Wo alte Griechen der Rücken plagt

Gleichnis zum Thema Revolution

von  LotharAtzert

Es juckt ihn der Rücken. Ja weiß er denn nicht, daß der Rücken als Rückseite das Unterbewußte ist? Man braucht zwei Spiegel, um dort hin zu schauen, ja.

 

Das krumme Hüttchen im Garten erlebt nun schon seinen dritten Sommer. Ursprünglich zum Kiffen gedacht, habe ich das bis heute nicht getan. Der Grund ist beängstigend: ich hängte als erstes ein Bild von Karmapa an der Ostwand  auf, auf die der Eintretende blickt und stellte das chinesische Feldbett zum Ruhen darunter, dann noch ein kleiner weinroter Tisch unterm Fenster der Südwand, drauf ein Foto von Namkhai Norbu, ein Akku-Lämpchen, sowie einen geflochtenen Stuhl davor, verkomplettieren die spartanische Einrichtung – viel mehr Platz ist eh nicht.

Nun ist es so, daß unsereins sich auch vor den Bildern der Vortrefflichen verbeugt, das nennt man Respekt und eines Tages stellte ich fest, daß ich Skrupel hatte, in Anwesenheit der Genannten – und ein Foto genügt für die Präsenz der Herrschaften in den Vorstellungen der Schüler – so etwas Profanes, wie das Verdampfen von Cannabis zu begehen. Und so ist es bis heute: ich nutzte die Hütte lediglich zum Meditieren oder Ruhen. Aber was heißt da schon lediglich.

 

Nun ist das Erstaunliche daran, daß es dem Buddha egal ist, was man macht. Was immer man tut, man sollte es bewußt tun, denn – und hier überschneidet sich die Aussage mit W. Döbereiner, der ansonsten nicht viel vom Buddhismus hielt, nicht im Geringsten – wenn du weißt, daß du in allen Belangen die Folgen trägst, dann wirst du immer vor-sichtiger. Das bedeutet in meinem Fall, daß die Folgen vom Kiffen dann auch verdient sind. Der Verdienst, das ist nichts, was in der Geldbörse oder auf dem Bankkonto verfügbar ist, sondern das Karmakonto, ein Begriff, den man neuerdings oft liest. Ob das hoffen läßt, dazu hat Buddha auch was gesagt: „Sei ohne Furcht und Hoffnung“.

 

Du hast an nem Türrahmen deine Rückseite gerieben – das nutzt nichts, das ist wie beim Cannabis: du empfindest plötzlich diese Ausgewogenheit in dir, wo alles geschehen kann. Interessanterweise habe ich auch so eine juckende Stelle auf dem Rücken – eine Art magisches Tischrücken – es ist auf der linken Schulterpartie. Die Schwarzmagier, nein, ein Scherz, ich denke nur an den blauen Vogel. Vielleicht hätte ich nicht so viel kiffen sollen, aber dann hättet ihr dieses Geschwafel mit seinen geheimen Botschaften nicht gelesen und war das jetzt so schlimm?

Die geheime Botschaft ist vollständig, wir stechen in Seh.

 

Wer sitzt bei Gericht? Man erinnere sich der Waage und ihrer Göttin. Darin stand der Neptun zur Zeit unserer Geburt und am Aszendet standen die Fische.

Jetzt hab ich halt die Venus im 12. Haus und kann dir nur gutes Gelingen wünschen.

 

Das (nichtessbare) Gericht im Sinne des Wortes ist alledings das, wonach man sich zu richten hat und das ist Saturn, der Zeit- mithin Leben und Tod-Geber: jedes Leben hat sich nach dem Schick-Sal zu richten, hat das Anliegende zur Gestalt zu machen und es ist für uns Fische-Aszendenten mit dem Neptun in der Waage am Deszendent nicht leicht, daß dieses Kratzen nie mehr juckt, sich auflöst in Wohlklängen. Aber es müßte schon die Yigdrasil zum Reiben herhalten … oder doch lieber der Erkenntnisbaum? Oder Stammbaum mit Stammtischdiskussion live.

Geschicktes und Geschick, woraus bei Annahme Geschicklichkeit resultiert, sofern man Geschicktes annimmt und daraus das erwirkte Salz kristallisiert. Und in jedem hölzernen Türrahmen sind Atome von Yigdrasil, vom Erkenntnisbaum, Morgane, Avalon, das komplette Abendland ist hier und jetzt. Auf hölzernen "Stühlen" müssen Ärsche ertragen werden …

Ah

 

Anbei noch ein Paar zufällig passende Verse des Dichters Nicolaus Lenau:

 

Ein offner Wald am Straßensaum,

Ist dein Gedicht, du mußts ertragen,

Reibt sich an seinem schönsten Baum

Ein Schwein mit grunzendem Behagen.



