Er lag auf einer blumenübersäten Wiese im Schatten einer knorrigen Eiche, deren Wurzeln tief in das Erdreich ragen, und sah den torkelnden Schmetterlingen zu. Er hatte die oberen Knöpfe seines Hemdes geöffnet und lächelte gedankenlos in den blauen Himmel. Seine junge und wohlgestaltete, erst kürzlich ihm angetraute Frau brachte ihm einen selbstgeflochtenen Kranz Gänseblümchen, die sie ihm mit einer gespielt ehrfürchtigen Miene um die Stirn drapierte. Ihr seidiges blondes Haar schimmerte unter den gelben Himmelsstrahlen. Sie legte sich neben ihn auf die ausgebreitete Decke und umhalste ihn stürmisch verliebt. Er strich ihr übers Haar. Manchmal bedauerte er, dass sie kinderlos bleiben würden. Sein Arzt hatte seinem Samen Unfruchtbarkeit attestiert. Vielleicht würden sie ein Kind adoptieren oder zwei. Er hatte Beziehungen. In Gedanken versunken küsste er sie und mahnte zum Aufbruch.
„Es ist schon spät, Liebes.“, und sie gingen nach Hause über die Felder und Wiesen, den Vesperkorb unterm Arm und gegenseitig untergehakt.
Während sie das Abendbrot zubereitete, saß er im Wohnzimmer und las die Zeitung vom Vortag. Es war Sonntag. Morgen musste er wieder zur Arbeit.
„Du wolltest doch noch ein Telefonat führen, Schatz. Hast Du das vergessen? Ich sollte dich doch erinnern.“, rief sie aus der Küche, während sie Butter in der Pfanne zergehen ließ und Eier zerschlug.
„Ach, stimmt. Gut, dass Du mich erinnerst. Im Lager ist nämlich das Gas ausgegangen. Die Leute arbeiten einfach zu schnell, man kommt kaum hinterher. Du weißt ja, wie übereifrig die immer sind. Und sonst gibt das immer so eine Sauerei.“
„Ja, Schatz.“, lächelte sie in die heiße Pfanne und strich sich eine Strähne aus der Stirn.
Mit einem kurzen Lachen erhob er sich, ging in den Flur, wo das Telefon an der Wand hing, sah kurz in der Liste nach, die dort platziert war und nahm den Hörer zur Hand. Er wählte die Nummer. „Heil Hitler!“, meldete es sich am anderen Ende.