„Scheiße.“, fluchte Carolin. Ihr wollte die Frisur nicht gelingen, auf der Packung stand dass man die Farbe nur gut fünf Minuten ins nasse Haar einmassieren muss. Sie fand dass sie aussah wie ein Punk auf Turkey. Sie sah auf die Uhr, es war halb acht. In einer halben Stunde wollte ihre Freundin Andrea hier sein, dann wollten sie ins Road Stop essen gehen. Anschließend wollten sie sich den Michael Meyers Film im Fernsehen ansehen. An der Tür klingelte es. Carolin wickelte sich ein Handtuch um den Kopf und öffnete.
„Hi und hast du schon Hunger?“, rief ihr eine grüne Alienfratze entgegen.
„Komm rein du verrücktes Huhn, ich bin gleich soweit.“
„Heute Abend werden wir richtig schön essen gehen. Ich freue mich schon besonders auf unseren Gruselabend. Falls nach dem Meyers Film nichts vernünftiges mehr kommt, habe ich vorsichtshalber ein paar Filme aus der Videothek ausgeliehen.“, sagte Andrea.
Carolin nahm ihr die Filme aus der Hand, The Saw 1- 6, Hostel und Scream 1 bis 3 waren ihre Titel. Scream fand Carolin gar nicht mal schlecht, der Film hatte was, aber bei den anderen handelte es sich um pures Gemetzel.
Das war typisch, Andrea war taktlos, erst vor zwei Wochen hatte Carolin mit Hubert Schluss gemacht, weil sie ihn mit einer anderen im Bett erwischt hatte. Diese Drecksau, sie hatten zwar nicht zusammen gewohnt, weil Carolin ihren Freiraum brauchte, sie konnte keinen Kerl gebrauchen der sei einengte, deshalb hatte sie von Anfang an klar gestellt, dass sie auf keinen Fall mit ihm zusammen ziehen wolle. Er hatte damit kein Problem gehabt, meistens hatte er jedoch trotzdem bei ihr geschlafen, weil sie eine größere Wohnung besaß. Sie arbeitete als Gerichtsdienerin und verdiente wesentlich mehr als ihr Exfreund als Kellner in einer Restaurant. An der Tür klingelte es. „Andrea machst du bitte die Tür auf und gibst den Kindern aus der Nachbarschaft ein paar Süßigkeiten aus der Keksdose, sie steht in der Küche auf der Ablage. Ich bin auch gleich fertig.“, sagte Caro.
Andrea öffnete die Tür.
„Süßes sonst gibst saures.“, sagten drei kleine Kinder. Sie hatten sich als Alien, Freddy Krüger und Michael Meyers verkleidet.
Andrea konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und sagte: „Wartet ne Sekunde ihr kleinen Monster.“
Sie konnte sich gut daran erinnern wie sie sich selbst als Kind an Halloween um die Häuser gezogen war um Süßigkeiten zu ergattern. Auf den Weg in die Küche musste sie an Caro denken. Sie tat ihr leid, dieser Mistkerl, hatte Caro einfach betrogen. Caro hatte ihn abgöttisch geliebt, sie hätte alles für ihn getan. Hoffentlich war Hubert nicht auch im Red Stuff essen. Falls er dort war, wäre der Abend gelaufen und dabei bekam sie gerade Hunger. Andrea nahm das Glas mit Bonbons vom Regal und öffnete es. Sie nahm eine Handvoll heraus und verschloss es wieder. Sie huschte über die schwarz weißen Fliesen, Caros Küche war in nussbraun gehalten.
„Hier bitte sehr ihr kleinen Ungeheuer.“
Die Kinder lachten und rannten die Straße hinunter. Ein Lächeln huschte über Andreas Gesicht als sie die Tür schloss. Andrea sah auf die Uhr es war halb acht.
„Caro bist du soweit?“; fragte Andrea.
„In Fünf Minuten Andrea.“, antwortete Carolin.
Na toll so wie Andrea ihre Freundin kannte bedeutete das, dass es noch wenigstens eine halbe Stunde dauerte, bis sie fertig war. Die Badezimmertür öffnete sich und Caro huschte in Jeans und Sweatshirt ins Schlafzimmer. Fünf Minuten später ging sie zu ihrer Freundin und sagte: „Ich bin soweit, von mir aus kann es los gehen. Und nimmst du mich so mit?“
„Hey das Outfit ist der Wahnsinn.“
„Ich hole noch schnell meine Schlüssel, dann können wir fahren.“
Sie ahnten nicht, dass ihnen ein schwarzer Mercedes mit getönten Scheiben folgte.
