Verdammt, wer mäht jetzt den Rasen?

Text

von  LottaManguetti

Die Geschichte unseres Seins ist in meiner Vorstellung ein Organismus, bestehend aus Herz und Nieren, Leber und Darm, Venen und Nerven, Knochen, Muskeln und Sehnen ...
Seine Hülle – unser vages Erkennen der pulsierenden, wachsenden, sterbenden und wiederauferstehenden Lebensart - formt in meiner Vorstellung ein Abbild, das trotz aller Zerklüftungen und Erhebungen letztendlich einen in sich geschlossenen Kreis, ja, eine Kugel ergibt, in der wir gefangen bleiben. Über das, was sich außerhalb davon befindet, kann ich nur spekulieren. Allgemein betiteln wir diese Spekulationen Geistes- und Naturwissenschaften, meine ich. Wir vertrauen auf Statistiken, sowie für das menschliche Hirn erkennbare Zusammenhänge.


Aus "Naivchen Lotta grübelt"


Die graue Sonne blickte teilnahmslos durch eine dichte Wolkendecke auf die Erde hinab. Noch steckte ihr die letzte Nacht in der zerklüfteten Gashülle. Sie war kaum zur Ruhe gekommen. Ihr entfernter Nachbar, das kannte sie schon zur Genüge, hatte wieder einmal die Nacht durchgefeiert und mit einem mitternächtlichen Feuerwerk auf sich aufmerksam zu machen versucht. Einen Moment lang hatte sie das Gefühl gehabt, eine neue Qualität und Quantität zu bemerken. Aber auch das war nichts Besonderes. Umso mehr verwunderte sie die Ruhe, die nun gespenstisch zu ihr hinaufgestiegen kam.
Die Dämmerung ermöglichte ihren Strahlen einen ersten neugierigen Blick auf das Darunterliegende. Schon beim ersten Durchdringen der Wolkendecke begann sich alles ungewöhnlich aufzuhellen. Ihr gleißendes Licht schob die verbliebenen Wolken unsanft beiseite und flutete mit einem Schlag den kleinen Planeten. Und was sie zu sehen bekam, raubte ihr den Atem!
Nein! Sie träumte nicht. Die Menschen waren verschwunden! Keine Seele weit und breit!
Allein auf einer Eisscholle, die nördlich des Äquators dümpelte, stand ein verlassener Rasenmäher.


Anmerkung von LottaManguetti:

2014 (für Fisch)

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Kommentare zu diesem Text


 Oggy (07.08.19)
Das muß das rostige Ding sein, das ich schon seit Jahren vermisse.
Danke für die Info! Wenn ich zufällig mal in Polarkreisnähe vorbeikomme (oder die Erdachse kippt), nehme ich ihn wieder mit und kann endlich dem heiligen Rasen in meinem Schrebergarten wieder ein vorschriftsgemäßes Outfit verpassen.

LG,
Oggy

 LottaManguetti meinte dazu am 07.08.19:
Rostig isser nicht mehr, Oggy. Ich hab ihn aufpoliert und geölt. Der flutscht wieder. Komm vorbei, am besten mittags.

Lotta

 Oggy antwortete darauf am 14.08.19:
Hallo Lotta,

bedauerlicherweise kann ich im Moment nicht, da ich gerade an einem akuten Schub von schwerer  Hephocapalytirosises leide!
Und damit ist wirklich nicht zu spaßen...

Entschuldigung!
Oggy

 TassoTuwas (07.08.19)
Lottchen, das hast du schön und wahr gesagt, in uns allen ist ein Sehnen!
Und wenn wie ganz tief in uns hinein sehen, treffen wir uns alle auf der Blumenwiese
Bis dahin LG
TT

 LottaManguetti schrieb daraufhin am 07.08.19:
Blumenwiese hört sich gut an, TT. Ich vermute allerdings, wir enden allesamt in einer Schüssel Buttermilch, die vor 2,83 Mio Jahren mit schwarzem Pfeffer und braunem Zucker bestreut wurde. Wahlweise könnte ich mir noch Erbspüree aus dunkler Materie vorstellen. Aber vielleicht sind wir doch nur in einem Stuhlbein gefangen. Ganz gewiss aber sind wir so verschwindend klein gemessen am uns umgebenden Raum, dass wir nie drauf kommen werden, wer oder was der Koch ist.


Es grüßt Naivchen Lotta von der Blumenwiese

Antwort geändert am 07.08.2019 um 10:48 Uhr
Sin (55)
(07.08.19)
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 LottaManguetti äußerte darauf am 07.08.19:
Rasenmäher sind Friedensstifter, Sin. Wusstest du das schon?

Es dankt Lottchen

 Isaban (07.08.19)
Ein Sternchen für das grandiose Schlussbild.

Liebe Grüße
Sabine

 LottaManguetti ergänzte dazu am 07.08.19:
Ich habe dem Schlussbild noch ein paar unnötige Wörtchen gemopst. Eigentlich weiß ichs ja besser, aber beim Schreiben denke ich oft nicht dran: Nebensatz max. 5 Wörter oder ein Atemzug oder innerhalb von 3 Sek zu lesen ... :D
Danke fürs Sternchen.

