Mahlzeit

Sonett zum Thema Sensibilität

von  FrankReich

Die heile Welt folgt einem recht sonoren
Halbton eine Treppe tiefer ins Labor,
verdrängte Zärtlichkeiten keimen hoch, um zu rumoren,

Ärzte fanden jüngst in Nasennebenhöhlen einen Anflug von Humor;
mit Ringen, die die Augen stumm umfloren
stürzt ein ausgemacht verwirrter Grundtenor
die Zukunft, und ein Pilz verdient sich seine Sporen,
dazu gähnt ein Kirchenchor
und irgendwie wirkt selbst die Wirklichkeit verloren,
weil sie ihr Gesicht im Staub verlor,
das Wasser schießt aus allen Rohren,
Sänger blasen Trübsal in ein taubes Ohr,
zu Trockeneis erstarren vier Sponsoren,
da ihr weißer Bär am Pol erfror,
die Brauereibesitzer haben jene Frau erkoren,
die ihren Most zu Wein vergor,
an dünnen Strippen hängt der Mond, erfroren,
Endlichkeit steigt aus der Zeit empor,
und wie ein Dröhnen in den Ohren,

ein Aufschrei aus Motoren,
scheint es, als ob das All sich gegen alle Gegenwart verschwor,
doch recht reizvoll, kurz davor,
verbellt ein Pudel, unverfroren,
einen dunklen Korridor,
auf dessen Fliesen längst schon Herbivoren
grasen, Schlangen klammern sich ans Regenrohr,
ein alter Mann lässt seinen Bart im Schnee verschmoren,
aus dem fünften Stockwerk fällt ein Wandtresor
einem Schäfer ins Genick, der einem Lamm die Nase schor,
Bademeister ziehen aus, um einen Fischteich zu verchloren,
in sauren Flüssen schwimmen ausgegoren
Seelen aus Fluor und Chlor,
gemeinschaftlich im Nichts verschworen,
lustvoll knarrt ein Scheunentor,
und Wünsche werden neu geboren.


Anmerkung von FrankReich:

Zweieinhalbfaches Sonett und Madrigalon.

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