Das Road Stop war ein mit Holz verkleidetes Giebelhaus ein großes orangefarbenes Schild ließ einem das Lokal schon vom weiten erkennen. Drei kleine Vordächer eines der Dächer war mit Kunstrasen verziert bildeten die Vorderseite des Lokals. Im Sommer konnte man auch draußen auf der Terrasse hinter dem Haus sitzen. Im innerem gab es eine Bar aus dunkelbraunem Holz mit Barhockern. Mehrere Tische und Bänke aus demselben Holz standen an der rechten und linken Seite des Road Stops. Es gab eine kleine Tribüne, mit weiteren Sitzgelegenheiten. Bei besonderen Veranstaltungen konnten die Tische und Stühle auch einfach weggeräumt werden, damit Gäste dort tanzen konnten. Manchmal spielten sogar Rockbands wie Gnus N´ Roses oder Confusion im Road Stop. Dies war häufig am Wochenende der Fall, wenn Jugendliche kamen und etwas erleben wollten. Aus einem anderen Raum drang Live Musik zu ihnen hinüber. Es war brechend voll und es dauerte etwas, bis Carolin und Andrea einen freien Tisch gefunden hatten. Auf den Tischen standen Kürbisse, die zu einem Totenkopf ausgehöhlt waren. In ihrem Innerem stand ein Teelicht, was einen etwas schaurigen Eindruck machte. Eine Frau um die 40 kam an ihren Tisch und fragte:“Was kann ich Ihnen bringen?“
„Wir hätten gerne 2 mal das Special Halloween Büfett. Zu trinken hätte ich gerne eine Weinschorle.“, antwortete Andrea.
„Und ich ein Bier und einen Sex on the Beach.“, fügte Carolin hinzu.
Hubert saß in seinem schwarzem Mercedes und rauchte eine Zigarette. Aus dem Radio schmetterte Ronnie James DIOS Stimme ihm den Song Don´t talk to strangers entgegen. Diese Schlampe, dachte er. Warum mussten sie ausgerechnet ins Road Stuff fahren? Er sah auf die Uhr, es war neun Uhr durch. Er konnte sich noch gut an die Zeit erinnern als er noch mit Caro zusammen gewesen war. Was hatte die Frau für einen geilen Körper. Ihr Haar duftete nach Rosen und diese braunen Rehaugen, mit denen sie so zart und unschuldig aussah. Sie hatten ihn immer so niedlich angesehen. Im Bett war sie absolut einmalig gewesen. Sie stand auf BDSM Spiele, wenn man sie mit Handschellen ans Bett fesselte und auspeitschte, hatte sich ihr graziler Körper anmutig unter seinen Schlägen gewunden. Ihre Haut schmeckte salzig, wenn er ihren Körper abgeschleckt hatte. Ihre Scheide war schön eng gewesen. Die Striemen auf ihrer Haut hatten fast geleuchtet und er war dabei immer ganz geil geworden. Er genoss es Macht über andere Personen zu besitzen. Ihr Blut war köstlich, einmal hatte er ihr mit einen Küchenmesser den Arm aufgeschlitzt und ihr Blut getrunken. Es hatte ihn dermaßen erregt, dass er fast zu früh gekommen wäre. Aber sie hatte Schluss gemacht. Wie hatte sie das wagen können? Sie war eine Hexe und musste brennen, denn nur Hexen besaßen die Frechheit mit ihm Schluss zu machen. Das machte man so, schon im Mittelalter hatten die Menschen Frauen und Kinder als Hexen auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Wo bestand denn der Unterschied zu heute? Hubert griff nach dem Tabakbeutel und drehte sich eine Zigarette. Er steckte sie sich in den Mund und zündete sie an. Er wäre mit Sicherheit ein interessanter Fall für einen Kriminalpsychologen. Diese ganzen Mörder und Triebtäter die nach ihrer Festnahme anfingen herum zu flennen und zu jammern sie wären sexuell missbraucht worden oder ihre Eltern hätten sie misshandelt. Ausreden, für Hubert waren das nicht mehr als faule Ausreden, um sich der Verantwortung zu entziehen. Bei ihm gab es kein Kindheitstrauma, er war weder sexuell missbraucht, noch war er von seinen Eltern misshandelt oder eingesperrt worden. Er würde auch nicht davonlaufen wenn man ihn schnappen sollte. Er würde sich seiner Verantwortung stellen, falls man ihm auf die Schliche kam. Sein Blick fiel auf die Uhr am Armaturenbrett. Es war halb neun. Vielleicht sollte er zu ihrem Haus fahren und die Einrichtung zerlegen? Er verwarf den Gedanken jedoch wieder, das war Kinderkram, so was machte man mit 15 oder 16, aber nicht mit 25. Am Liebsten wäre aus dem Wagen