des trostes bedürftig

Kurzgedicht zum Thema Verletzlichkeit

von  monalisa

zu euch geflüchtet
traf ich in meinem schmerz
nur leere gesichter
in vollgestopften räumen an

schultern marmorglatt kalt
und hände zu fäusten geballt
hilflos – unfähig zu streicheln
sich zärtlich berühren zu lassen

unter vielerlei krempel
ein flüstern – der worte beraubt
ein raunen und ringen nach luft


Anmerkung von monalisa:

Der ursprüngliche Titel 'asylantin' hat ganz zu recht für irritationen gesorgt, ich habe ihn nun ersetzt.

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Kommentare zu diesem Text

Gerhard-W. (78)
(06.01.15)
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AbrakadabrA (45) meinte dazu am 06.01.15:
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 monalisa antwortete darauf am 06.01.15:
Fürs Erste, danke, Gerhard :). Vielleicht liest du im Folgenden noch mit. Da versuche ich ein bisschenzu erklären ...

Liebe Grüße,
mona

@ AbrakadabrA
ich weiß, ich weiß - politisch unkorrekt!
Darum gings mir überhaupt nicht, mir gings schlicht um eine Frau, die Zuflucht sucht, Annahme und Trost.



@ all
O je – da habe ich diesmal wohl ziemlich daneben gegriffen. Ich hatte bei der Titelwahl gleich ein ungutes Gefühl, war aber wie vernagelt, und es viel mir nichts Besseres ein, problematisch – besonders auch wegen der aktuellen Situation (die Pegida betreffend) in der Bundesrepublik, von der ich hier in Österreich ja ein gutes Stück entfernt bin.
Mir ging es um die menschliche Dimension, die Von-Mensch-zu-Mensch-Situation. Das wirkt sich natürlich auch gesellschaftlich und politisch aus, steht aber nicht im Brennpunkt meines Interesses. Vielleicht reicht es schon, den unglücklich gewählten Titel durch die Zeile:

'des trostes bedürftig'

zu ersetzen, um den Blick zu weiten (oder zum Einzelschicksal hin zu verengen) und so den Schmerz und die Hilflosigkeit (auf beiden Seiten) zu betonen.

Ich hoffe, dass ich es heute noch schaffe, auf all eure Beiträge noch detailliert einzugehen.

Also dann, liebe Grüße einstweilen,
mona
AbrakadabrA (45) schrieb daraufhin am 06.01.15:
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 niemand äußerte darauf am 06.01.15:
Ich habe beim Lesen gedacht: Mit einem anderen Titel könnte man dieses Gedicht auf Vielerlei münzen, denn jeder könnte das Bedürfnis verspüren sich irgendwann im Leben nach irgendwo, oder zu irgendjemandem flüchten zu wollen/müssen und schon wäre es ein breit gefächertes Werk. Dann dachte ich jedoch: Wenn sie einen solchen Titel wählte, dann wird sie es auch dementsprechend gemeint haben. Was ein Titel wie dieser ausmacht.
LG niemand
AbrakadabrA (45) ergänzte dazu am 06.01.15:
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 monalisa meinte dazu am 06.01.15:
o.k. Danke, euch beiden :), dass ihr mich vom Glatteis geholt und vor einer totalen Bruchlandung bewahrt habt!

 Irma meinte dazu am 06.01.15:
Wenn man auf das "-ant/-in" verzichtet, das auf Zeit und Person einengt, dann wäre für mich auch der alte Titel denkbar: "Asyl". Zuflucht und etwas menschliche Wärme suchten schon Maria und Josef. LG Irma

 monalisa meinte dazu am 06.01.15:
Danke Irma :), ja vielleicht sollte ich meinem ersten Impuls folgen und in 'Nachtasyl' umbenennen. Dann wäre es, denke ich, noch ein wenig deutlicher. Was meinst du?

Liebe Grüße,
mona

 EkkehartMittelberg (06.01.15)
Wo hat die Sprachlosigkeit dieser Gesellschaft ihre Ursache, in der sich fast alle verletzt fühlen?

