Neues vom Rattenfänger

Gleichnis zum Thema Täuschung

von  LotharAtzert

Da schrieb Kollege Sätzer von den Rattenfängern.
Was mir daran sonderbar vorkommt: die modernen Rattenfänger seien diejenigen, vor denen man auf der Hut sein soll. Und alle Bürger loben ihn dafür.
Ich rekapituliere nochmal: als der Ungeliebte seinen Job der Nagetierbefreiung zur Zufriedenheit aller beendet hatte, brachten ihn die Bürger von Hameln um seinen zuvor ausgehandelten Lohn. Da nahm der begnadete Flötenspieler sein Instrument, blies hinein und die Kinder folgten ihm, wie zuvor die Ratten. Das war vielleicht nicht die feine englische Art, zugegeben, aber sehr effektiv. Kein anderer wollte die Drecksarbeit machen, die Stadt von den Pestillenzerregern zu befreien. Nur dieser Abschaum, der Inoffizielle verstand sich auf das verhexende Flötenspiel, dem Ratten und Kinder wie in Trance folgten und die nie wieder gesehen wurden.

Und so ist es heute noch überall: wer am lautesten nach Vergeltung schreit, der hat immer was auf dem Kerbholz und schustert es Schwächeren zu. Der Bürger war es bis heute nie, der Dreck am Stecken hat! Ob draußen im Land, oder hier beim kein Verlag. Münzt lieber alle Münzen und Mythen um: die Rattenfänger sind schuld! Die Esoteriker, Wahrsager, Diebsgesindel, Zigeunerpack, jagt sie hinweg, bevor sie das tun, was nur uns zusteht ...

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Kommentare zu diesem Text

Bette (70)
(30.12.17)
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 LotharAtzert meinte dazu am 30.12.17:
Heute wird Festil hier nicht empfehlen, denn er hat Sätzers Machwerk empfohlen, das im krassen Gegensatz zu meinem Text steht. Da erscheinen die Typen aus der AfD und überhaupt Rechtsnationale als die Rattenfänger. Man kann es so sehen, wenn man einige Erklärungen zufügt. Aber das ist nicht geschehen - der Archetyp wird beschädigt, zugunsten des anscheinend braven Bürgers.
Schlechte Karten? - Du Kartenschlägerin, Du!
Ich danke Dir für Deine unerschütterliche Treue bezüglich meiner Texte.
Gruß
L.
Bette (70) antwortete darauf am 30.12.17:
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Festil (59) schrieb daraufhin am 31.12.17:
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Bette (70) äußerte darauf am 31.12.17:
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 LotharAtzert ergänzte dazu am 31.12.17:
Genau. Und das mit dem Rattenfänger kam mir gerade recht, denn so geht es zu beim Bürger: erst mal Gras wachsen lassen über die Sache ("Ratten hat es bei uns nie gegeben") und zuletzt war doch wieder der Rattenfänger der Böse.
Da kommen ja noch einige Gewürze hinzu: der Bürger ist immer da am freundlichsten, wo er die Leichen versteckt hat. Dafür braucht es keinen Spürhund, er selbst verrät sich durch übertriebene Ablenkungspraktiken. Das geht so weit, daß er im Bedarfsfall den Rattenfänger (fast) perfekt nachahmt.

 Rudolf (30.12.17)
Hier meldet sich ein Bürger mit Dreck am Stecken. Wie oft habe ich ohne Not mein Geld für Produkte gegeben, die unter menschenverachtenden Bedingungen hergestellt wurden. Bürger entscheiden sich pro Jahr ca. 14.000 Mal für oder gegen etwas - bei jedem Kauf kann etwas mehr Dreck dazu kommen.

 LotharAtzert meinte dazu am 30.12.17:
Lieber Rudolf,
ich musste das Bild des Bürgers so überzeichnen, um den Rattenfänger wieder in seinen urprünglichen Mythos zurückzubringen. Natürlich gibt es Rattenfänger, die bürgerlich werden und Bürger, die zu Rattenfänger mutieren. Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, daß Gut und Böse manchmal schwer zu unterscheiden sind und man nie voreilig sagen sollte: die anderen sind dran schuld.
Wir alle haben Dreck am Stecken - und ebenso steckt in jedem auch das Gute.
Danke für den Beitrag.
Gruß
L.

Antwort geändert am 30.12.2017 um 10:59 Uhr

 Habakuk (30.12.17)
Der damalige Rattenfänger verstand sein Handwerk noch. Die heutigen lassen zumeist Harmonik und Melodik vermissen. Nicht selten klingen aber auch sie recht hübsch.
„wer am lautesten nach Vergeltung schreit, der hat immer was auf dem Kerbholz und schustert es Schwächeren zu“. Das nennt man in der Psychologie projizieren. Wenn wir projizieren, übertragen wir also unsere eigenen Themen, Ängste oder Sorgen auf andere Menschen. Und das Gemeine ist, dass wir es im Normalfall nicht merken. Man nennt das übrigens auch: von sich auf andere schließen. Das gehört mit zum schon häufiger erwähnten „Schatten“. Wir haben alle einen. Aber nicht alle wissen davon.