gestürmt und hätte diese Schlampe gleich an Ort und Stelle erledigt, aber hier gab es zu viele Zeugen. Falls es ihm heute nicht gelingen sollte sie zu erwischen, morgen war auch noch ein Tag. Er hatte Zeit und er konnte warten. Er überlegte ob er ihr eine Nachricht schreiben solle, dass er genau wüsste wo sie war. Aber dann wusste sie Bescheid und wäre gewarnt, nein, besser wäre wenn sie sich in Sicherheit wiegte, dann konnte er leichter zuschlagen. Ein Grinsen huschte über seine Lippen. Hubert öffnete das Handschuhfach und holte das Überlebensmesser heraus. Die Scheide bestand aus schwarzen Leder. Er hatte es fast immer im Handschuhfach liegen. Er befestigte die Waffe an seinem Gürtel und zog das Messer aus der Scheide. Die Klinge war knapp 20 Zentimeter lang, an einer Seite hatte es lange spitze Zacken, mit denen man selbst durch Knochen schneiden konnte, während die andere Seite der Klinge glatt war. Sie funkelte im Mondlicht, und war so rein, dass er sich darin spiegeln konnte. Er zog den Ärmel seines Pullovers hoch und ließ langsam die Klinge durch seine Haut fahren. Der Anblick seines Blutes erregte ihn und er stellte sich vor, wie es wäre mit dem Messer durch die Kehle dieser Hure zu fahren. Sein Glied richtete sich auf und ein leises Stöhnen fuhr ihm über die Lippen. Ein paar Tropfen Blut landeten auf dem Beifahrersitz. Hubert holte ein Taschentuch aus der Hosentasche und verband die Wunde so gut er konnte. Der Schlüssel in seiner Tasche klimperte leicht. Er besaß noch immer Carolins Wohnungsschlüssel. Er hatte ihr gesagt, dass er ihn zu Hause vergessen hatte und er ihn ihr nächste Woche in den Briefkasten werfen wolle. Sie hatte ihm geglaubt. Bei dem Gedanken daran wie einfach es war seine Ex zu verarschen lachte er.
„Ich bin papp satt.“, sagte Carolin und lehnte sich an die Rückenlehne.
„Ja war lecker. Ich freue mich schon auf unseren Film Abend lass uns bezahlen und dann verschwinden okay?“, sagte Andrea und grinste.
Carolin gab dem Kellner ein Zeichen.
„Zahlen bitte.“, sagte Carolin als der Ober an ihrem Tisch kam.
„Zusammen oder getrennt?“
„Zusammen.“
„39,34€ bitte.“ sagte der Kellner und öffnete seine Geldbörse.
Carolin gab ihm 40 € und sagte:“ Stimmt so danke.“ .
Sie verließen das Lokal, sie ahnten nicht, dass ihnen dabei ein schwarzer Mercedes mit getönten Scheiben folgte.
Hubert nahm sein Nachtsichtgerät zur Hand und sah zu dem Haus hinüber. Alle Roll-Läden waren herunter gelassen. Die Straße lag wie ausgestorben vor ihm. Noch vor zwei Stunden waren hier Kinder in den wildesten Kostümen durch die Straße gerannt, doch jetzt war sie leer. Kein Mensch weit und breit. Ein leises Stöhnen kam ihm über die Lippen, als er sah wie Carolin und Andrea den Wagen verließen und ins Haus gingen. Bestimmt sahen sie sich irgendeinen Horrorstreifen aus der Videothek an, Caro liebte Horrorfilme aber nur die alten Dinger. Sachen wie Poltergeist, oder Halloween. Sie war ein Weichei, solche Filme brachten ihn nur zum gähnen. Er selbst stand ehr auf Filme wie The Saw oder Evil Dead. Leise stieg er aus dem Auto und schlich zum Haus hinüber.
Carolin und Andrea saßen gerade bei einer Tüte Chips und einer Flasche Baileys vor dem Fernseher. Im Film wurde Sidney von einem Unbekannten terrorisiert. Sie waren so auf den Film fixiert, dass gar nicht bemerkten, dass jemand mit einer silbernen Totenkopfmaske das Haus betrat. Das Geräusch des Fernseher übertönte Huberts Schritte, der langsam ins Wohnzimmer schlich. Die Klinge des Messer blitzte auf, Andrea schrie, als sich die Messerspitze in ihre Kehle bohrte. Carolin kreischte und sprang wie von einer Tarantel gestochen auf. Wer war das? Wie war er herein gekommen? Carolin stürzte zur Balkontür. Ihr Smartphone fiel zu Boden, aber das bemerkte sie nicht. Der Mann mit der Totenkopfmaske holte zu einem Hieb mit dem Messer aus, traf jedoch nur die Couch. Federn kamen zum Vorschein. Carolins Herz raste, kalter Schweiß floss ihr von der Stirn. Wie war der Täter hereingekommen? Sie rannte zu ihrer Nachbarin und schellte.
