende Zeichen Löwe wäre bei Kindern (so sie hiervon wüssten) das favorisierteste, könnten sie sich Eltern aussuchen.
Taina (39) äußerte darauf am 02.07.22 um 12:04:
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 LotharAtzert ergänzte dazu am 02.07.22 um 14:17:
Ich glaube schon, dass die Kinder sich ihre Eltern aussuchen
Natürlich - bedingt durchs Karma.
Das Aussuchen ist unbewußt, nicht bewußt, das darf man nicht vergessen. Ein fortgeschrittener Yogi sucht sie bewußt aus, aber wer sich nicht mal an Träume erinnert, hat da keine Chance.
Da gibt es in Tibet viele seltsame Geschichten, zB. von Mördern, die sich nach dem Tod von den Opfern verfolgt fühlen und sich ans nächstbest Paar beim Kopulieren binden - und wenn es Esel sind. :woot:

 Regina (02.07.22, 07:42)
Beispiele für die Zahl Zwölf, die dreimalige Erscheinung von Feuer, Erde, Luft und Wasser gibt es im Leben viele. Sehr einverstanden bin ich mit der Aussage, dass das, was sich offenbart, latent als Geistiges bereits vorhanden sein muss, wie der Nussbaum in der Nuss versteckt ist. Letzten Endes muss ein Universum, das den Menschen hervorbringt, diesen auch von Anbeginn in sich getragen haben. Die Frage unserer Zeit muss heißen: Woher kommt die Destruktivität? Guter, weitgehend verständlicher Text, lieber Lothar, aber Materialisten werden Materialisten bleiben, weil sie Materialisten bleiben wollen.

 LotharAtzert meinte dazu am 02.07.22 um 10:27:
Ja die Zahl Zwölf springt einen geradezu an. 12 Monate, 12 Stämme, Jesus mit elf Apostel usw.
Woher die Destruktivität kommt, dies zu ergründen ist ein Luxus, zu dem kaum noch Zeit besteht und praktisch null Interesse von denen, die das eigene Denken über alles stellen.
Der Schlüssel für das Verstehen der Destruktivität - um beim Wort zu bleiben, ist überbordende Konstruktivität oder "Technik", kurz Wissenschaftsglaube, alles andere wird verdrängt und dann "erscheinen" zum universalen Ausgleich beispielsweise Typen wie Putin usw. - das kollektiv Verdrängte.
OK, ich danke dir fürs Lesen und das positive Urteil.

Ah jetzt noch zur Vier: da gibt es auch noch das, was als Quintessenz bekannt ist - die Mutter der Vier, aber das ist ja hier nicht das Thema.

tashi delek

 EkkehartMittelberg (02.07.22, 11:05)
Wissenschaft, die das nicht an sich heranlassen will und als esoterischen Zauber abtut, läuft sich auf einer zu schmalen Spur tot.

 LotharAtzert meinte dazu am 02.07.22 um 11:35:
... läuft sich auf einer zu schmalen Spur tot.
Ja, Ekki, so ist es. Es ist eigentlich nichts schlechtes an der Wissenschaft, sie wird nur zur Gefahr durch ihren Absolutheitsanspruch, der längst zur Hybris geworden ist. Sie zwingt unsereinen, für schwere Waffen zu sein für die Ukraine, aus Gründen, die nichts, aber rein gar nichts mit Waffen zu tun haben, sondern nur mit Gleichgewicht, um das Leben eines Volkes zu erhalten und so etwas ist kaum zu ertragen.

Vielen Dank auch dir

tashi delek
Taina (39) meinte dazu am 02.07.22 um 11:49:
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 LotharAtzert meinte dazu am 02.07.22 um 12:13:
@ Taina

da liegt ein Mißverständnis vor. Durch den Absolutheitsanspruch der Wissenschaft ist die Welt in die Schieflage gekommen und deshalb bin auch ich gezwungen, für schwere Waffen zu sein.

Die Frage an Ekki ist eigentlich schon beantwortet, aber warten wirs ab.



 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.07.22 um 18:50:
Liebe Taina,
Verallgemeinerungen sind meistens schlecht, so auch meine. Vielleicht ist meine Aussage eher zulässig, wenn ich formuliere, dass zahlreiche Wissenschaftler esoterische Gedanken ablehnen, ohne sie vorher zu prüfen.

 Quoth (02.07.22, 12:02)
Auch ich sehne mich manchmal nach so einer mathematisch-kosmischen Harmonie, wie Du sie hier entwirfst. Aber ein tiefer Graben von Skepsis trennt mich von ihr - und kein Charon sichtbar, der mich übersetzte! Gruß Quoth

Kommentar geändert am 02.07.2022 um 12:03 Uhr

 LotharAtzert meinte dazu am 02.07.22 um 13:58:
Ok, ich werfe sie hier hin, aber es sind Teile der Münchner Rhythmenlehre, nicht meine. Das Mathematische ist allerdings nur die Basis, die Deutung erfordert dann wieder einiges mehr.
Ja der Charon will Geld sehen, um dich zum Kerberos zu bringen.

Der Begriff Kosmos kommt mir, so wie hier, nur als Beispiel über die Lippen, er gehört zur Funktionssprache, nicht zur poetischen, wo wir doch Weltall, Himmelsraum und vieles mehr haben. Im Kosmos, Baikonur und Cap Canaveral lassen grüßen, schwirren sie in dicken Raumanzügen durch die Schwerelosigkeit des zur Funktion (Causa materialis) entmachteten Raums. Der Lehrer dieser Lehre nannte Kosmonauten Ungeborene und das trifft es wohl auch, denn auch im Mutterleib schweben die Kinder auf ganz ähnliche Weise und sind statt an Schläuchen durch den Nabel mit der nährenden Mutter verbunden.

Und wo du die Harmonie erwähnst - das ist bereits der Formgrund, die Waage, deren ganzes Wesen sich daraus speist, Disharmonien nicht zu ertragen, sie ausgleichen zu lassen (-eine Waage macht sich die Finger nicht selbst schmutzig) - zur vollständige Lehre gehören aber noch die anderen Gründe, insbesondere der finale Grund.

Also ich kann nur jedem empfehlen, Wolfgang Döbereiner zu lesen, was allerdings eine Mammutaufgabe wäre, da er alle seine Seminare, und da kommen einige zusammen, in Buchform herausgegeben hat.

Früher gingen Astrologie und Astronomie noch zusammen. Kepler war der letzte, der sich vehement dafür ausgesprochen hat. Danach ... naja, ist bekannt.
Auch Dir vielen Dank und Gruß
Lothar

Skeptisch ist der Wissenschaftler

 harzgebirgler (30.07.22, 11:28)
was so der mensch auf erden lang schon treibt
sorgt kaum dafür dass er hier ewig bleibt.

lg
henning
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