Auf dem Postamt

Anekdote zum Thema Verletzlichkeit

von  GastIltis

Neulich war ich bei der Post. Einen Brief aufgeben, Format DIN A 4, Geschäftspost, genau genommen ein Vereinsbrief. Kostet einen € fünfundvierzig. Hatte aber nur zwei 62 Cent-Marken. War noch ein anderer Tarif.

Apropos Tarif: kommt aus dem Arabischen taʿrifa, hat demnach Migrationshintergrund.
 
Habe ich also trotzdem aufgeklebt und bin dann hin. Lange Schlange, Weihnachtspakete und so.
Als ich dran war, meinte die Beamtin: „21 Cent“. Richtig, stimmte mit meinen umfangreichen Berechnungen überein. Hatte ich in der Hosentasche.
„Gut“, sagte sie.
„Und die Briefmarke?“ fragte ich. „Gibt es nicht mehr, dafür habe ich den Streifen aufgeklebt.“

Nun stand ich noch eine Weile unschlüssig da und sah sie an.

„Ist noch was?“ fragte sie nun ihrerseits. „Ja“, sagte ich etwas zögernd, „vermitteln sie eigentlich auch Brieftauben?“
Erst einmal Staunen. „Und wenn ja, wohin?“
Am Nebenschalter, jedenfalls war mir so, griff eine Angestellte zum Telefonhörer.
Aber die Dame bei mir meinte dann ganz langsam und deutlich:
(Die Schlange hinter mir war schon unruhig geworden.)

„Nein, wir vermitteln hier keine Brieftauben.“

„Und Friedenstauben“, schob ich nach, „es gibt da nämlich in einem Forum mit Namen KV einen erheblichen Be …“

Was danach geschah, weiß ich nicht. Ich liege jetzt jedenfalls hier im Klinikum Dietrich Bonhoeffer auf der Station C3 und werde einigermaßen gut versorgt.


Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: IngeWrobel, Sätzer, Oggy, Moja, franky, Jorge, Stelzie, tulpenrot, Reliwette, TassoTuwas, EkkehartMittelberg, Willibald, AZU20.
Die Dankschreiben sind unterwegs.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Jorge (17.12.18)
Hier in España kann man auf der Post (correos) länger solche Spässe machen ohne gleich im hospital zu landen.
Ein Grund mehr für dich über deine Zukunft nachzudenken, wenn du wieder genesen bist.
saludos
Jorge

 GastIltis meinte dazu am 17.12.18:
Hallo Jorge, ein Freund wollte mich vor etwa zehn Jahren mit auf den Jakobsweg nehmen. Ich habe abgewehrt: nicht katholisch, außerdem grade am Leistenbruch operiert usw. Ach, sagte er, Leistenbruch hab ich schon 30 Jahre, kein Problem. Ist er (übrigens Marathonläufer) allein los. Vier Monate später, kleinlaut, er hat nur 600 km geschafft. Leistenbruch-OP. In Spanien. Konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen.
Danke für die Zeilen. LG von Gil.
PS: er hat es ein Jahr darauf geschafft.

 princess (17.12.18)
Lieber Gil,

Station C3? Nicht H11? Da hast du ja fast noch mal Glück gehabt.

Mit gurrenden Grüßen
dein Friedenstäubchen p.
:-)

 GastIltis antwortete darauf am 17.12.18:
Liebe Ira, ich schließe Verwechselungen nicht aus. Demnächst bekomme ich Zimmerfreigang.
Melde mich dann (wahrscheinlich). Danke + viele liebe Grüße von Gil.
Stelzie (55)
(17.12.18)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 GastIltis schrieb daraufhin am 17.12.18:
Liebe Kerstin, du hast die Ernsthaftigkeit meiner Bemühungen samt Folgen erfasst. Danke für die Wünsche. Tauben haben mich immer schon sehr interessiert. Dein Tipp könnte Gold wert sein. Liebe Grüße von Gil.
Piroschka (55)
(17.12.18)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 GastIltis äußerte darauf am 17.12.18:
Liebe Petra, mit dem Kasper, das könnte schaden. Mein Zustand verbietet mir zu lachen, wegen der Schmerzen. Ansonsten hoffe ich auf innere Einsichten für alles Mögliche. Liebe Grüße von Gil.
fdöobsah (54)
(17.12.18)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 GastIltis ergänzte dazu am 17.12.18:
Hallo Fdö, nett, dass du dich meldest. Warst lange nicht zu Gast. Gut, das mit dem Stempel erledigt die Dame rollend, und die Adresse liegt in einem anderen Land, müsste ich jetzt nachdenken. Kommt nicht zurück. Nein, geht an ein Gericht. Kann man nicht nachlässig mit umgehen.
Stimmt, ist ein trauriger Text, also das Gegenteil von komisch. Hast du zielsicher erkannt. Bist doch ein liebenswerter Junge. Wieviel Kinder hast du eigentlich?

 plotzn (17.12.18)
Servus Gil,

Ironie wird nicht überall verstanden und heiter aufgenommen...

