Ob man die Bayern nun liebt oder hasst: 8:2! 1:0! Und: Eines scheint klar zu sein - der Müller ist kein Sabbel-Babbel. Szene.

Text

von  Willibald

W. liest Zeitung, den Sportteil, ein Interview von Kneer und Warmbrunn mit Thomas Müller.
Liest dann für S. zwei Abschnitte laut vor:

Kneer/Warmbrunnn:
2013 war es die Geschichte, dass die Bayern diesen Champions-League-Pokal dringend wollten - gerade die Generation Lahm, Schweinsteiger, Robben, Ribery, der man immer vorgehalten hatte, sie würde nichts Großes gewinnen. Welche Geschichte hat der Klub 2020 zu erzählen?

Thomas Müller:
Auch eine gute. Die jungen Spieler sind extrem hungrig - und auch die Alten wollen es noch mal wissen.
Geschichten erzählt man aber immer erst nachher.


[…]

Kneer/Warmbrunnn:
Damit der Müller sein kreatives Durcheinander anrichten kann, darf alles andere nicht durcheinander sein.

Thomas Müller:
Richtig. Ich würde es aber lieber so sagen: Wenn das Offensivspiel berechenbar ist und einem Plan folgt, funktioniere ich viel besser, als wenn das Offensivspiel nur von individuellen Aktionen lebt.


Kneer/Warmbrunnn:
So wie es unter Carlo Ancelotti und Flicks Vorgänger Niko Kovac war? Unter Kovac waren Sie am Ende fast nur Ersatz; er würde Sie bringen, hat er einmal gesagt, wenn "Not am Mann" sei.

Thomas Müller:
Ich beschäftige mich nicht mit der Vergangenheit. Aber für mich waren meine Karriereausschläge immer relativ erklärbar. Ich brauche das, was ihr Journalisten immer "Automatismen" nennt. Wenn zwei Spieler sich nicht mal anschauen müssen, um zu wissen, was gleich passiert, dann bin ich gut.


SZ, 1. AUGUST 2020, INTERVIEW VON CHRISTOF KNEER UND BENEDIKT WARMBRUNN

W. (legt die Zeitung beiseite):
Mensch, das mit der „Geschichte“ ist schon sehr gut. Könnte im Leistungskurs Deutsch gewesen sein, der Müller.
Aber da war er nicht.
S.:
Er ist halt ein praktisches Gscheidhaferl und  er hat Abitur. Und er ist kein Klugschwätzer.
Schon geschickt, wie er das macht, bei der Frage nach Nico Kovacs: Kein Nachtreten. Nix.
W.:
Er kümmert sich um sein Karma. Sonst wär er im nächsten Leben vielleicht Zeugwart.
S.:
Oder Lothar Matthäus.

(Lange Pause, W. schließt die Augen, dann mit Wärme:)

O ja, wir aus Bayern,  unterwegs zu sein, unterwegs zu einem Gipfel, das ist unsere zweite Natur.
In der Seele des Bayern, der Bayerin wohnt eine Pflicht, die Berge nicht einfach nur schön sein zu lassen.
Wir sind wir, weil wir dem Gebirge nahe sein wollen.
Seine Abstossung und seine Schroffheit ziehen uns magnetisch an,
als ob wir eine Art von Verwandtschaft fühlten.
Wir suchen den Aufstieg und sind dabei wie Thomas Müller einer ist.
Wir sind er und wir sind wir. Er wird im nächsten Spiel zwei Tore schießen.
Zwei gestorchte Müllertore.
Das sagt nicht nur Bluebirds schreibender Spiritismusroller, diese Dockstation mit Vergangenheit und Zukunft.
Die Geschichte ist geschrieben.
S.
Öha.



Zeitungslektüre

P.S.

Kingsley Coman, ein Pariser, traf früh in der zweiten Halbzeit.
Manuel Neuer, der brillante Torwart, stellte sicher, dass die Führung hielt.
0:1.

P.P.S.
Der Hüne Niklas Süle - unvermittelt früh für den muskelverletzten Jérôme Boateng eingewechselt, reich belohnt am Ende einer Saison, die mit einem Kreuzbandriss begann - griff sich nach dem Spiel den Trainer Flick und warf ihn mühelos in den Himmel, und genau in diesem Moment kam  im leeren, nächtlichen Stadion "Halleluja" aus den Boxen. Das richtige Lied zur richtigen Stunde.

