Perikles in Düsseldorf #5
Erzählung zum Thema Reisen
von Graeculus
Anmerkung von Graeculus:
Fortsetzung folgt.
Kommentare zu diesem Text
Das wird ja immer komischer, im besten Sinne des Wortes. Ich hoffe mich noch lange amüsieren zu können.
LG
Ekki
LG
Ekki
Kommentar geändert am 26.10.2020 um 00:29 Uhr
Etwa an dieser Stelle wurde mir siedendheiß bewußt, daß ich aj nun irgendwie herauskommen mußte aus dieser Geschichte. Wie in aller Welt sollte ich sie enden lassen?
Nur nebenbei: Seit der 1. Fortsetzung kapiere ich besser den Charakter der Erzählung.
Wegen des Rückkehrmotivs findet jedoch meine Erwartungshaltung wieder Nahrung: es könnte ja Perikles' Rückkehrwunsch ein Zeichen sein - z. B. Umkehr für uns?
Wegen des Rückkehrmotivs findet jedoch meine Erwartungshaltung wieder Nahrung: es könnte ja Perikles' Rückkehrwunsch ein Zeichen sein - z. B. Umkehr für uns?
Nicht für uns, unsere Gesellschaft, aber halbbewußt mag der Gedanke eine Rolle gespielt haben, ich möge zurückkehren in die Zeit der Antike.
Jeder hat einen Begriff von Heimat, zu dem es ihn zurückzieht. Das funktioniert leider auch mit platten und albernen Heimatbegriffen. *seufz*
Für einen Griechen gab es ein recht präzise Vorstellung von Heimat: wo die Väter lebten und die Volksversammlung beriet. So klagt Alkaios im Exil:
(Alkaios von Mytilene)
Karge Nahrung und Schutz suchend, so kam ich her,
leb‘, wie Bauern es tun auf ihrem Ackerlos.
Nur eins sehn ich herbei: zu hören
wie Heroldes Ruf zu der Versammlung lädt,
wo mein Vater ergraut und meines Vaters Ahn,
wie sie pflogen des Rats mit diesen Bürgern, die
stets nur Böses gegeneinander sinnen. -
Mir ist das versagt. Fern an den fernsten Strand
zog ich, einsam, verbannt. Hauste, wie der gehaust,
den ein reißender Wolf ansprang: man meidet ihn.
[...]
leb‘, wie Bauern es tun auf ihrem Ackerlos.
Nur eins sehn ich herbei: zu hören
wie Heroldes Ruf zu der Versammlung lädt,
wo mein Vater ergraut und meines Vaters Ahn,
wie sie pflogen des Rats mit diesen Bürgern, die
stets nur Böses gegeneinander sinnen. -
Mir ist das versagt. Fern an den fernsten Strand
zog ich, einsam, verbannt. Hauste, wie der gehaust,
den ein reißender Wolf ansprang: man meidet ihn.
[...]
So fühlst du dich, werter Graeculus, in der Haut deiner Perikles-Figur, gleichsam und partiell im Exil unserer Zeit? Aber immerhin freiwillig und nobel auf dem Dobel ... verzeih mir den liebevollen Scherz, ich fühle mich ja selbst manchmal als Exilant im eigenen Land.
Zunächst wollte ich auf Trekans Frage nach dem Begriff "Heimat" eingehen, nämlich angeben, was Heimat für einen Griechen bedeutete - eine Sicht, die übrigens frei ist von Idylle:
"wie sie pflogen des Rats mit diesen Bürgern, die
stets nur Böses gegeneinander sinnen."
Ja, da wurde gestritten, aber es war eine Gemeinschaft, die lebte, und man wußte, worum es ging.
Die Probleme der Jetztzeit werden mir immer fremder. Früher habe ich bei meinem Vater den Kopf geschüttelt, wenn er sowas sagte; heute trifft es mich selber.
Ah, und das im Original: "amariorem enim me senectus facit; stomachor omnia. sed mihi quidem βεβίωται; viderint iuvenes."
Wie er da an einer Stelle, an der das Lateinische (wie auch das Deutsche) versagt, ins Griechische wechselt: ein unpersönliches Perfekt Passiv = es ist gelebt worden!
"wie sie pflogen des Rats mit diesen Bürgern, die
stets nur Böses gegeneinander sinnen."
Ja, da wurde gestritten, aber es war eine Gemeinschaft, die lebte, und man wußte, worum es ging.
Die Probleme der Jetztzeit werden mir immer fremder. Früher habe ich bei meinem Vater den Kopf geschüttelt, wenn er sowas sagte; heute trifft es mich selber.
„Das Alter macht mich ziemlich bitter, die Fliege an der Wand ärgert mich. Aber was mich angeht – mein Leben liegt hinter mir; viderint iuvenes, d.h. jetzt sind die Jungen dran.“ (Cicero, ad Att. XIV 21,3)
Wie er da an einer Stelle, an der das Lateinische (wie auch das Deutsche) versagt, ins Griechische wechselt: ein unpersönliches Perfekt Passiv = es ist gelebt worden!
Antwort geändert am 27.10.2020 um 14:23 Uhr
Aber was mich angeht – mein Leben liegt hinter mir.
Bleibt die Frage,ob dieses Phänomen ein Anzeichen dafür ist, dass jene Leute nicht mit ihrer eigenen Sterblichkeit zurechtkommen.
Gewiß, die Welt und die Geschichte wimmeln von alten Männern, die sich an die Macht klammern. Aber das sind eben keine Ciceros (der es übrigens dennoch erleben mußte, daß er geköpft wurde).
Sulla ist ein berühmtes Beispiel für einen alten Mann, der frewillig und ohne Druck abgetreten ist.
Die sich an die Macht klammern, haben wohl in der Tat ein Problem mit ihrer Sterblichkeit. Die anderen, die resignieren, mögen ebenfalls ein Problem damit haben - aber sie lassen das nicht an anderen aus, sondern sagen: "Viderint iuvenes."
P.S.: Der Bundesinnenminister, will oder muß ern ach der nächsten Bundestagswahl aufhören?
Fast tragisch ist ja Thomas Oppermann.
Sulla ist ein berühmtes Beispiel für einen alten Mann, der frewillig und ohne Druck abgetreten ist.
Die sich an die Macht klammern, haben wohl in der Tat ein Problem mit ihrer Sterblichkeit. Die anderen, die resignieren, mögen ebenfalls ein Problem damit haben - aber sie lassen das nicht an anderen aus, sondern sagen: "Viderint iuvenes."
P.S.: Der Bundesinnenminister, will oder muß ern ach der nächsten Bundestagswahl aufhören?
Fast tragisch ist ja Thomas Oppermann.