Lotti
Kreuzberch† (66)
(07.08.19)
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 LottaManguetti meinte dazu am 07.08.19:
Ich weiß nicht, wie wichtig es ist, dass es einer bemerkt, Stefan. Ich weiß überhaupt nix. *traurigguck
Aber das Seegras, das Seegras, das finde ich gut!
Eine Blumenwiese unter Wasser!
Hehe, TT, der Stefan hat ne Wiese für uns gefunden!

Bring die Klampfe mit, Stefan - ich spendiere Früchte vom einzigen Baum hier.

 FrankReich (07.08.19)
Bei diesem ganzen computergesteuerten Gedöns erfordert es den Menschen eh nicht mehr. Wenn jedoch auch das erst auf Eis gelegt ist, erreicht die Qualität Deiner Frage die nächste Dimension. :D

Ciao, Frank

 LottaManguetti meinte dazu am 08.08.19:
Computergesteuertes Gedöns, wie du es schreibst, Ralf, ist in vielen Bereichen ganz sicher eine Bereicherung. Doch wer nicht vorsortiert in Wichtig und Unwichtig, Nachhaltig oder Schadenbringend, muss sich an die eigene Nase fassen, bevor er sich beschwert.
Nicht vorstellbar, wenn wir per Trommeln unsere Texte verbreiten müssten! Und dann das Warten auf die Kommentartrommeln!
Ich verfüge nicht über genügend Endzeitstimmung, als dass ich in die allgemeine Hysterie einstimmen könnte. Dazu lebe ich schon zu lange und habe Vertrauen in den Gang der Geschichte.
E.T.A. Hoffmann beschrieb dereinst schon die Angst vor dem "Fortschritt", die Fremdheit der Maschinen (Der Sandmann) ...
Verglichen mit der heutigen Panikmache durch die 4. Macht im Staat, kann man gewisse Parallelen erkennen, aber eben in neuer Qualität.
Der Mensch wird regierbar mit Angst und diese lässt sich so mancher vergolden.;-)

Mal gucken, wohin die Reise geht.

Angstfreie Grüße
Lotta

Antwort geändert am 08.08.2019 um 09:24 Uhr

 FrankReich meinte dazu am 08.08.19:
Nun, Schreibmaschinen, bzw. Computer sind ja nichts anderes als übermodernisierte Trommeln, solange der Mensch sie noch bedienen muss. Aber selbst wenn der Rasenmäher sich selbst betreiben könnte, ist er zunächst auf Eis gelegt, fraglich bleibt auch, ob er wasserdicht ist und das Seegras eine Alternative bietet, und, ach, Moment, verdammt, wie kommt denn jetzt die Kuh auf das Eis? Das muss wohl an der Strahlung liegen, aber wozu Zukunftsängste, solange es noch Zeitungen gibt, schließlich sind die multifunktionell und vielleicht sogar eines Tages auch in der Lage, den Rasen zu mähen, so virtuell er auch sein mag.

Ciao, Frank

 LottaManguetti meinte dazu am 08.08.19:
Jetzt hab ich Bilder im Kopp!


 FrankReich meinte dazu am 08.08.19:
Wer hat denn damit angefangen,

 TrekanBelluvitsh (07.08.19)
But we've taken back control and been great again. That's all that counts.

 LottaManguetti meinte dazu am 08.08.19:
Hattu blöde blonde Parücke uff, Trumkan?

Who is great, becomes small again.

Alte Elefantenweisheit aus dem indischen Dschungel

Wer hoch stapelt, kann tief fallen.

Alte deutsche Weisheit aus dem Eichenwald

Gut Holz, mein Freund!

Lotta
Fisch (55)
(08.08.19)
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 LottaManguetti meinte dazu am 08.08.19:
2014 wars, als ich den Text aufm Blog gepostet habe, glaub ich jedenfalls gelesen zu haben. :D
Überarbeit 2019.
Mit dir Kräuter gesammelt: 2018
und überhaupt in Ewigkeit Amen.



Die Rechte auf den Rastenmäher, auf diesen speziellen, gehören natürlich dir, denn fragtest du einstmals nicht:
"Wir sind bald alle tot und wer mäht nun den Rasten?"

Ich hatte nur diese Antwort und eine weitere.
:D

Älskar hälsning och kyss
Lotti

Antwort geändert am 08.08.2019 um 13:51 Uhr

 Willibald (08.08.19)
Der ursprüngliche Kommentar wurde am 08.08.2019 um 17:02 Uhr wieder zurückgezogen.

 LottaManguetti meinte dazu am 12.08.19:
Super! Danke ;)
Agneta (62)
(08.08.19)
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 LottaManguetti meinte dazu am 12.08.19:
Danke, M.

:)

 AchterZwerg (08.08.19)
Warum habe ich hier noch nicht kommentiert?