P.P.S.
"Wir hatten ein Quentchen Glück und Manuel Neuer zwischen den Pfosten." (Thomas Müller)

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Kommentare zu diesem Text


 LotharAtzert (01.08.20)
Lieber Willibald,
darf ich dich mal was fragen - was ist eigentlich dieses Karma, von dem man immer wieder in letzter Zeit hört.
(Ich hätte dir natürlich nicht so eine gemeine Frage gestellt, hättest du von Fredi, Adi und Eintracht Frankfurt geschrieben ;)

 AchterZwerg meinte dazu am 01.08.20:
Touché! :D

 Willibald antwortete darauf am 01.08.20:
Grüße Dich, Lothar. Gegenfrage: Was hältst Du von George Best?=

Die Leute sagen, ich hätte mein Geld verschwendet. Ich sage, 90 Prozent gingen drauf für Frauen, schnelle Autos und Alkohol. Den Rest habe ich verschwendet.
George Best, nordirischer Profi-Fußballer (1946-2005)

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 02.08.20:
Dazu sage ich nur: Andy Möller hatte vom feeling her immer ein gutes Gefühl.
Was ist jetzt mit Karma?

 Willibald äußerte darauf am 02.08.20:
Karma ist Karma. Life is life. Frau ist (?) Frau.
Nicht zu vergessen: Lothar ist Lothar.
greetse
ww

Antwort geändert am 02.08.2020 um 13:42 Uhr

 AchterZwerg (01.08.20)


Meine Lieblingsstelle:

"W.:
Er kümmert sich um sein Karma. Sonst wär er im nächsten Leben vielleicht Zeugwart.
S.:
Oder Lothar ..."

Willibald, ick liebe dir!
Deine boshaften Anmerkungen muten fast wie Zwergenfantasien an *hüstel).

 Willibald ergänzte dazu am 01.08.20:
Für Bluebird zum Stimulieren, lieber Achter:

Fünf Tage sollst du arbeiten, wie die Bibel sagt. Der siebte Tag gehört dem Herrn, deinem Gott. Der sechste Tag ist für den Fußball.



Nun da gibt es noch die Chordettes mit "my boy Lollipop":

 my Boy Lollipop

Bei den Chordettes singt vom Mann ihrer Wahl, den sie als “sugar dandy” und als “sweet as candy” bezeichnen, dem sie ihre Liebe gestehen und den sie als ihren “boy lollipop” präsentieren.

Stratton weist darauf hin, dass die Bedeutung des Ausdrucks “Lollipop” im europäischen und euroamerikanischen Kontext sich deutlich von den Assoziationen mit “Lollypop” im afroamerikanischen Sprachgebrauch unterscheide. Dächten Europäer und Euroamerikaner an Süßigkeiten, ließen sich gerade in Blues-Songs der 1940er Jahre Textelemente entdecken, die “Lollypop” als Slang-Vokabel zur Beschreibung von Fellatio-Praktiken einsetzten – so beispielsweise in Roy Browns “Lolly Pop Mama” .

Aber, das ist die Heiterkeit der Jugend, die in meiner Jugend so schwer zu entdecken und zu leben war.



Reklame des Anfangs überspringen)

Antwort geändert am 04.08.2020 um 10:16 Uhr

Antwort geändert am 04.08.2020 um 10:17 Uhr

 EkkehartMittelberg (01.08.20)
Bevor der eine Müller losmüllerte, streckte er den Po raus, der andere setzt den Verstand ein.
LG
Ekki

 Willibald meinte dazu am 01.08.20:
Grüß dich, Ekki, um den Gerd mal zu würdigen, sei Ambrose Bierce herbeizitiert:
Gehirn: Ein Apparat, mit dem wir denken, dass wir denken.

 AchterZwerg meinte dazu am 02.08.20:
Das schreit nach Ergänzung, lieber Ekki

Unterdrückte Homosexualität in der ehemaligen DDR
in Form genialer Klapphornverse :)

Zwei Knaben reckten ihre Pos,
ein andrer lief zum Müller los.
Der Müller aber musste müllern
und seinen "Plan" erfüllern.

Antwort geändert am 02.08.2020 um 07:03 Uhr

 Willibald meinte dazu am 02.08.20:
Hua, ich nehme mal zum Ausgleich den Weg ins Sublime:

L’homme n’est qu’un roseau, le plus faible de la nature; mais c’est un roseau pensant.
(Der Mensch ist nur ein Schilfrohr, das zerbrechlichste der Natur; aber er ist ein denkendes Schilfrohr.)

Ist das nicht einfach und schön und klug von diesem Pascal?

 AchterZwerg meinte dazu am 02.08.20:
Ja. :)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 03.08.20:
Ein Schelm, der hier widerspricht.

 Willibald meinte dazu am 03.08.20:
HUA, ein Spiel mit zwei Bedeutungen: von "Schelm".
1. zu Scherz, Neckerei, lustigen und mutwilligen Streichen aufgelegter Mensch, Schalk, Spaßvogel
[vertraulich] Schlingel, Frechdachs
[bildlich] ...
2. [veraltet] ehrloser, unehrlicher Mensch, Betrüger, Dieb
Greetse an Ekki

Antwort geändert am 04.08.2020 um 10:04 Uhr
Zur Zeit online:
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