Glaubensakte

Sonett zum Thema Umbruch

von  FrankReich

Sie stammen wie ihr aus den gleichen Rippen,
den gleichen Wiegen und den gleichen Wippen,
sie sind genau wie ihr so fein gerippt,
sie springen morgens schon von unbekannten Klippen,
sie geben sich besonders ausgeflippt.
Das macht sie glauben, sie bedienten ihre eignen Strippen.

Doch wird die Suppenschüssel, aus der jeder Mensch gern dippt,
so wie das Glas, an dem wir rührig nippen;
von vornherein verheimlicht; ständig ausgekippt;
damit wir nicht schon aus den Schuhen kippen
bevor die Zukunft mit den Fingern schnippt.
Es scheint bestimmt, wer wo wie was wann nippt.

Wir haben nur ein Grundbekenntnis auf den Lippen,
ein Credo; wie ein Takt; den wir da schnippen,
der Fuß stets wippt;
als Kohle auf die Glut geschippt,
und fort vererbt von Stamm zu Sippen.
Wir stehen immer noch an strohbedeckten Krippen,

das Brot in Blut und Schweiß gestippt.
Der wahre Glaube jedoch tippt
auf Dinge, die es just noch gar nicht gibt.


Anmerkung von FrankReich:

Eineinhalbfaches Madrigalsonett aus drei Sextetten und einem Triplet.

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (29.12.19)
Hallo Frank,
"Der wahre Glaube jedoch tippt
auf Dinge, die es just noch gar nicht gibt."
Es ist ein progressiver Glaube, auf den du hier mit originellen Reimen abhebst.
Servus
Ekki

 FrankReich meinte dazu am 29.12.19:
Hi Ekki,

alle Welt glaubt nur an Vergangenes oder das Sichtbare in der Gegenwart, worin liegt wohl das Handicap begründet, seinen Glauben in die Zukunft zu investieren?

Ciao, Frank

P.S.: Danke auch für Deine Empfehlung.

Antwort geändert am 29.12.2019 um 12:38 Uhr
Sätzer (77)
(30.12.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 FrankReich antwortete darauf am 30.12.19:
Danke, Sätzer,

aber wozu noch Berge versetzen, wenn mittlerweile so viele Wege hindurch führen? :D

Ciao, Frank

P.S.: Jules Verne hat die Verwirklichung des Raumfluges nicht mehr erleben können, in "Die Reise zum Mond" nimmt er allerdings einiges vorweg, Ich denke, dass diese Art der Vision um einiges sinnvoller ist, als auf einer Scheibe zu hocken, und die alten Gurus anzubeten. Ist es nicht gerade die Annahme des Übersinnlichen, die uns daran hindert, sinnlich oder sogar sinnig zu sein?
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