 LotharAtzert meinte dazu am 30.12.17:
Korrekt!
Weißt Du, was ich glaube? - Dieser Rattenfänger war eine Emanation von Krishna himselve. Denn wer sonst verstünde sich so meisterhaft aufs Flötenspiel. Und er hat die Kinder als seine Gopis (Tanzmädchen) nachhause geholt. Sätzerzungen werden aus Gopis freilich wieder Groupies machen. Nur - Krishna ist keine Boygroup, you know what I mean, sondern Vishnu, der Mittlere der Hindu-Trinität.

 niemand meinte dazu am 30.12.17:
Hmm ... ich lese "projizieren" und denke mir: Projizieren hier nicht einige das in den Sätzer, was sie selber auf dem Kerbholz haben?
Ich kann mich natürlich auch täuschen und die welche hier von Projektion sprechen würden niemals ... auf keinen Fall ...
LG niemand

 LotharAtzert meinte dazu am 30.12.17:
Ich sagte ja weiter ober bereits: "Wir alle haben Dreck am Stecken - und ebenso steckt in jedem auch das Gute".
Aber, um auf Sätzer zurückzukommen: wer Mythen so verfälscht, den sollte man wenigstens, allerallerwenigstens auf sein Irren hinweisen. Das geschieht anscheinend immer noch nicht!
LG
L.
toltten_plag (42)
(30.12.17)
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 LotharAtzert meinte dazu am 30.12.17:
" ... an dem Tag, an dem sich unsere Mitte-Mitte-Vernunft-Bürger (jetzt keine Namen, bitte!) bekennen müssen", - keine Sorge, die Namen kennt jeder Inoffizielle.
Nun gehöre ich zu den Nichtwählern. Mein Vater, da litt er sogar schon unter hochgradigem Alzheimer, sagte immer: "Wenn Du nicht wählen gehst, wählst du CDU" - er war ein treuer SPD-Wähler, Arbeitersohn usw. bis ins fortgesetzte Krankheitsstadium.
Nun, mir ist das Polit-Gerangel egal - ich wähle den Mythos, weil er bedroht ist durch den Logos, nicht durch Sätzer, der verkörpert diesen Typus nur besonders gut in seiner Angepasstheit ans Zeitgemäße.
Danke und guten ... ja ich sags jetzt nicht.
Festil (59) meinte dazu am 31.12.17:
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 LotharAtzert meinte dazu am 31.12.17:
So ist es!

 Soshura (30.12.17)
Es stehen sich jene gegenüber, und tanzen mal wieder im Kreis herum, sich dabei gegenseitig auf die Füße tretend, welche doch nur Rattenfänger sind, gute und böse, versteht sich. Und ich frage mich, ob irgendwer noch den Gedanken im Hinterkopf hat, dass hier nur zwei Seiten eines einzigen Talents dargestellt werden, die, wenn ich sie nur richtig "füttere" (auch im Sinne von hungern lassen oder verdrängen) sich mir in einem übertriebenen Ausmaß (also in voller Blüte) darstellen. Das was zur Rettung aller eingesetzt werden kann, kann sowohl zu deren Verderben gereichen. Nämlich das Talent. Und wer bin ich, dass ich jenes bewerte.

Kommentar geändert am 30.12.2017 um 13:59 Uhr
toltten_plag (42) meinte dazu am 30.12.17:
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 LotharAtzert meinte dazu am 30.12.17:
Ja Peter - ich hätte es nicht so drastisch ausgedrückt, wie toltten_plag, gebe ihm aber im Prinzip recht: Du eierst etwas herum, willst es jedem recht machen und diese Rechnung ging noch nie auf.
Mythos ist die Kraft der Urbilder und Logos nur das Ordnende, welches gerne mal vergisst, wen oder was es ordnet: sich selbst.
Das Dritte, welches beides transzendiert, ist fast so selten, "wie Sterne am Tag", wie es in Tibet heißt.
Sei mir nicht böse, bedenke es lieber.
Gruß
L.

 Soshura meinte dazu am 31.12.17:
Danke Dir, Lothar für den Tip. Alles gut. Der Gedanke ist trotzdem die reine Verführung für mich. Und das meine ich sehr ehrlich. Insofern kann ich ein Trugbild nie ausschließen.

toltten_plag, ich las Deinen obigen umfangreichen Kommentar erst später, nachdem ich meinen bereits geschrieben hatte. Ich bin ein unpolitischer Mensch und wie der oder die Ratenfänger heißen, nach dem andere wiederum rufen, weiß ich nicht. Mein Post zielte darauf ab, eine Anregung zu geben, sich etwas entspannter dem Echo des "Rattenfängers" zu widmen, denn wie auch bei meinen Beobachtungen ich an mir selbst bemerkt habe, fehlt meiner Wahrnehmung manchmal der Kontext, in welcher der ursprüngliche Kommentar geäußert wurde. Das trifft auch auf kV zu.

Meine Position ist insofern ein passiver Beobachter. Ich verzichte darauf, ein Rattenfänger zu sein, einem zu folgen, oder zu rufen. So und jetzt schaue ich den Rest der Sendung mit der Maus.

 LotharAtzert meinte dazu am 31.12.17:
Gerade wollte ich den Computer ausschalten, da kam Dein Kommentar noch.
Also, was das Entspannen angeht: Jeder Musiker weiß, daß bei Saiteninstrumenten jede Saite ihre bestimmte und exakte Spannung braucht, sonst ist Musizieren nicht möglich. Entspannung ist auch nur gesund, wenn die Gegenkraft der Anspannung eingebunden wird, sonst sprechen wir eher von Dumpfheit. Harmonie-Disharmonie bedingt sich gegenseitig.
So, jetzt aba ... frohen Übergang
L.

 Soshura meinte dazu am 31.12.17:
Übergänge ... das ist diese Zeit zwischen den Interpretationen, sozusagen die Pausen. Hey! Es ist Jahrespause auf dem Schulhof des Kalendariums. Komm, lass uns eine rauchen gehen.

Liebe Grüße
Peter
matwildast (37)
(30.12.17)
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 LotharAtzert meinte dazu am 30.12.17:
Wunderbar! Danke! Hundert Golddukaten - das hatte ich inzwischen ganz vergessen.
Das Ende ist etwas kindgerecht, aber es ist ja wohl auch für Kinder gedacht..
matwildast (37) meinte dazu am 30.12.17:
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