Was mich noch interessieren würde: Hast Du für den Transport zum Krankenhaus Sperrgutzuschlag zahlen müssen?

Liebe Grüße,
Stefan

 GastIltis meinte dazu am 17.12.18:
Hallo Stefan, du meinst, weil der Text so sperrig ist? Den habe ich doch hernach (gutes Wort) geschrieben, d.h. diktiert, oder dachtest du an die Schreibmaschine mit Selbstauslöser? Denk daran, was ich für einen Jahrgang vertrete; du gehörst zu den Eingweihten (nicht Eingeweiden). Egal. Danke und LG von Gil.

 EkkehartMittelberg (17.12.18)
Hallo Gil. nach dem Vorgeplänkel kommt die Friedenstaube wie Phönix aus der Asche. Ich mag solche Überraschungen.
Ich wünsche dir rasche Genesung und lass weiter mit deinem Witz Tauben oder Drachen steigen.
Herzliche Grüße
Ekki

 GastIltis meinte dazu am 17.12.18:
Lieber Ekki, um den Text einzusetzen, bin ich um vier aufgestanden. Gut, Drachen wären auch eine Variante:
Als sich der Drache Fafnir kühn
mit Feuerschnauben, Funkensprühn,
dem Helden Siegfried stellte,
bis dessen Schwert ihn fällte,
um ihm das Sein zu rauben,
da fiel er ab vom Schnauben.
OK, danke, das reicht. LG von Gil.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.12.18:
Merci, Gil, wusste ich doch, dass du auch zu diesem Tierchen ein schönes Pläsierchen findest.

 Habakuk (17.12.18)
Aus vorweihnachtlichen Pietätsgründen versuche ich mein Urteil moderat ausfallen zu lassen. Das scheint mir eher was für Karneval zu sein.

Gruß
H.

 GastIltis meinte dazu am 17.12.18:
Hallo hbq, als Prophet solltest du wissen, dass die von dir genannte Vokabel Karneval hierzulande unbekannt ist. Punkt eins! Dann Pietät: leider bin ich heute (!) in Kenntnis gesetzt worden, dass ein ehemaliger guter Kollege verstorben ist, der mich zwanzig Jahre vor der Wende für eine Tätigkeit geworben hat (in der Wirtschaft), aus der mich erst ein Genosse Direktor 1991 fristlos entlassen hat. Das obige Gespräch fand übrigens im Theater-Cafe Greifswald statt, wo ich später meine Frau kennen lernte. So spielt manchmal das Leben. (Andere Liga?). LG von Gil.

 TassoTuwas (17.12.18)
Hallo Gil, freut mich echt für dich, dass du so viel Glück hattest!Die Standard-Vorgehensweise eines Staatsdieners gegen despektierlichem Verhalten sieht nämlich den Abtransport des Übeltäters in einer Jacke mit überlangen Ärmeln vor, die auf dem Rücken verknotet werden.
Ach so, "Gute Besserung" wünscht TT

 GastIltis meinte dazu am 17.12.18:
Hallo Tasso, danke für die Zeilen. Und die Wünsche. Du weißt, es kann uns alle treffen. Oft sogar die Falschen. Also wieder uns. Ich hoffe, dass bald ein paar von den Richtigen, also die Guten, z.B. Lotta, hier wieder eintrudeln. Du hast doch verschiedene Drähte oder so? LG von Gil.

 TassoTuwas meinte dazu am 11.01.19:
Lotta ist mir lieb und auch teuer. Hat mich schon unzählige Packungen Tempos gekostet!

 GastIltis meinte dazu am 11.01.19:
Unter uns, für Lotta hole ich sogar die letzten mit Monogramm handgestickten, die ich zur Konfirmation bekommen habe, aus dem Schrank. Wir kommen mit dem Waschen nicht nach.