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Kommentare zu diesem Text


 DanceWith1Life (07.06.24, 15:46)
das ist so ein Text, der sich an den Moment des Erkennens anschleichen will, also ich nenn das so. Man beobachtet sich, seine Gewohnheiten, seine Schlussfolgerungen, wahrscheinlich um eine längst überfällige Entscheidung zu erneuern.
Wie schon erwähnt habe ich Norbu auf einem Retreat in Italien persönlich getroffen, ein beeindruckender Mann.
wie sagen das die Jedi, lach, möge die Musik mit dir sein.

 LotharAtzert meinte dazu am 07.06.24 um 15:53:
Ach, da kannst du mal sehen: ich hab als Neptunier schon wieder einen Bombeneinschlag erwartet und jetzt das.
Danke für die Möglichkeit der Entspannung.

 Teichhüpfer (07.06.24, 18:16)
Das Geheimnis vom THC ist, daß Du bei dem Genuß in das Gegenteil von dem, was Du willst, fällst. Mit der richtigen Einstellung, ist dir ein gutes Gelingen gewünscht, oder versuch es mit der Rückenbürste.

Kommentar geändert am 07.06.2024 um 18:16 Uhr

 LotharAtzert antwortete darauf am 07.06.24 um 22:54:
Das ist wieder mal sehr klug bemerkt. Mein Problem dabei ist, daß ich im zuletzt geschriebenen Satz, drei neu Sätze sehe und manchmal den unpassendsten aufgreife und den Faden verliere. Aber das ist eher ein Luxusproblem. Schlimmer wäre, wenn einem nichts mehr einfiele.
Vielen Dank.

Ich hab gar keine Rückenbürste. :(

 Teichhüpfer schrieb daraufhin am 08.06.24 um 00:21:
Du ein ganz besonderer Mann, den ich hoch schätze.

 LotharAtzert äußerte darauf am 08.06.24 um 09:00:
<3 :)

 AchterZwerg (07.06.24, 18:40)
Die geheime Botschaft ist vollständig, wir stechen in Seh.
Ein herrlicher Satz, Liebwerter.

Wie auch der vollständige Text aus meiner Sicht keinen Anlass zum Mäkeln gibt. :)

Schöne Grüße
der8.Zwerch

 LotharAtzert ergänzte dazu am 07.06.24 um 23:00:
Naja, ein paar Wackler sind noch drin, aber das ist dann die künsterische Freiheit.

Dankesgrüße vom Niddaufer
der fliegende Hesse

 Graeculus (07.06.24, 20:33)
So, der Rücken steht für das Unterbewußte. Zumindest als Metapher leuchtet das ein: er ist das, was nicht ohne weiteres gesehen werden kann.
Wäre dafür nicht auch das Körperinnere ganz passend? Meine Leber - die Arme! - kann ich nichtmal im Spiegel sehen.

(Mir fällt gerade ein, was Selenskj nach Beginn des russischen Angriffs sagte: "Sie werden nicht unsere Rücken sehen, sondern unsere Augen.")

Zu dem Vergleich mit Cannabis kann ich mangels Erfahrung nichts sagen, aber das Rückenreiben tut schon gut - es hält nur nicht lange an. Dazu bräuchte es wohl eine Schultertransplantation.

Das Gedicht von Nikolaus Lenau ist sehr schön!

Und jetzt schaue ich mal, was mein Lieblingsfußballgrieche macht. Ich hoffe, Du weißt, wen ich meine.

 LotharAtzert meinte dazu am 07.06.24 um 23:25:
Den Namen deines Lieblingsfußballgriechen kannte ich nicht, bis er fast ein Tor schoß, wonach er dann verletzt ausschied - schade, aber du weißt ja: Lebbe geht weider.

Gibts nicht den Spruch "Ein schöner Rücken kann auch entzücken"? fällt mir gerade ein - und daß Krebse rückwärts gehen. Auch Planeten werden als rückläufig bezeichnet, was mit der Ekliptikschiefe zusammenhängt. Bein Pluto war das eine Katastrophe, ewig auf meiner Sonne im Steinbock. Na gut.
Wäre dafür nicht auch das Körperinnere ganz passend? Meine Leber - die Arme! - kann ich nichtmal im Spiegel sehen.
Für eine Jungfrau wäre das vielleicht passend ... die Darmperistaltik ...

Ja das Cannabis - habs beim Teichhüpfer grad gesagt: es verführt einen subjektiv zu gewagten Entwürfen und da spüre ich inzwischen schon den Atem von Regina, die das Durcheinander bemäkelt.