Liebe Grüße
Ekki

 monalisa meinte dazu am 06.01.15:
Lieber Ekki, deinem Kommentar entnehme ich, dass du mir trotz aller Irritationen, die von dem unglücklich gewählten Titel ausgingen, auf der Spur geblieben bist. Um Verletztheit und Verletzlichkeit und wie damit umgegangen oder ausgewichen wird.

Vielen Dank für deinen Kommi,
liebe Grüße
mona
Tregan (27)
(06.01.15)
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 monalisa meinte dazu am 06.01.15:
Hallo Tregan, wie du vielleicht oben schon mitgelesen hast, ging es mir in erster Linie um eine Frau, die 'Zuflucht sucht', das kann natürlich auch eine Flüchtlingsfrau sein ... muss aber nicht.

Vielen Dank, dass du dir Gedanken gemacht und hier mitgeteilt hast. Auf die Bedingungen in Deutschland oder in irgend einem anderen Land wollte ich nicht direkt anspielen. Vielleicht liest es sich mit neuer Überschrift ganz anders. Das hoffe ich mal!

Liebe Grüße,
mona

 Regina (06.01.15)
Im Lager hat die Flucht noch kein Ende gefunden. Es ist ein Zwischenzustand. Aber gäbe es ausschließlich geballte Fäuste, wäre das ein Grund weiterzufliehen. Die Menschen hier sind im Übrigen auch untereinander nicht über die Maßen gastfreundlich, aber auch nicht mehrheitlich Pegida. Zärtlichkeit hat keine Priorität, sondern handfeste Hilfe: eine Wohnung, eine Arbeit, ärztliche Betreuung, eine lebbare Situation. Aber ganz so einfach ist das aus vielerlei Gründen nicht, eine Normalität herzustellen. Dennoch gibt es in Deutschland außer der Grundsicherung für legal im Land Lebende über 200 verschiedene Sozialleistungen, da kann, glaube ich, keiner meckern.
(Kommentar korrigiert am 06.01.2015)

 monalisa meinte dazu am 06.01.15:
Liebe Regina,
in deiner Lesart, die vom Titel 'Asylantin' (der von mir viel abstrakter gemeint war) ja heraufbeschworen wird, kann ich dir nur recht geben. Vielleicht gibt es aber unter anderer Prämisse auch für dich eine andere Lesart, das hoffe ich wenigstens :).

Liebe Grüße,
mona

 niemand (06.01.15)
Der Kommentar von Regina trifft es gut. Das Gedicht als Gedicht ist gut gemacht, aber auch nur das. Mir gefällt dieses unterschwellige "böse, böse, herzlose Bundesrepublikaner" absolut nicht und genau dies lese ich zwischen den Zeilen eines von der Machart durchaus poetischen Gedichtes. Schreibende, oder Dichter klemmen sich gerne an aktuelle Themen, werden ihnen (besonders bei dieser Thematik) nicht gerecht. Tut mir leid das sagen zu müssen, aber so ist es. Das Gedicht heischt danach den Dichtenden ins rechte Gutmensch-Licht zu setzen, mehr nicht. LG niemand

 monalisa meinte dazu am 06.01.15:
Liebe Irene,
du hast ja oben schon gelesen und kommentiert:).
Ich danke dir herzlich für deine direkten und offenen Worte hier. Wo du recht hast, hast du recht.

Liebe Grüße nochmal,
mona
holzköpfchen (31)
(06.01.15)
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 monalisa meinte dazu am 06.01.15:
Ja, ja, Holzköpfchen, ganz recht, wenn man es wörtlich nimmt, mutet es ziemlich seltsam an. ich hoffe, nun passt es besser!

Danke dir und liebe Grüße,
mona

 GastIltis (10.02.22, 17:08)
Man kann im eigenen Land suchen und Hohn finden.
LG von Gil.

 monalisa meinte dazu am 10.02.22 um 20:55:
Ja, das ist wohl wahr, leider!

Danke für Kommi und Empfehlung :) !

Liebe Grüße
mona
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