„Frau Jakobs öffnen sie bitte, bitte öffnen Sie.“, brüllte Carolin und hämmerte gegen die Tür. Tränen liefen ihre Wangen hinab. Sie betätige den Klingelknopf, aber ohne Erfolg. Was sollte sie tun? Wo sollte sie hin? Ihre Wohnungstür öffnete sich und Andreas Mörder stand in der Tür. Carolin wirbelte herum und stürmte die Treppe hinunter, während der Mann mit der Totenkopfmaske ihr folgte. Sie rannte auf die Straße. Sie sollte zur Polizei fahren. Wo waren ihre Autoschlüssel? Scheiße sie hatte sie in der Wohnung gelassen. Caro rannte über die Straße. Das Haus an der gegenüberliegenden Straßenseite. Vielleicht war dort jemand Zuhause? Ein Wagen raste die Straße entlang als Caro versuchte sie zu überqueren. In letzter Sekunde gelang es ihr sich zur Seite zu werfen. Ein stechender Schmerz breitete sich in ihrem Schädel aus, als sie gegen die Bordsteinkante knallte. Warmes Blut floss ihr von der Stirn. Für eine Sekunde wurde ihr schwarz vor Augen. Sie richtete sich auf und taumelte zum Gehweg. Ihr war schwindelig. Was wollte sie hier? Da war ein Mann gewesen. Andrea hatte sie sich nicht mit Andrea verabredet? Ihr wurde schlecht, ein röcheln entwich ihrer Kehle, dann kotzte sie auf den Boden. Das Quietschen von Autoreifen ließ sie aufhorchen. Ein schwarzer Wagen fuhr direkt auf sie zu. Caro warf sich zur Seite, sodass der Wagen sie um Haares breite verfehlte. Ein wahnsinniger Schmerz breitete sich in ihrem rechten Fußgelenk aus, als der rechte Vorderreifen ihren Knöchel erwischte und ihn zu Brei verarbeitete. Carolin schrie. Langsam kroch sie über den Boden auf das Haus zu.
„Hilfe, bitte helfen Sie mir Frau.“ Wie hieß die Frau noch? Erst fiel ihr ein, dass sie den Namen ihrer Nachbarin nicht kannte. Sie kannte eigentlich niemanden aus ihrer Nachbarschaft. Sie hörte wie eine Tür zugeschlagen wurde. Das ist er, dachte sie. Panik stieg in ihrem Innerem auf. „Hilfe, bitte jemand muss mir helfen.“ schrie sie. Carolin vernahm Schritte hinter sich. Ihr Fuß pochte so stark, dass sie fast wahnsinnig wurde. Sie streckte ihre Arme aus und krabbelte die weiße Holztreppe hinauf, als sie spürte wie sich Finger um ihren verletzten Knöchel schlossen. Carolin schrie. Bilder aus ihrer Vergangenheit stiegen in ihrem Innerem auf Bilder wie sie zusammen mit ihrem Ex über den Weihnachtsmarkt gegangen war. Wie sie gemeinsam in Florida am Strand gelegen hatte und die Sonne auf ihrer nackten Körper prallte. Wie sie in seinen Armen gelegen hatte und mit ihm gekuschelt hatte. Ein stechender Schmerz jagte durch ihren Körper als das Messer durch ihre Rippen fuhr und ihre Lunge zerstach. Carolin hustete und spuckte einen Klumpen Blut auf den Boden. Ein Röcheln entwich ihrer Kehle. Sie verdrehte die Augen, so dass nur noch das Weiße zu erkennen war. Sämtliche Farbe wich aus ihrem Gesicht. Sie sah aus wie eine lebende Tote. Ihre Muskeln verkrampften sich. Sie hustete und spuckte blutigen Schleim auf den Boden. Sie spürte wie Hände ihre Haare ergriffen und sie nach hinten zogen. Verschwommen nahm sie das Blut an der Klinge des Messers wahr, aber sie war zu schwach um sich zu wehren. Sie betete nur noch das es schnell ging und dieser Wahnsinnige sie nicht noch unnötig leiden lassen wollte. Ein Schnitt, dann lief Blut aus ihrem Hals, ihre Muskeln verkrampften sich. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Sie röchelte, bis sie regungslos am Boden liegen blieb.
Zwei Stunden später fanden zwei Mädchen die Leiche der Frau. Sie klingelten bei der Nachbarin, die sich um die völlig verstörten Kinder kümmerte und die Polizei rief. Die Polizisten entdeckten eine weitere Tote in der Hainallee. Der Täter wurde jedoch trotz intensiver Ermittlungen nicht gefunden.