Ach Mensch, Du fehlst!

Brief zum Thema Tod

von  IngeWrobel

Ach Mensch, Du fehlst!

In Gedanken und im Gedenken an S. 

Du hattest schon dritte Zähne,
ich vor Dir ein Hörgerät.
Du hattest, buchtechnisch, Pläne –
ich fand das für mich zu spät.

Nun bist Du vor mir gegangen. 
Ich steh hier alleine rum, 
mit Deinen Träumen behangen,
und frag das Schicksal: „warum?“

Jetzt schreib ich alleine weiter
am Buch, das man „Leben“ nennt.
Ich fürchte, es wird nicht heiter:
Ich hab den Humor verpennt.

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Kommentare zu diesem Text


 TassoTuwas (06.01.21)
Liebe Inge,
um diese Zeit des Jahres übertragen wir die Geburtstage vom alten in den neuen Kalender, und wieder sind es ein paar weiniger.
Irgendwann werden wir in anderer Menschen Kalender nicht mehr stehen.
So ist es, und doch finde ich den feinen Humor in diesem Gedicht und das ist gut so!
Liebe Grüße und dir alles Gute für 2021
TT

 IngeWrobel meinte dazu am 06.01.21:
Lieber TT,
ich führe schon länger keinen Geburtstagskalender mehr – das ist zu deprimierend.
Obiges schrieb ich spontan, nachdem ich vom Tod eines langjährigen Autorenfreundes erfuhr, der auch noch (ausgerechnet!) an meinem Geburtstag starb.

Wie soll man damit umgehen, wenn drumherum die Freunde sterben? Wie die Traurigkeit in Worte fassen?
Mein Humor, der längst zum Galgenhumor wurde, malt dann Bilder im Kopf, die mich an Zille, Tucholsky, Kaleko erinnern. Dem Natürlichen, weil unausweichlich, halte ich dann meine Schnoddrigkeit entgegen.

Danke für Dein Einfühlen!
Dir auch nur Bestes
und liebe Grüße
von der Inge

 Moja (06.01.21)
Liebe Inge,

Deine gereimten Zeilen klingen so nonchalant leicht, dabei weiß man ja, wie viel Trauer, Leid dahinterstecken, die feine Ironie schafft Distanz, um so schreiben zu können und weiterzumachen.

Gute Wünsche für Dich im neuen Jahr,
herzlich,
Moja

 IngeWrobel antwortete darauf am 07.01.21:
Liebe Moja,
wie ich oben schon schreibe: Der Tod ist unausweichlich – und jeder muss zusehen, wie er mit dieser Tatsache umgeht.
Ich habe schon viele Nachrufe für Freunde geschrieben. Jeder Abschiedstext ist anders, so wie ja auch diese Menschen unterschiedlich waren.
Als ich vom Tod von S. erfuhr, war ich einen Moment lang ein bockiges Kind, das mit den Füßen aufstampft und sagt: Och Mensch, warum gerade er?
Ich bin ein positiv nach vorne blickender Mensch – obwohl es mir manchmal schwer gemacht wird.
Dennoch weiß ich, dass es wieder ein Lachen geben wird.
Und so wünsche ich auch Dir viele Glücksmomente im neuen Jahr!
Herzlich
Inge
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