KOPFZERBRECHEN

Gedicht zum Thema Kunst/ Künstler/ Kitsch

von  harzgebirgler

Ein “Nagelkopf“, so kann man sagen,
ist da, um auf ihn drauf zu schlagen
mit festen Schlägen, gut gezielten,
von derben Hämmern, holzgestielten.
Dann dringt des Nagels spitzes Ende
zum Beispiel ein in Holz und Wände
und bietet bunten Bildern Halt -
schon wirkt ein Raum mehr warm als kalt.
Der Kopf des Nagels ist meist klein -
mitunter kann das schmerzhaft sein:
Trifft man ihn nicht, haut voll vorbei,
ist mancher Daumen blau und Brei!

“Nagel“ und “Kopf“, innig vereint,
sind das, was die Grammatik meint
mit dem Begriff “Kompositum“.
Ein Bildhauer, bestimmt nicht dumm,
der diese “Worthochzeit“ bedachte
und sich seine Gedanken machte
über den Sprachbildungsprozeß,
schlug in ´nen Eisenkopf ganz keß
allerhand Riesennägel ein -
das durfte jetzt ein Kunstwerk sein:
Es läßt uns eindrucksvoll besehen,
wie - plastisch - Einheiten entstehen.

Der “Nagelkopf“ aus Kriesters Sicht
steht hier in Goslar ziemlich dicht
am Rathaus, was ja nichts besagt,
obwohl man sich natürlich fragt:
Warum steht das Objekt grad dort
und nicht an einem and´ren Ort?!
Denn der Kontrast ist schon enorm
zum alten Bau, zur alten Form.
Auf jeden Fall bringt es ins Grübeln -
man kann ihm das auch nicht verübeln,
das soll es ja vielleicht sogar,
denn eins ist sicher sonnenklar:

Was einen Künstler dazu bringt
(dem das recht ausdrucksstark gelingt),
so´n Turmschädel zu modellieren
und ihn mit Nägeln zu “verzieren“,
die er quer durch “die Rübe“ rammt,
so daß man bei sich denkt: Verdammt,
die Phantasie ist echt bizarr,
die hier brachial am Werke war!,
das muß schon ziemlich triftig sein,
leuchtet´s auch nicht auf Anhieb ein:
Man kriegt halt einen Denkanstoß
und kommt von Vorurteilen los.

Die haarsträubende Kopfattacke
ist keine bloße Künstlermacke.
Sie will Ästheten wohl nicht kränken,
sondern den Blick nur darauf lenken,
daß Altbekanntes Rätsel birgt,
sowie´s im Kunstwerk auf uns wirkt.
Das Werk stellt ein Zerbrechen dar,
welches noch niemals schädlich war,
wenn es sich auf den Kopf bezieht
und man das Nachdenken nicht flieht
wie darüber, was diese Welt
“im Innersten zusammenhält“.

Die Frage ist so alt wie wir,
weil das vernunftbegabte Tier,
der Mensch, oft nach dem Ursprung strebt
und wohl auch oft nur deshalb lebt,
um jene Gründe zu erfragen,
die ihn in seinem Wesen tragen.
Das Denken sitzt im Kopf, im Hirn,
geborgen hinter einer Stirn,
die sich schon mal in Falten legt,
wenn eine Sache es bewegt,
die reichlich Kopfzerbrechen macht,
so daß es im “Gebälk“ fast kracht.

“Vernagelt“ nennt man deshalb Köpfe
recht naseweiser tumber Tröpfe,
die immer glauben, klug zu sein,
ist ihr Verstand auch klitzeklein.
Zugleich kann “Kopfzerbrechen“ meinen:
Des Kopfes Herrschaft zu verneinen,
Abstand gewinnen vom Kalkül
zugunsten von mehr Herz, Gefühl,
damit der Zauber dieser Welt
der Zahl nicht ganz zum Opfer fällt.
Denn Denken, das von Herzen kommt,
ist An-Dacht, die dem Menschen frommt.

http://www.harzlife.info/jpg2/goslarer-nagelkopf.jpg

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Kommentare zu diesem Text


 Oggy (07.02.19)
Es ist ein guter Nagelsmann,
der sie mit Köpfen schlagen kann.

LG,
Oggy

 harzgebirgler meinte dazu am 07.02.19:
wer nägel nie trifft auf den kopf
ist kann man sagen echt ein tropf
wer aber sie mit köpfen macht
handelt beherzt sowie bedacht.

herzliche dankesgrüße
harzgebirgler
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