Man kann dann auch noch einen ehemaligen Bundespräsidenten zitieren: "Ein Ruck muß durch Deutschland gehen". Recht hat er!

 Mondscheinsonate (07.06.24, 22:59)
Mein Arzt sagte:"Probleme liegen im Rücken. Sie (Schmerzen) fallen ab, wenn sie das Problem lösen."


Kommentar geändert am 07.06.2024 um 23:01 Uhr

 LotharAtzert meinte dazu am 07.06.24 um 23:41:
Das ist wohl wahr. Rückenschmerzen sind inzwischen eine Volkskrankheit, hab ich gehört. Da ist das äußere Problem hauptsächlich der Mangel an Bewegung. Ich bin da auch nicht ganz frei von. Innerlich ist es ein Desinteresse an der Umgebung: das ganze Rhein-Main Gebiet ist zersiedelt, bzw. wird industriell genutzt. Zu Fuß kommt man an keine schönen Plätze mehr, wo man allein sein kann. Und dann die Lautstärke, die Leut können sich ja nur noch zubrüllen.
Überspitzt gesagt: für den kleinen Stadtwald hier kommen auf jeden Baum zwei Hunde mit Herrchen und Dämchen. :ninja:

 Mondscheinsonate meinte dazu am 08.06.24 um 09:05:
Es stimmt. Die kaputten Bandscheiben bleiben, aber es kommt wirklich darauf an, wann ich Schmerzen habe, nämlich, wenn es mir nicht gut geht.

 Graeculus meinte dazu am 08.06.24 um 15:08:
Der Zusammenhang, in dem Schmerz sich stärker bemerkbar macht, obgleich das dahinterstehende Problem dauerhaft besteht, diese Frage war es, die mich zu meinem Text angeregt hat.

Die Verspannung in der Schulter habe ich, weil ich 1. als Linkshänder mit der rechten Hand schreiben mußte, was eine verkrampfte Schreibhaltung hervorgebracht hat, und 2. viel mit der Hand schreibe.
Und jetzt hat sich dieser Schmerz mit einem Türrahmen verbündet.

 LotharAtzert meinte dazu am 08.06.24 um 15:17:
Ja, da kann ich auch ein Lied von singen.
Jeder wird tagein tagaus mit der eigenen und der kollektiven Vergangenheit konfrontiert - und kann nur von da aus die gegenwärtige Welt begreifen.
Ob es ein Allheilmittel gibt, weiß ich nicht, aber daß "sich des Seins bewußt sein" auf jedenfall starke Heilkraft hat.
In diesem Sinne.

 LotharAtzert meinte dazu am 08.06.24 um 15:31:
Verspannung in der Schulter - wie hieß dieser Typ, der gleich das ganze Atlasgebirge auf die Schultern genommen hat nochmal? 
Die Verspannung in der Schulter habe ich, weil ich 1. als Linkshänder mit der rechten Hand schreiben mußte, was eine verkrampfte Schreibhaltung hervorgebracht hat, und 2. viel mit der Hand schreibe.
Das ist aber eine merkwürdige Begründung. Auch ich habe als Linkshänder mit rechts schreiben müssen, aber daß ich mir deswegen den Rücken am Türrahmen riebe ... na gut ...

 Graeculus meinte dazu am 08.06.24 um 16:16:
Der nächste Schritt war der, daß meine Handschrift als schlecht eingestuft wurde (klar, falsche Hand); es gab damals dafür ja noch eine Note. Also mußte ich mich noch mehr anstrengen usw. Plus: Ich habe immer viel mit der Hand geschrieben. Resultat: Dauerverkrampfung.

Ob Du Dir deswegen am Türrahmen Erleichterung verschaffst ... Nebbich! Aber ob Du eine Verspannung in der Schulter hast, das täte mich interessieren.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 08.06.24 um 16:28:
Kriegt nicht jeder eine Verspannung in der Schulter, wenn er/sie/div viel schreibt. Ich mach das schon den ganzen Tag und mir tut auch alles weh. 
Rückenschmerzen ist - dagegen - AUCH psychisch - zu achten sei, WANN die Schmerzen genau auftreten.

 LotharAtzert meinte dazu am 08.06.24 um 19:22:
Ihr müsst doch nicht alle 640 Muskeln zum Schreiben  anspannen. (Ich stell' mir das grad vor  :kissing: )

Vom Gitarrenspiel kenn ich das - aber nach einer halben Stunde Pause ist  wieder alles locker. Ökonomie auch beim Bewegen empfehl ich. Entspannung für nicht involvierte Muskeln. ...
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