Einige werden es ahnen: Weil der Rasenmäher und ich beschäftigt waren, der dann aber die Grätsche machte, niemand ihm helfen konnte und Lotta nicht da war.
Wahrscheinlich weil sie ihre empfindliche romanische Haut einölen wollte, nicht aber meinen Mäher!
Das Gedicht ist trotzdem gut. :)

Liebe Grüße
der8.

 LottaManguetti meinte dazu am 12.08.19:
Ist ja kein Muss, Achti.
Aber schön ists dennoch.
Lotta ist öfter mal nicht da, sagt sie. Sie arbeitet, werktags für die Vermeidung von Hunger und Durst, sowie ein Dach überm Kopp und an freien Tagen an der Datsche im Waldesinnern.
Romanische Haut einölen mit Rasenmäheröl? Ich muss ja wohl bitten! Es geht nix über kaltgepresstes Argan!
:D

Liebe Grüße nach Ffm
Lotti

Antwort geändert am 12.08.2019 um 13:16 Uhr

 Dieter_Rotmund (11.08.19)
Den Teil von "Es war..." verstehe ich nicht. Was soll der?

Den Rest finde ich auch noch reichlich kryptisch, sorry. Die Abschlussidee mit dem Rasenmäher ist zwar gut, aber das hebt die übrigen Minusstellen nicht auf.
Lotta, das kannst Du besser!

 LottaManguetti meinte dazu am 12.08.19:
Jedem Leser Recht getan, lieber Dieter, ist eine Kunst, die niemand kann.

Nun weiß ich gar nicht, was an dem Text dir negativ auffiel bzw. ein Rätsel blieb.

Aber ich weiß, dass wir komplett unterschiedliche Geschmäcker haben (s. Forum, als es um jene konfliktfreien Filme ging).
Trotzdem schaue ich nochmal drüber.

Danke
Lotta

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 12.08.19:
Neee, Geschmack hin oder her, das ist größtenteils vage und rätselhaft ("...formt in meiner Vorstellung ein Abbild, das trotz aller Zerklüftungen und Erhebungen letztendlich einen in sich geschlossenen Kreis, ja, eine Kugel ergibt" - also bitte!). Bitte an den unvoreingenommenen Leser denken, der ja nicht in Deinem persönlichen Befindlichkeitssaft schmort...
Danke.

 LottaManguetti meinte dazu am 12.08.19:
Nö, Dieter. Gedankensaft hin oder her. Das ist beileibe kein Lexikoneintrag.
Aber ich kann damit leben, dass es DIR zu kryptisch ist.
;)
Lotta

 GastIltis (18.08.19)
Hallo Lotta, ein Rasenmäher ist mehr etwas für Arme. Ab ungefähr zweitausend Quadratmetern Grundbesitz wird es erst interessant. Da haben die Eigentümer einen Rasentraktor. Glaub mir, wenn du jemand kennen solltest, der zu dieser begüterten Klasse gehört, und du bekommst die Gelegenheit, ihn zu besuchen, gibt es nur eins. Er wartet förmlich auf den Moment, dich unauffällig in eine abgelegene Ecke zu geleiten, wo er, blankpoliert, gut geschützt unter einer sicheren Abdeckung auf seinen nächsten Einsatz wartet: der Rasentraktor, quasi der verlängerte vergeistigte materialisierte Arm seines Besitzers. Eine Vorführung ist nicht zwingend; die Flächen sprechen für sich. Insofern ist ein simpler Rasenmäher (Akku oder nicht) fast eine Beleidigung der Gattung Mensch, zumal auf Eis. Und, was auch sonst gilt: erst stirbt der Traktor, dann stirbt der Mensch. Ich spreche in Kenntnis von mindestens fünf persönlich erlebten Besichtigungen, nein sechs. Das größte Grundstück war 6000 m² groß. Da fängt der Mann als Fahrer fast an, in Emotionen zu schwelgen, was sage ich, zu vergehen. Erst stibt der Wald …
Sei herzlich gegrüßt von Gil.

 LottaManguetti meinte dazu am 19.08.19:
Lieber Verehrer,

mein Schwiegervater sagt immer, früher hatten sie einen Garten, heute einen Park. Und er hat Recht!
Mit Mitte 80 gönnte er sich für dieses Riesengrundstück (5000 m²) vor zwei Jahren einen Traktor zum Mähen. Ich musste schmunzeln, als ich deinen Kommentar las.
Für die vergleichbar kleine Rasenfläche nebenan, sprich das Stückchen Lichtung(unsere), die vor allem Fischen zum Zelten Platz bietet, gibt es schon einen Rasenmäher. Allerdings fehlt zu aller Romantik die Eisscholle.
Hm.
Und manchmal, lach nicht(!), mähe ich sogar im Wald das Gras, weil sich dort meine Wäscheleinen befinden. Jetzt lache ich, weil ich ein Bild dazu habe, du aber nicht.
Ich kann dir aber versichern, dass der Wald im Fläming noch lebt. Und wie! Und ich passe auf ihn auf, wie auch auf die Kraniche, Bussarde, Spechte, Murglhupfe, Fasane, ...

Herzliche Grüße von mir

Lotta

Antwort geändert am 19.08.2019 um 13:51 Uhr
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