An der Ampel

Kurzprosa

von BeBa

Als ich an der roten Ampel stehe, laufe ich mir selbst über den Weg. Ich werfe einen Blick in mein Auto. Autos an Ampeln traue ich nicht. Warum sollte ich dann ausgerechnet mir trauen? Diesen Zweifel lese ich in meinem Blick. Und der gefällt mir nicht. Ich habe eine Aversion gegen pauschales Misstrauen und habe vorschriftsmäßig bei Rot gehalten, stehe nun hier und warte geduldig auf Grün. Und doch ist mir nicht ganz wohl dabei, wenn ich jetzt diese Straße überqueren soll. Es ist grün, mein Auto steht, und doch ist da diese Restangst. Warum? Die Räder stehen still, ich schaue mich an und signalisiere mir damit, dass ich mich wahrgenommen habe als Fußgänger, der die Straße überqueren will. Also sollte ich jetzt endlich mal losgehen. Es bleibt nicht ewig grün für mich und auch nicht ewig rot. Also voran! Wir beide haben direkten Blickkontakt. Ich betrete die Straße, mache einen ersten Schritt. Den zweiten, obwohl ich meinen fragwürdigen Blick durch die Windschutzscheibe bemerke. Ich mag nicht, wenn man mich fixiert! Noch ein Schritt. Nein, mein Blick ist nicht starr…

Ich gehe schneller, dritter, vierter Schritt, bald ist die Hälfte geschafft. Geh, geh endlich! Will ich mich provozieren? Verdammt, geh doch. Es ist grün für mich! Die Ampel springt um. Rot! Mir bleibt keine Zeit mehr, zu mir herüber zu schauen. Grün! Ich bin immer noch nicht drüben, habe aber freie Fahrt. Fahre los. Habe befürchtet, dass ich nun losfahre.

… mein Blick ist irre! Während ich losfahre, versuche ich schnell noch über die Straße zu kommen, erwische mich aber, spüre nichts, fühle nichts … am Ende ist alles meine Schuld!