 AZU20 (17.12.18)
In Deutschland zu scherzen kann schlimm enden. Gute Besserung. LG

 GastIltis meinte dazu am 18.12.18:
Danke Armin, nur wer aus Versehen mit Millionen um sich wirft, ist aus dem Schneider. Bezieht sich jetzt nicht auf eine Einzelperson. LG von Gil.
Sätzer (77) meinte dazu am 19.12.18:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 GastIltis meinte dazu am 19.12.18:
Hallo Uwe, danke. Fast hätte ich dich hier übersehen. LG von Gil.
Sätzer (77) meinte dazu am 19.12.18:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Oggy (19.12.18)
Etliche Staatsdiener sind für Humor einfach zu taub (kv-Mitglieder freilich ausgenommen)!
;)
LG,
Oggy

 GastIltis meinte dazu am 19.12.18:
Danke Oggy, die Frage ist, ob man noch StaatsDIENER sagen darf, ohne jemand zu diskriminieren, der einen Job ausübt, um uns als Bürger von Nutzen zu sein. Und sie als taub zu bezeichnen, ist fast schon lebensgefährlich. Wenn du zu einem Polizisten während einer Verkehrskontrolle etwas Dialekt-verzerrt Saubär sagst, kostet das einen Tausender. Also, dein Beitrag kostet ca. zweitausend zugunsten von sagen wir mal, KV. Danke und sei gegrüßt von Gil.

 Dieter_Rotmund (10.10.19)
einen € fünfundvierzig -> 1,45 Euro

 GastIltis meinte dazu am 14.10.19:
Hallo Dieter, stimmt! Eins, Komma, fünfundvierzig Euro. Zumindest hätte ich den Euro ausschreiben müssen. Aber was soll es. Weißt du, was mich an der Schreibweise so stört? Dass man anders schreibt als man spricht. Kein Mensch sagt: „Die Briefmarke kostet Eins Komma fünfundvierzig Euro.“
Ähnlich ist es mit dem für mich gescheiterten Versuch, das Datum wie folgt zu schreiben: 2019-10-14 oder gar 20191014 nach ISO 8601, was völlig unsinnig ist und in Texten den Lesefluss total zerstört. Dass man Teile in Lesebeiträgen rückwärts lesen soll, widerspricht jeglicher Normalität und hat aus meiner Sicht weder etwas mit der Globalisierung noch mit dem Sinn eines einheitlichen Verständnisses von Zahlensystemen zu tun. Aber 1,45 € sind ja eh nicht mehr aktuell. Ich muss jetzt übrigens los. Meine Enkel haben ihre Hausschuhe vergessen; und meine Frau hat das schon bezahlte Päckchen einfach (noch leer) in den Müll geworfen. Tschüs, bis bald. Gil.

 Reliwette meinte dazu am 28.02.20:
Oooch, das Datum ist egal. Muss schon lange her seim. Die bei der Tankstelle beschäftigten Ersatzpostwesen sind keine Kräfte im Beamtenverhältnis. Die letzten Beamten bei der Post hat man frühzeitig pensioniert und teilweiese als Hilfskräfte wieder eingestellt. Die Bundesbahn - jetzt Deutsche Bahn - hat diese Taktik auch angewendet. Wir Postkunden haben uns längst an die langen Schlangen gewöhnt. Das haben wir von der ehemaligen DDR übernommen - wie auch das grüne Männchen für Rechtsabbieger.

 GastIltis meinte dazu am 28.02.20:
Hallo Reli,
alter Kunstmeister, danke für die Zeilen und die Empfehlung. Apropos Schlangen: Unsere Postfiliale befindet sich bei Kaufland, also einem Riesenladen, und die längsten Schlangen stehen eigentlich dort, wo man entweder Zigaretten kaufen oder sein Geld in Lottogewinne investieren kann. Alles nichts für mich! Bei uns hieß die Bahn noch Reichsbahn, eine (un-)glückliche Erinnerung an Zeiten, in denen Menschen noch in Viehwaggons ohne Rückfahrschein transportiert worden sind. Zu den grünen Männchen für Rechtsabbieger, vielleicht sollte man sie mit leichten Brauntönen übertünchen oder ganz schwärzen. Ansonsten in die Mitte der Ampelmasten versetzen. Genau, die Mitte, wohin sonst. Weg von Putin und Maduro, hin zu Trump und Bolsonaro. Mehr Freiheit!
Danke und sei nicht böse. LG von Gil.

 Reliwette meinte dazu am 28.02.20:
Nun ja, sind alle drei böse Finger. Das geht wie im Sandkasten zu:
bei Dreien ist immer einer Gegenstand der Häme. Trump will den Deutschen den Nordstream kappen. Der soll mal lieber sein Fracking kappen.. Aber der neue Virus wird vorerst für neue Aufregung sorgen. Ab sofort keine Großverunstaltungen mehr!.
So klein wie er ist, der Virus. Er kann die Weltwirtschaft lahmlegen.
Ich bin Dir nicht böse! Weshalb? Gruß! Hartmut

 DanceWith1Life (28.02.20)
Eigentlich wollte ich jetzt einen kommerntar schreibern( Tippfehler der mir an dieser Stelle besser gefällt als das üblicherweise verwendete Wort, hüstel), aber es ist ja eigentlich alles gesagt, ich les es trotzdem nochmal.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram